Wertvolle neue Hinweise im Fall Yolanda Klug
Wo ist Yolanda Klug? Die Studentin ist wie vom Erdboden verschluckt, eine Spur führt zu Scientology. Jetzt hat die Polizei neue, vielversprechende Hinweise.
Eine Woche nach der Ausstrahlung der Sendung "Aktenzeichen XY…Vermisst" haben die Ermittler in Leipzig eine Reihe neuer Hinweise auf den Verbleib der vermissten Studentin Yolanda Klug eingesammelt – und es werden täglich mehr.
Bei der Polizei klingele weiter das Telefon, sagt Staatsanwalt Andreas Ricken zu t-online. Insgesamt freue man sich seit der Sendung am vergangenen Mittwoch über 58 neue Hinweise. Am Tag nach der Ausstrahlung waren es noch 15.
Staatsanwaltschaft Leipzig: Einige Tipps bringen Ermittlungen voran
Wichtig vor allem: "Die Hinweise sind nicht alle haltlos. Es gibt einige, die zu weiteren Ermittlungsansätzen führen."
Konkret meldeten laut Ricken mehrere Menschen, Yolanda nach ihrem Verschwinden am 25. September 2019 gesehen zu haben. Darunter seien Sichtungen, die rund um genau jenen Tag im Spätsommer erfolgten. Durch sie können die Ermittler möglicherweise mehr über Yolandas Wege herausbekommen.
Staatsanwalt Ricken: "Jetzt geht es darum, jeden einzelnen Hinweis gründlich zu prüfen und unter anderem auf Plausibilität abzuklopfen."
Yolanda auf dem Weg zu Ikea verschwunden
Die damals 23-jährige Yolanda Klug war im September 2019 von ihrer WG in Leipzig mit dem Bus zu Ikea gefahren, um dort einige Kleinigkeiten einzukaufen. Anschließend wollte sie zu einem Studentenfest. Ob sie je dort ankam, ist aber ungewiss.
Die Polizei glaubt nicht an ein freiwilliges Verschwinden. Denn die als lebenslustig beschriebene junge Frau hatte diverse Reisepläne, außerdem lag ihr Pass noch in der Wohnung und 8.000 Euro auf ihrem Konto blieben unberührt.
Die Scientology-Spur
Eine Spur führt zu der Sekte Scientology: Das bestätigte auch die Polizei Leipzig. "Wir haben auch die Rolle des Glaubens von Yolanda in unseren Ermittlungen einbezogen, insbesondere auch ihren Austritt bei Scientology. Im Ergebnis davon können wir sagen, dass wir einen Zusammenhang damit bis heute nicht ausschließen können", sagte Polizeisprecherin Dorothea Benndorf.
Besonders brisant erscheint in diesem Zusammenhang, dass Yolandas Mutter Recherchen von t-online zufolge ein führendes Mitglied bei Scientology in der Schweiz war und selbst vor einigen Jahren von der Bildfläche verschwand. Ihre Spur verliert sich in Südafrika.
Auch der Kommentar eines ehemaligen Lehrers von Yolanda lässt hellhörig werden: Die junge Frau sei "die Einzige in der Familie, die nicht bei Scientology mitmachen wollte", hatte Benjamin D. zu t-online gesagt.
Was ist Scientology?
Scientology ist eine religiöse Bewegung, die sich auf die Lehre des US-Schriftstellers L. Ron Hubbard bezieht. Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen spricht von "sektiererischem Verhalten". Der Verfassungsschutz warnt vor der Scientology Organisation (SO): "Der totalitäre Charakter der SO zeigt sich unter anderem in der Methode, eine in alle Lebensbereiche erstreckende Kontrolle über die Mitglieder auszuüben und diese aufzufordern, sich gegenseitig zu melden."
Wurde Yolandas Mutter je zum Verschwinden ihrer Tochter befragt?
Der Komplex Scientology ist allerdings ein heißes Eisen für die Ermittler. Ob unter den neuen Hinweisen auch solche sind, die in Richtung der Sekte weisen, wollen sie nicht preisgeben. Ebenfalls keine Auskunft gibt es auf die Frage, ob aktuell Kontakt zur Mutter von Yolanda besteht. Und selbst wenn man wissen will, ob die Mutter jemals zum Fall befragt werden konnte – nur Schweigen.
Sprachregelung der Staatsanwaltschaft: Dies alles betreffe laufende Ermittlungen. Ganz allgemein könne man bloß beteuern: "Hinweise in Richtung Scientology werden geprüft. Genau wie andere Hinweise auch."