Ukrainischer Nationalheld und Nazi-Kollaborateur Grab von Bandera in München beschmiert
Er starb im Exil in München, sein Grab ist eine beliebte Gedenkstätte: Doch Stepan Bandera zieht auch viel Hass auf sich. Jetzt wurde der Grabstein geschändet.
Unbekannte haben am Wochenende die Grabstätte des ukrainischen Unabhängigkeitskämpfers Stepan Bandera in München beschmiert. Das bestätigt das Polizeipräsidium in München auf Anfrage von t-online. Demnach sei das Grab mit Graffitis besprüht worden und Grablichter umgestoßen worden sein.
Den Tatzeitpunkt grenzt die Polizei auf Samstag Vormittag, zwischen 10.30 Uhr und 11.30 Uhr ein. Wegen einer Sachbeschädigung ermittle die Polizei nun.
Grabstein von Stepan Bandera in München Ziel von Vandalen
Der Ukrainer Stepan Bandera kämpfte im Zweiten Weltkrieg für eine unabhängige Ukraine, weshalb er im Land als Nationalheld gilt. Zugleich ist er jedoch als Kollaborateur mit den Nazis für zahlreiche Verbrechen während des Holocaust verantwortlich, bezeichnete etwa Juden und Polen als Feinde. Die russischen Propaganda missbraucht Banderas Status zudem häufig als Beleg dafür, dass die Regierung der Ukraine angeblich von Nazis durchsetzt sei.
Dessen historische Betrachtung ist indes auch in Deutschland eine Streitfrage: In einem Interview verweigerte der ehemalige ukrainische Botschafter Andrij Melnyk, sich von Banderas Verbrechen zu distanzieren. Wenig später wurde er abberufen. Banderas Grabstein indes war in der Vergangenheit bereits häufiger Ziel von Vandalismus, wenngleich der aktuelle Fall besonders gravierend erscheint.
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Die Fahndung nach den Tätern könnte von einer möglichen Überwachungskamera erleichtert werden. Unbestätigten, aber hartnäckigen Gerüchten zufolge sei eine solche im Grableuchtenspender gegenüber des Grabes installiert. Auch wenn Ali Özge, der stellvertretende Leiter des Friedhofs, das im Gespräch mit t-online bereits bestätigt hat, bestehen weiter Zweifel. Videoüberwachung ist laut bayerischem Datenschutzgesetz kenntlich zu machen – einen entsprechenden Hinweis sucht man am Bandera-Grab aber vergebens.
- Auskunft des Polizeipräsidiums München