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Münchnerin Janina Zeitler surfte sich von der Isar in die Weltspitze


Janina Zeitler war schon mit 16 Europas Beste
Ohne Meer in die Weltklasse gesurft

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 01.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Janina Zeitler surft auf einer Welle im Meer (Archivbild): Die Münchnerin lebt inzwischen in Fuerteventura und zählt zu den besten Surferinnen Deutschlands.Vergrößern des Bildes
Janina Zeitler surft auf einer Welle im Meer (Archivbild): Die Münchnerin lebt inzwischen in Fuerteventura und zählt zu den besten Surferinnen Deutschlands. (Quelle: Werner Zeitler)

Surfen ist Naturgewalt. Janina Zeitler aber hat Wellenreiten mitten in München gelernt, auf der Isar. Erst wurde sie Europas Beste – jetzt erstürmt sie den Ozean.

Janina Zeitler weiß, was es heißt, Exotin zu sein. Als sie vor rund zehn Jahren zu surfen begann, war sie die Jüngste und Kleinste an der Floßlände in München, der wohl ersten Surfwelle in einem Fluss weltweit. Das einzige Mädchen inmitten von Männern. Die meinten es vielleicht sogar gut mit ihr, als sie ihr die Wellen in der Stadt nicht zutrauten, davor warnten, dass auch das Flusswasser gefährlich sein kann. Aber bei Zeitler hatten sie sich geirrt. Heute ist sie eine der besten Surferinnen Europas.

Inzwischen ist die Münchnerin 22 Jahre alt und lebt auf Fuerteventura. Die kleinen Wellen in München hat sie hinter sich gelassen – wenn auch nicht ganz. Kürzlich war sie wieder in ihrer Heimat, wo sie auch im Winter trainieren kann. Sie ist braun gebrannt, ihre weißblonden Haare sind noch ein wenig nass vom Surfen hier in der Halle in Taufkirchen, wenige Kilometer südlich von München. Ein paar Meter von Zeitler entfernt versuchen sich gerade ein paar Anfänger auf der kleinen Indoor-Welle in der Jochen-Schweizer-Arena.

Surfen in München: Janina Zeitler hat es bis an die Spitze geschafft

Dass sie damals auf der Isar die Jüngste war, und unterschätzt, sei die beste Schule gewesen und spornte sie umso mehr an, sagt Zeitler. In dem Alter mache man einfach, denke weniger nach. "Wenn man jung anfängt, wird man schnell besser." Von der Welle auf der Floßlände arbeitete sie sich Stück für Stück zur großen Eisbachwelle vor.

"Riesig" sei die Welle in ihren Augen gewesen, "und hatte sehr viel Power. Deshalb hat es über eine Stunde gedauert, bis ich mich getraut habe, einen Versuch zu starten. Als kleines Mädel wurde man von den Locals mit Argwohn betrachtet." Zeitler war gerade 13 Jahre alt, erzählt sie. "Ich war ein bisschen schüchtern und musste sich schon überwinden, mit den Jungs in einer Reihe zu stehen."

Vier Jahre später feierte sie auf den kleinen Stadtwellen in Bayern ihren bislang größten Erfolg: 2016, mit gerade einmal 16 Jahren, wurde sie in München am Flughafen Europameisterin im "Stationary Wave Riding", oder auch "Rapid Surfen genannt" – also dem Surfen auf den stationären Wellen fernab vom Meer, wie es sie gleich mehrfach in München gibt. Wann immer sie zu Hause ist, nutzt sie natürlich die Gelegenheit, dort zu Surfen.

Das sei ein gutes Training, erzählt sie, auch wenn es einen großen Unterschied zum Surfen im Meer gibt: Bei internationalen Wettkämpfen auf der ganzen Welt, sei sie eine der wenigen, die nicht am Meer aufgewachsen ist und dort das Surfen gelernt hat. "Die anderen Mädels kommen in der Regel von der Küste, da bin ich schon eine Exotin", sagt Zeitler.

