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Corona-Politik in Bayern: Markus Söder weiß nicht, was er tut


Bayern plant Masken-Kampagne
Diese Corona-Politik ist ein schlechter Witz

MeinungVon Jennifer Lichnau

Aktualisiert am 16.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Intensivstation in Duisburg: Aktuell ist die Corona-Lage in den Krankenhäusern noch vergleichsweise entspannt.Vergrößern des Bildes
Intensivpflegerin und Patient (Symbolbild): Aktuell ist die Corona-Lage in den Krankenhäusern wieder angespannt. (Quelle: Reichwein/imago-images-bilder)

Planlos in den Herbst: Nach zweieinhalb Jahren Pandemie haben die Verantwortlichen nichts gelernt. Das hat fatale Folgen.

Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie, nach unzähligen Corona-Wellen und Virusvarianten, mutet die Idee zu einer Werbekampagne fürs Maskentragen wie ein schlechter Scherz an. Und trotzdem scheint es das Einzige zu sein, was Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) einfällt, um den exponentiell steigenden Corona-Zahlen zu trotzen.

Am Freitag kündigte er an, für das freiwillige Tragen einer Maske werben zu wollen. Unter dem Namen #NaSicher soll eine Kampagne seines Ministeriums Bürger motivieren, Abstand zu halten, Hygieneregeln zu beachten, regelmäßig zu lüften oder eben Maske zu tragen.

Söders Regierung weiß nicht, was sie tut

Da stellt sich vor allem eine Frage: Ist das Holetscheks Ernst? Nach zweieinhalb Jahren Pandemie, in denen das Krankenhauspersonal in Bayern und ganz Deutschland bis zur Erschöpfung gegen das Virus und seine Folgen angekämpft hat, in denen in Deutschland rund 140.000 Menschen gestorben sind und immer mehr Menschen an Long Covid leiden, soll eine Kampagne Lüften und Masken bewerben?

Das mutet an, als wolle man einen Waldbrand mit einem Glas Wasser löschen oder dem Pflegenotstand einen kräftigen Applaus entgegensetzen. Zumal die bayerische Regierung erst Anfang Juli die FFP2-Maskenpflicht in Bus und Bahn aufgehoben hat. Um dann Mitte des Monats eine Kampagne für das Tragen einer Maske zu starten?

Genau da liegt das Problem: Die Politik scheut sich, offen zu kommunizieren und klare Regeln vorzugeben. Bayern zeigt nach Berlin, Berlin verweist auf die Landesregierungen. Der Politik fehlt die Orientierung. Woher sollen die Bürger sie dann nehmen? Aufgrund der unklaren Regeln, so vermuten es Experten, machen viele Infizierte gar keinen PCR-Test mehr.

Sehenden Auges in die nächste Corona-Welle

Eduard Fuchshuber von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft zeigte sich bereits Anfang Juli im Gespräch mit t-online besorgt. Er geht davon aus, dass die Dunkelziffer der Corona-Ansteckungen wesentlich höher sei als die dem RKI gemeldeten Fälle.

Holetschek selbst hat am Freitag auf die vergleichsweisen hohen Zahlen verwiesen: Habe die Zahl der gemeldeten Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen vor gut einem Jahr bei 8,2 und vor zwei Jahren nur bei 3,5 gelegen, sei der Wert im Freistaat inzwischen auf mehr als 800 gestiegen.

"Wenn die Herbstwelle kommt, vor der die Experten warnen, dann startet sie von einem deutlich höheren Niveau als in den vergangenen beiden Jahren", sagte Holetschek. Er hat recht. Er weiß um den Ernst der Lage. Und tut nichts. Sehenden Auges in die nächste Welle, scheint das Motto zu lauten.

Schon jetzt müssen Kliniken in Bayern planbare OPs absagen oder verschieben. "An bestimmten Kliniken haben wir wirklich Ausfälle von 20 bis 30 Prozent des Personals", sagte Eduard Fuchshuber gegenüber der Deutschen Presseagentur. Entweder seien die Mitarbeiter selbst mit Covid-19 infiziert oder müssten etwa Kinder betreuen, die wegen Corona zu Hause blieben.

Corona breitet sich ein weiteres Mal ungehindert aus

Während die Bevölkerung Corona-Infektionen verharmlost und unbekümmert Feste feiert, wie Fuchshuber von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft es formuliert, und dem bayerischen Gesundheitsminister nichts Besseres einfällt, als die Bürger zum Maskentragen zu motivieren, breitet sich das Virus ein weiteres Mal ungehindert aus. Das alles passiert zulasten der Menschen, die die Folgen im Gesundheitssystem abfangen müssen.

Und ja, die bayerische Staatsregierung hat beispielsweise der Stadt München vorgegeben, das Impfangebot wieder auszuweiten. Das ist gut und richtig. Nur fehlt auch hier die klare Ansage an die Bürger, sich jetzt ein weiteres Mal impfen zu lassen. Stattdessen hängen in Bayern bald Plakate, die uns sagen, was wir schon lange wissen.

Vielleicht will Angela Merkel uns ja noch mal erklären, dass wir uns gründlich die Hände waschen sollen? Dann wären wir endgültig wieder im Jahr 2020 angekommen. Und wir alle wissen: Da stand das Schlimmste der Pandemie noch bevor. Gefühlt sind wir nicht viel weiter gekommen.

Verwendete Quellen
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