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FC Bayern: Fans über Robert Lewandowski – "Er hat das Gleiche schon 2013 gemacht"


Bayern-Fans sauer auf Lewandowski
"Ich will ihn bei uns nicht mehr sehen"

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 21.06.2022Lesedauer: 8 Min.
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Robert Lewandowski auf dem Trainingsgelände des FC Bayern mit Fans (Archivbild): Jetzt will der Weltfußballer den Verein verlassen – und spaltet damit die Fangemeinde.Vergrößern des Bildes
Robert Lewandowski auf dem Trainingsgelände des FC Bayern mit Fans (Archivbild): Jetzt will der Weltfußballer den Verein verlassen – und spaltet damit die Fangemeinde. (Quelle: Sven Simon/imago images)

Seit Wochen forciert Weltfußballer Robert Lewandowski seinen Wechsel vom FC Bayern ins Ausland. Während der Verein hart bleibt, treibt Lewandowski es verbal auf die Spitze. Vier Fans in München diskutieren: Soll er bleiben – oder muss er weg?

Robert Lewandowski lässt nicht locker. Kommen vom Vorstand des FC Bayern noch so klare Absagen an den Weltfußballer, so stellt er immer wieder klar: Seine Zeit in München sei vorbei, er wolle weg, habe andere Ziele. Verständlich, sagen manche Bayernfans und wollen dem Torjäger dankbar entgegenkommen. Nein, er muss bis Vertragsende in einem Jahr bleiben, sagen andere.

Der Treffpunkt für die Bayernfans in München ist die "Fan Arena", eine rote Kneipe am Hauptbahnhof. An der Wand hängen Poster, Trikots und Souvenirs der Bayernfans, die Bänke sind voll mit Stickern der Ultras. Vier Fans sitzen hier, in der Sommerpause. Und ohne Spiele gibt es derzeit im Verein nur ein Thema: Lewandowski. t-online hat den Fans bei ihrer Debatte zugehört.

Es diskutieren Wolfgang Bauer (47), Münchner und Vorsitzender des Fanclub "Farmer and Friends Bayern Power", und Tochter Nikita Bauer (22). Sie fährt ein Auto in roter Vereinsfarbe und ist Fan seit zehn Jahren, "bei meinem Papa hatte ich gar keine andere Wahl", sagt sie. Außerdem dabei: Georg Röckl (36) aus der Nähe von Rosenheim. Er ist Mitglied im Fanclub von Wolfgang Bauer und wohnt inzwischen in München. Ferdinand Bohlig (50) ist verheiratet und wie Röckl Bayernfan von klein auf. Er ist gebürtiger Münchner.

Wolfgang Bauer: Ich soll schöne Grüße von einem Freund ausrichten. Er meinte, über Lewandowski sollten wir gar nicht diskutieren. Sondern darüber, wer als Nächstes kommt.

Sind wir schon so weit?

Nikita Bauer: Nein, auf keinen Fall!

Georg Röckl: Da sind wir frühestens in einem Jahr; dass er jetzt verkauft wird, denke ich nicht. Wir wollen ja nicht wie Dortmund sein, wo Spieler sich rausstreiken und machen können, was sie wollen.

Ferdinand Bohlig: Aber ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist. Klar, Verträge sind einzuhalten, aber er spricht immer wieder von fehlender Wertschätzung. Und wie viel bringt es, jemandem zu behalten, der weg möchte? Ich würde ihm die Hand geben und schauen, dass man jetzt noch etwas für ihn bekommt.

W. Bauer: Ich hätte es gut gefunden, wenn man das intern besprochen hätte. Wenn jemand sagt, er würde gerne gehen, weil er auch in einem Alter ist, wo er nicht mehr viele Möglichkeiten hat, dann muss man das bereden. Dafür, dass das nach außen gedrungen ist, dafür kritisiere ich die Vereinsführung schon.

Röckl: Und das ist ja nicht erst seit gestern so, dass man sich intern nicht einig wird oder gar nicht spricht. Und dann kommen Spieler und ihre Berater um die Ecke und stellen Sachen in den Raum, zu denen der Verein dann Stellung nehmen muss. Das wirft ein schlechtes Licht auf unseren FC Bayern. Es ist ja mit Lewandowskis Spielerberater Pini Zahavi nicht irgendjemand involviert, sondern einer der Haie, die alles für sich rausholen wollen. Und trotzdem weiß man nicht, ob bei allem der Berater dahintersteckt. Lewandowski sagt diese Sachen ja auch dann, wenn er außerhalb des FC Bayern unterwegs ist. Und irgendwo ist der Spieler auch selbst verantwortlich – man kann ja nicht alles auf die Berater schieben.

N. Bauer: Vor allem hat er das Gleiche schon 2013 gemacht. Da war er bei Borussia Dortmund, wollte dort ein Jahr vor Vertragsende weg und durfte es dann nicht.

Bohlig: Und da muss man sagen: Respekt. Er hat das Jahr damals noch sehr gut zu Ende gespielt.

