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Schneemangel und Skiunfälle in den Bergen: Wie man in Bayern das Risiko einschätzt


Unfallrekord auf Skipisten
"Die Leute sind einfach nicht mehr fit"

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 13.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Rettungshubschrauber und Seilbahn in den Bergen (Symbolbild): In diesem Winter kam es zu besonders vielen Skiunfällen bislang – zumindest in Österreich.Vergrößern des Bildes
Rettungshubschrauber und Seilbahn in den Bergen (Symbolbild): In diesem Winter kam es bereits zu besonders vielen Skiunfällen – zumindest in Österreich. (Quelle: IMAGO / ZUMA Press)

In diesem Winter gab es bereits auffällig viele Skiunfälle – und Tote. Was hat der Schneemangel damit zu tun?

Skifahren, das steht für Freizeit und Spaß. Was manche dabei vergessen: Wer nicht aufpasst, kann sich in Gefahr begeben. Steile Hänge, hohes Tempo und Felsen oder Bäume an der Piste steigern das Risiko massiv. Und in diesem Winter kommt noch ein neuer Aspekt hinzu: Wo wenig Schnee liegt, ist das Risiko, schwer zu stürzen, viel höher.

Auf den schmalen Kunstschneepisten sei oft nicht genug Platz für alle Skifahrer, sagt der Präsident des Deutschen Skilehrerverbands, Wolfgang Pohl. Wer ausweicht und dann mit hoher Geschwindigkeit stürzt und in die nicht-eingeschneiten Flächen neben den Pisten fällt, riskiere schwere Verletzungen. Früher waren die Skigebiete auch jenseits der Pisten eingeschneit. Jetzt sind dort Felsen und Baumstümpfe zu sehen.

Sturzrisiko beim Skifahren mit wenig Schnee in Bayern

Wer in Naturschnee stürzt, falle relativ weich – "jetzt fällt man extrem hart, kollidiert unter Umständen mit Felsen und Bäumen, und das ist natürlich lebensgefährlich", sagt Pohl. Schon jetzt, kurz nach dem Jahreswechsel, wo der Winter nicht einmal zur Hälfte vorbei ist, zeigen sich in den Alpen bereits schaurige Tendenzen. In Österreich sind in der laufenden Skisaison bis zum 3. Januar schon 13 Menschen auf Pisten tödlich verunglückt, wie das Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) berichtet. Das sind so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Die Tendenz kann die bayerische Bergwacht jedoch nicht bestätigen. "In Tirol ist der Skitourismus noch einmal intensiver, dort sind die Skigebiete größer und mehr Leute unterwegs", sagt Roland Ampenberger, Sprecher der Bergwacht. Grundsätzlich gelte aber schon: Schnee dämpft bei einem Sturz. Ist weniger davon da, können Unfälle gravierender enden. Was letztlich zu einem Sturz führe, hänge von vielen möglichen Faktoren ab.

Pauschalaussagen möchte Ampenberger daher nicht treffen. Einigen Fahrern könnte die Fitness fehlen, andere fahren womöglich zu riskant, auch Zufälle könnten eine Rolle spielen. Allerdings sei inzwischen auch das moderne Material leichter zu beherrschen als früher. Was Ampenberger wichtig ist: Skifahrer sollten darauf achten, ein Gefühl für die Verhältnisse in den Bergen zu bekommen.

Skilehrer in Lenggries bemängelt Fitness auf Pisten

Auch Martin Gerner tut sich schwer damit, aus den Unfallzahlen in Österreich auf ein allgemeines Risiko auf bayerischen Pisten zu schließen. Was ihm jedoch aufgefallen ist: Tatsächlich seien die Leute, die zu ihm kommen, nicht so fit wie früher. Der Lenggrieser unterrichtet seit vielen Jahren in seiner Skischule "Hi Ski" und hat in dieser Zeit einige Vergleichswerte gesammelt.

Auch die aktuellen Bedingungen könnten seiner Einschätzung nach ein Faktor sein, der das Skifahren erschwert. Der Untergrund ist härter als sonst, die Pisten seien durch den ständigen Wechsel zwischen Tauwetter und Einfrieren deshalb schwerer zu fahren. Und auch Stürze können daher stärker schmerzen.

Risiko in den bayerischen Alpen ein Problem beim Skifahren

Für Tobias Papistock aus Oberammergau ist eher das Risiko in den Bergen ein Problem. Auch er betreibt mit seiner Familie Skischule und -verleih, stellt aber gleich klar: "Unfälle hatten wir schon immer." Weniger Platz auf schmalen Pisten und weniger fitte Skifahrer, wie Pohl und Gerner analysieren, nehme er durchaus auch wahr. Jedoch wundere er sich immer wieder, mit welchen Vorhaben Kunden zu ihm in den Laden kommen – nicht nur im Winter, auch im Sommer.

"Manche wollen mit kleinen Kindern auf die Zugspitze klettern", sagt er. Nicht alle könnten das Risiko in den Bergen gut einschätzen, sagt Papistock – gerade dort, wo es wichtig ist, vernünftig zu sein. Daran appelliert auch Bergwacht-Sprecher Ampenberger: Wenn man sich und seine Umgebung besser einschätzt, sei man sicherer unterwegs. "Die Alpen sind keine Turnhalle", sagt er.

Immerhin ein Risiko bleibt aus, wenn kein Schnee fällt: Skifahrer können nicht mehr abseits der Pisten unterwegs sein. Dort sind sie einer der häufigsten Auslöser für Lawinenabgänge. Ohne Neuschnee ist diese Gefahr jedoch gebannt.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Tobias Papistock
  • Gespräch Martin Gerner
  • Gespräch mit Roland Ampenberger
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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