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Vermisste Vanessa Huber: Hellseher führte Ermittler ins Nirwana


Hellseher führte Ermittler ins Nirwana


03.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Mitte November veröffentlichte die Polizei einen Fahndungsaufruf mit diesem Foto: Doch von Vanessa Huber fehlt weit und breit jede Spur.Vergrößern des Bildes
Mitte November 2022 veröffentlichte die Polizei einen Fahndungsaufruf mit diesem Foto: Manche Hinweise, die bei der Polizei eingehen, sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. (Quelle: Erol, Ersin (PP-MUE))

Im Vermisstenfall Vanessa Huber gibt ein Hellseher Hinweise an die Polizei weiter. Bereits zwei Mal führte er die Ermittler in Wälder – ohne jeden Erfolg.

Die Ermittler haben ihre Suche nach der seit dem 5. November 2022 vermissten Vanessa Huber aus Unterhaching ausgeweitet – in den Deisenhofener Forst. Dort kamen Leichenspürhunde zum Einsatz. Die Polizei grub teilweise den Waldboden um, wie ein Pressesprecher bestätigte.

Doch wie es überhaupt zu dieser neuen Suchaktion kam, ist obskur. Ein Hellseher, der regelmäßig nach Vermissten in ganz Deutschland sucht, schaltete sich in die Ermittlungen ein. Dafür fuhr der Hellseher eigenen Angaben zufolge mit seinen Händen über eine Landkarte. An der Stelle, an der seine Hand stoppte, sollte dem Mann zufolge die Vermisste liegen.

Hellseher wohnt 500 Kilometer entfernt

Das Vorgehen klingt nicht gerade seriös. Was außerdem daran merkwürdig erscheint: Der Hellseher kommt aus Siegburg im Ruhrgebiet – rund 500 Kilometer von Unterhaching entfernt. Er habe keine Verbindungen in die oberbayrische Gemeinde. Auch mit Vanessa Huber habe er nichts zu tun, sagt der Mann im Gespräch mit t-online.

Der 52-Jährige soll früher Reporter gewesen sein. Seit inzwischen 16 Jahren sucht der Mann Vermisste und liefert Hinweise an Polizeibehörden in ganz Deutschland. Der Erfolg im Fall Huber ist bislang allerdings sehr überschaubar.

Mann lenkte die Ermittlungen bereits zweimal

In Unterhaching lenkte der Hellseher die Ermittler zuerst in den Perlacher Forst. Dafür hatte er sich an die Mordkommission in München gewandt, wie er t-online im Gespräch bestätigt. Die Suche dort war allerdings vergebens. Doch "auch Hellseher könnten sich irren", deshalb sendete der Mann einen erneuten Hinweis – mit Koordinaten im Deisenhofener Forst.

Dabei wandte er sich allerdings nicht direkt an die Polizei, sondern kontaktierte telefonisch eine fremde Oberhachingerin, die dort mit ihrem Hund suchen sollte. Die Frau aus dem südlichen Landkreis München wollte dann herausfinden, ob der Hellseher recht hatte. Deshalb machte sie sich mit ihren erwachsenen Kindern auf zur angeblichen Fundstelle.

Leichenspürhund schlug nicht an

In der Nähe der Koordinaten fand die Frau am Samstag einen Erdhaufen – etwa zwei Meter lang und 60 Zentimeter breit. "Mit aufgewühlter Erde und Moos darauf", bestätigt die Frau t-online. Deshalb rief die Oberhachingerin die Polizei, die noch am Sonntagabend den Waldboden umgrub. Ohne neue Erkenntnisse. Diese Woche entsandte die Polizei auch einen Leichenspürhund, der ebenso wenig anschlug.

"Wir werden jetzt nicht mit einer Einsatzhundertschaft den Wald absuchen", sagt ein Polizeisprecher. Es werde zwar jeder Hinweis bearbeitet, doch wenn Personen mehrmals falsch lagen, werden deren Äußerungen anders bewertet. Deshalb sei die Suchaktion im Deisenhofener Forst damit vorerst beendet.

Zumindest für die Polizei. Der Mann hingegen soll der Frau, die unweit des Deisenhofener Forstes lebt, bereits fünf weitere Koordinaten geschickt haben. Doch das wurde der Oberhachingerin zu "dubios". Außerdem habe sie "keine Zeit" für diese Suchaktionen. Deshalb soll der Hellseher weitere Personen aus Oberhaching kontaktiert haben, die stattdessen für ihn auf die Suche nach Vanessa Huber gehen sollen.

Ermittler aus Berlin platzte der Kragen

Auch im Fall der vermissten 16-jährigen Julia W. aus Remshalden in Baden-Württemberg spekulierte der Hellseher mit. Ihre Leiche wurde am Donnerstag gefunden. Die Koordinaten des Hellsehers waren in diesem Fall um viele Kilometer falsch.

Ebenso im Jahr 2019: Damals mischte sich der Mann in die Ermittlungen der mittlerweile seit fast vier Jahren vermissten Rebecca aus Berlin ein. Dem damaligen Chefermittler platzte der Kragen, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) titelte. "Die Berliner Polizei geht keinen Hinweisen von Sehern, Geisterkontaktlern, Kartenlegern, Pendelschwingern, Kaffeesatzlesern, Wahrträumern, Wünschelrutengängern, remote Viewern, Astralwahrnehmern, Computerfrequenzauslesern usw. nach. Weitere Kontaktversuche, das sollten Sie eigentlich vorhersehen können, sind somit für Sie nicht zielführend", hieß es in einer E-Mail, die die Polizisten an den Hellseher sandten.

Jetzt suchen weitere Privatpersonen für den Mann den Deisenhofener Forst ab. Denn der Hellseher ist weiterhin überzeugt, dass Vanessa Huber dort liegt. Anhaltspunkte für diese Behauptung gibt es freilich keine.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Polizeisprecher
  • Gespräch mit Hellseher
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