Röckl: Daran sieht man ja, er zieht seine Verträge auch durch, wenn er muss.

N. Bauer: Aber er hätte sich die Karriere auch kaputt gemacht, wenn er sich damals quergestellt hätte.

Röckl: Die andere Frage ist, was macht das mit der Mannschaft intern? Die ist ein sensibles Gebilde, in der Kabine werden diese ganzen Themen durchgesprochen. Es ist schwierig, aber die Führungsspieler, Manuel Neuer, Thomas Müller, Joshua Kimmich, die müssen ihn da wieder einbinden. Und er muss sich auch einbringen.

Bohlig: Was macht es mit der Mannschaft, wenn man ihn gehen lässt? Und was macht es, wenn man ihn zum Bleiben zwingt? Es gibt da so vieles, was dafür und dagegen spricht. Und bei einem Robert Lewandowski, der so viel für den Verein gemacht hat, so viele Tore geschossen hat, da kann der Verein auch einmal anders handeln, nachgeben und das auch begründen.

Röckl: Aber genau das ist der Startschuss für Söldnertum! Alle kriegen das mit, auch Spieler die jetzt erst vor einem Wechsel zu Bayern stehen. Die Gefahr, dass jeder meint, er könne sich vorzeitig aus dem Vertrag rausstreiken, die wollen wir aber nicht haben.

Dass Lewandowski mit Äußerungen wie, er wolle "mehr Emotion in seinem Leben" oder ihn ihm sei "etwas gestorben" seinen Wechsel forcieren will, ist außergewöhnlich. Die Zitate sind ja so übertrieben pathetisch, dass es schon hanebüchen ist. Glaubt ihr, der meint das wirklich so – oder ist das bloß ein großes Theater?

Röckl: Ja, das sind Sätze wie aus einem Schmierentheater.

Bohlig: Wenn er von fehlender Wertschätzung spricht, ist das ein schönes Schlagwort, das man so gerne verwenden kann – aber Tatsache ist, das, was er aufs Konto bekommt, ist mehr als genug Wertschätzung. Das ist mehr als das, was viele Klub-Legenden jemals hatten, die den Mythos FC Bayern überhaupt ermöglicht haben.

David Alaba, Corentin Tolisso, jetzt Robert Lewandowski – woher kommt das, dass immer wieder Spieler bei Bayern, die gehen oder gehen wollen, von fehlender Wertschätzung sprechen?

Röckl: Das kommt nicht von irgendwoher, das war schon bei Toni Kroos vor acht Jahren zu hören. Wenn die Spieler von mehr Wertschätzung sprechen, dann heißt das, dass das Gehalt angepasst wird. Der eine will höher gestellt werden als der andere, und wenn das nicht klappt, dann kommt man um die Ecke mit dem Satz, die Wertschätzung fehle.

W. Bauer: Ich habe mir die Frage auch schon gestellt. Wo viel Geld verdient werden kann, da will man auch viel Geld verdienen. Wenn du bei einem anderen Arbeitgeber mehr verdienen würdest, würdest du ja auch dahin wechseln.

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In der Kabine will also niemand derjenige sein, der am wenigsten verdient.

W. Bauer: Das ist die Kehrseite des Erfolgs. Wenn man so viel gewinnt, dann weckt das auch Begehrlichkeiten. Solche Debatten gibt es bei Unterhaching nicht.

N. Bauer: Sie sagen, es fehle die Wertschätzung. Aber eigentlich fehlt ihnen nur das Geld.

W. Bauer: Und eigentlich heißt Wertschätzung: zu spielen, zu gewinnen und – jetzt wird es pathetisch – die Liebe der Fans.

Bohlig: Da hast du recht. Jetzt schaue ich hier auf das Poster und sehe Franck Ribéry, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger – das sind Legenden, die haben sich die Liebe der Fans hart erarbeitet. Und das kann man mit Geld nicht ersetzen. Trotzdem finde ich, das sind Ausnahmesportler. Und da verstehe ich auch, dass sie wollen, dass das auch vergütet wird.

Bayern-Legende sein – ist so was für Lewandowski jetzt vorbei?

Bohlig: Nein. Er will jetzt etwas für sich rausholen, als Profi hat man nur wenig Zeit, viel Geld zu verdienen. Und das ist legitim.

Röckl: Seine Taktik war schon vor Jahren, zu Real Madrid zu wechseln, einen großen Schritt zu machen. Das war immer sein Traum und die wollten ihn auch. Und jetzt merkt er, dass daraus nichts mehr wird. Aber dass sich jemand rausstreiken kann beim FC Bayern, das gibt es nicht.

W. Bauer: Na ja, ein Streik ist das ja nicht. Das ist es ja erst dann, wenn er sich weigert zu spielen oder zu trainieren.

Röckl: Ok, das stimmt. Das hat Uli Hoeneß ja schon gesagt, er freut sich schon auf das erste Training mit Lewandowski wieder beim FC Bayern. Und im Verein passiert immer noch nichts, was Hoeneß nicht will. Also bin ich sicher, dass er bleibt und nicht streikt. Aber ob man ihn überhaupt Legende nennen kann, das weiß ich nicht.

