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München: Studie untersucht, wie Menschen klimafreundlicher essen


Studie an der Mensa München
Ökonom zu Experiment: "Die Emissionen von Reis überraschen"

InterviewVon Jonas Voss

15.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Speisenauswahl bei einem Buffet: Wer mehr Gemüse und Salat auf seinem Teller hat, fühlt sich nach dem Essen nicht ganz so schwer.Vergrößern des Bildes
Speisenauswahl bei einem Buffet (Symbolbild): Über den CO2-Fußabdruck macht man sich beim Essen meist wenig Gedanken. Eine Studie aus München hat nun untersucht, wie man das ändern kann. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/EXPA/Slovencik)

Wie verändert sich die Essensauswahl, wenn Informationen zum CO2-Fußabdruck angegeben werden? Thorsten Sellhorn hat das untersucht. Und war überrascht von einigen Ergebnissen.

Die meisten Deutschen essen mehrmals täglich – und hinterlassen dabei jedes Mal einen CO2-Fußabdruck. Oft bleibt der den Konsumenten verborgen. Thorsten Sellhorn von der Uni München hat zusammen mit Kollegen untersucht, was passiert, wenn Gäste der Uni-Mensa plötzlich mit Informationen zum CO2-Ausstoß ihrer gewählten Mahlzeit konfrontiert sind. Im Interview spricht er über das Experiment und warum ihn einige Ergebnisse enttäuscht haben.

t-online: Sie und Kollegen haben in einem DFG-finanzierten Forschungsprojekt zusammen mit der Mensa der Uni München untersucht, wie CO2-Angaben das Essverhalten beeinflussen. Was war Ihre überraschendste Erkenntnis?

Thorsten Sellhorn: Rund 14 Prozent der Mensagäste, also typischerweise Studierende, achten nach eigenen Angaben nur sehr wenig auf den ökologischen Fußabdruck ihres Essens. Und dennoch finden wir relativ starke Effekte unserer CO2-Angaben. Allerdings waren wir überrascht, welche Darstellungsformen des CO2-Fußabdrucks die stärkste Auswirkung haben. Konsumenten ließen sich eher von den durch den CO2-Ausstoß der Mahlzeit verursachten Umweltkosten in Euro in ihrer Entscheidung beeinflussen als durch die Angabe des CO2-Ausstoßes in Prozent ihres persönlichen CO2-Budgets für das tägliche Essen. Effektiver waren also die angegebenen Umweltkosten, nicht die abstrakte Information des CO2-Budgets. Dadurch konnten bis zu 10 Prozent an CO2-Emissionen eingespart werden.

Jetzt könnten Kritiker einwenden, Sie entwickeln Methoden, um das Verhalten von Konsumenten zu beeinflussen.

Damit stünden wir keineswegs allein. Das sogenannte Nudging ist in der Verhaltensökonomik eine seit Langem anerkannte Methodik, um das Verhalten von Menschen zu beeinflussen, ohne dabei auf Vorschriften oder Verbote zu setzen. Ich betrachte das als wenig problematisch, solange die Intervention nur darin besteht, Menschen Informationen zu geben, unter deren Berücksichtigung sie frei entscheiden können. Vor allem, wenn die beabsichtigten Verhaltensänderungen demokratisch legitimiert sind. Da wir uns den Pariser Klimazielen verschrieben haben, sehe ich da keinen Konflikt. Die Frage ist doch: Erreichen wir mithilfe von weichen Instrumenten wie Nudging gewisse Verhaltensänderungen – oder setzen wir auf harte Methoden wie drastische Steuererhöhungen auf klimaschädliche Lebensmittel?

Wie sind Sie denn genau vorgegangen bei Ihrer Studie?

Wir haben das Experiment zehn Tage lang in der Mensa Leopoldstraße durchgeführt. Im Versuchszeitraum erhielten über 8.000 Gäste über die Menüdisplays nicht nur die üblichen Informationen zu den Speisen, sondern eben auch diejenigen zum CO2-Fußabdruck. Die Darstellung der CO2-Angaben wurde während des Experiments einmal pro Tag geändert, um zu testen, welche Darstellungsweisen das Verbraucherverhalten am stärksten beeinflussen. Dazu gehörte auch eine Kodierung in Ampelfarben.

Wie haben Sie die jeweiligen CO2-Fußabdrücke der Mahlzeiten berechnet?

Es gibt mittlerweile Anbieter von Datenbanken, die für Lebensmittel sogenannte Lebenszyklusanalysen durchführen, um den CO2-Ausstoß von Speisen zu messen. Wir haben auf Daten der Nichtregierungsorganisation KlimaTeller zurückgegriffen.

Haben Sie die Emissionen einer angebotenen Speise überrascht?

Vielleicht beim Reis. Er wird in Nasskultur in flachen "Teichen" angebaut; dabei entsteht Methan. Reisfelder stoßen daher sehr viel Methan aus. Und das ist als Treibhausgas ungefähr 25 mal klimaschädlicher als CO2. Dafür hält es sich viel kürzer in der Atmosphäre.

Unter den Mensagästen waren viele angehende Akademiker. Gerade junge Menschen mit diesem Hintergrund sollten besonders sensibel für ihr CO2-Budget sein, würde man meinen. Ihre Studie zeigt aber, dass es nur eine Minderheit von 14 Prozent ist. Enttäuschend?

Ja, ich hatte in der Tat mit einem höheren Anteil gerechnet.

Disclaimer: Die hier berichteten Ergebnisse sind noch nicht durch einen Peer-Review-Prozess abgesichert. Dementsprechend sind sie als vorläufig anzusehen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Thorsten Sellhorn
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