Wie Janina Zeitler aus München zum Surfen aufs Meer kam

"Ich habe immer hier gelebt, auch mein Abitur in München gemacht", erzählt sie. Am Meer konnte sie nur in den Ferien trainieren, während ihre Konkurrentinnen, teils seit sie sechs Jahre alt waren, fast das ganze Jahr dort gesurft haben. Um so erstaunlicher ist es, dass sie auf dem gleichen Niveau mitsurfen kann, obwohl sie erst seit 2020 am Meer lebt. Zeitler aber sieht das nicht als Nachteil.

Ein hervorragender Surfer könne auf jeder Welle surfen, sagt sie, und meint damit das Surfen im Ozean, aber auch auf künstlichen Anlagen wie in Taufkirchen und auf Flusswellen, wie etwa den Eisbach im Englischen Garten. Dort sei das Wasser anders als in der Halle, die Welle ist nicht so perfekt, viel härter und deshalb anspruchsvoller.

Dennoch fokussiert sie sich aktuell mehr aufs Surfen im Meer. Dort gibt es größere Wettkämpfe, die Disziplin ist schon etablierter als Rapidsurfen. Aufgeben möchte sie die stationären Wellen nicht.

Viele junge Frauen surfen inzwischen die Eisbachwelle

Zeitler war damals vor zehn Jahren auch Pionierin: ein Mädchen unter lauter Männern. Inzwischen sind viele andere ihrem Beispiel gefolgt. Wer heute mit dem Sport anfange, habe es leichter, sagt sie. Sportlerinnen wie sie selbst hätten bewiesen, dass auch Mädchen und Frauen den Sport beherrschen.

Und was sie kann, ist all das: Ein EM-Titel, zwei deutsche Meisterschaften, ein Platz im Nationalteam im Meeressurfen und Siege in der renommierten Rapid Surf League stehen in der Liste ihrer wichtigsten Erfolge. Sie surft gerne Wettkämpfe, sagt sie – obwohl das nicht das einzige Wichtige für Surfer ist. Viele Sportler finanzieren sich auch über Werbeeinnahmen. Sie sind nicht nur Athleten, sondern auch Influencer.

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Zeitler folgen 76.000 Menschen auf Instagram, sie ist bei einem großen deutschen Autohersteller unter Vertrag und macht etwa Werbung für eine Surfmarke und einen Energydrink. Einige in der Szene verzichten sogar ganz auf Wettkämpfe, erarbeiten sich die Aufmerksamkeit nicht über Titel, sondern über spektakuläre Tricks, Videos von Ritten auf der größten Welle oder indem sie ihren Surf-Lifestyle zur Schau stellen.

Surfer haben inzwischen die Chance auf Olympia

Auch Zeitler teilt auf Instagram Fotos vom Strand, der Sonne und dem Meer. Doch auch die Olympischen Spiele zählen zu ihren Zielen, denn seit 2021 ist Surfen eine olympische Disziplin. Zeitler will sich merklich nicht zu sehr unter Druck setzen. "Ich trainiere jeden Tag, um die beste Version von mir selbst zu sein", sagt sie. An Olympia denkt sie nicht die ganze Zeit, sondern an kleinere Zwischenziele.

Um die zu erreichen, helfe ihr auch das Training auf den stehenden Wellen in und um München. "Im Meer geht es um das schöne Fahren, den Style", sagt sie. "Aber um Manöver zu trainieren, ist die künstliche Welle perfekt, deshalb ergänzen sich die beiden Surfarten sehr gut". Um an ihrer Technik zu feilen, lohnt es sich daher für Zeitler immer noch, nach Hause zu kommen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Janina Zeitler
  • Süddeutsche Zeitung: "Die Frau mit dem Wellenblick"
  • Surfers Mag: Janina Zeitler
  • Eigene Beobachtungen
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