N. Bauer: Ich würde ihn Legende nennen!

Bohlig: Ich auch!

N. Bauer: Ich denke nicht, dass wir heute da wären, wo wir sind, ohne ihn. Aber er macht sich viel kaputt.

Röckl: Die Frage zielt ja offenbar darauf ab, ob Fans ihm das verzeihen. Und das glaube ich schon. Mit dem Erfolg verzeiht man viel.

W. Bauer: Ich denke, er muss sich auch entschuldigen. Leistung und Tore sind auch schön, aber er kriegt große Probleme im Stadion, wenn er gezwungen wird und lustlos ist. Ich glaube sogar eher, dass die Fans ihm das nicht verzeihen.

Röckl: Was dagegen spricht: Auch Manuel Neuer wollten die Ultras am Anfang nicht. Dann hat er seine Weltklasse gezeigt, und dann wurde er akzeptiert.

Bohlig: Aber was passiert, wenn er mal einen Durchhänger hat? Wenn er mal fünf, sechs Spiele nicht trifft? Dann heißt es, er hat keine Lust mehr, lässt sich hängen.

N. Bauer: Daran ist er selbst schuld.

Bohlig: Da ist die Frage als Verein, ob man sich das noch antun will. Oder ob man noch das Geld für ihn nimmt, was man kriegt.

Hat er denn ein Preisschild? Gibt es einen Preis, bei dem ihr ihn gehen lassen würdet?

N. Bauer: Nein. Mir ist das mit dem Geld relativ egal, mir geht es weniger ums Finanzielle, mehr ums Emotionale. Ich bin enttäuscht von ihm, aber trotzdem. Das ist Fanliebe.

Bohlig: Für 20, 30, 40 Millionen Euro, ich habe keine Ahnung, was für ihn geboten wird.

N. Bauer: Das ist viel zu wenig.

W. Bauer: Aber er ist 33 Jahre alt, und nicht Messi oder Ronaldo.

N. Bauer: Aber er ist Weltfußballer!

Röckl: Man sollte ihn behalten. Er bringt ja auch Leistung, es gibt keinen besseren. Und man macht sich selbst ein Problem, denn es gibt niemanden, der ihn ersetzen könnte.

Bohlig: Es gibt aber auch Phasen, in denen man eine Mannschaft auch mal neu aufbauen muss.

W. Bauer: Ich bin immer ein Freund davon, eigene Leute aufzubauen.

Die eigene Jugend ist ein gutes Stichwort: Immer wieder betonen die Bayern ihr familiäres Umfeld. Tut deshalb die Lewandowski-Show besonders weh?

W. Bauer: Mir schon.

Bohlig: Ja, deshalb, und weil er eine Legende ist.

W. Bauer: Nein, er hätte eine werden können. Aber das hat er sich jetzt ganz schnell kaputt gemacht. Ich sage euch ganz ehrlich: Ich will ihn bei uns nicht mehr sehen. Reisende soll man nicht aufhalten.

Röckl: Das überrascht mich, dass du das sagst! Er ist ja nicht irgendwer. Und Ersatz gibt es für ihn nicht, dann haben wir sportlich ein großes Problem.

W. Bauer: Jeder, der groß ist, hat einmal klein angefangen. Und wenn wir einmal auf die Meisterschaft verzichten müssten, wäre das auch nicht schlimm.

Röckl: Oh nein, bitte nicht!

Bohlig: Doch, es wäre gut, wenn auch mal wieder jemand anderes Meister werden würde.

N. Bauer: So etwas als Fan zu sagen, ist schon hart.

Bohlig: Doch, die vielen Meisterschaften in Serie verlieren schon das Besondere.

W. Bauer: Ich stimme dem zu. Aber nicht, weil ich nicht wüsste, dass viel Arbeit in jedem Titel steckt oder ich mich nicht freue. Sondern, weil dadurch alles so abgehoben wurde. Und deshalb diskutieren wir jetzt über so ein Thema.

Frage zum Abschluss: Wie viele Tore schießt Lewandowski nächstes Jahr – und für welchen Verein?

N. Bauer: 30 sage ich. Und natürlich für Bayern.

W. Bauer: Ich sage zwölf für Paris Saint-Germain.

Bohlig: Entweder 17 für die Bayern. Oder 30 für den FC Barcelona.

Röckl: Nur 17 für Bayern?

Bohtig: Ja, wenn er bleiben muss, hat er keine Lust mehr.

Röckl: Ok. Ich sage 31 für Bayern! Eins mehr als du Niki – da müssen wir um etwas wetten!

N. Bauer: Was hälst du von einem Tattoo?

Bohtig (lacht): Der Verlierer lässt sich das Wappen von 1860 stechen!

Röckl, N. Bauer: Ne! Das geht zu weit!

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Nikita Bauer, Wolfgang Bauer, Georg Röckl, Ferdinand Bohlig
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