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Party gegen das Tanzverbot an Karfreitag? "Die paar Stunden muss man aushalten"


Neue Debatte vor Karfreitag
Tanzverbot: "Die paar Stunden muss man aushalten"

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 06.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Eine Diskothek in München (Symbolbild): An Karfreitag darf in Bayern traditionell nicht getanzt werden.Vergrößern des Bildes
Eine Diskothek in München (Symbolbild): An Karfreitag darf in Bayern traditionell nicht getanzt werden. (Quelle: Stefan M Prager/imago images)

Antiquiertes Relikt oder zeitgemäße Tradition? An Karfreitag darf in Bayern nicht gefeiert werden. In München wird am Donnerstag dagegen angetanzt.

Die CSU steht zum Tanzverbot. Das bestätigt der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner im Gespräch mit t-online erneut, nachdem die Partei in den vergangenen Monaten bereits einen Versuch der Opposition abgelehnt hatte, das Verbot zu kippen. Kurz vor Ostern und Karfreitag regt sich nun erneut Widerstand gegen die Regelung. Unter anderem mit einer Party in München.

Am Donnerstag um 16 Uhr startet auf der Theresienwiese eine Demonstration gegen das Verbot, das Veranstaltungen an den neun stillen Tagen verbietet, die nicht den "entsprechend ernsten Charakter" des Tages wahren. Zu den stillen Tagen zählt schon der Gründonnerstag, wenngleich das Tanzverbot an Karfreitag noch strenger umgesetzt wird als am Vortag. Demonstrationen sind von der Regel jedoch nicht betroffen. Und auch Feiern darf man – mit einem Trick.

Wie man das Tanzverbot in Bayern austrickst

Wenn das Fest "Ausdruck einer weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber dem Christentum" ist, lassen sich auch Partys nicht verbieten. Der "Bund für Geistesfreiheit" in München nutzt das und veranstaltet gleich mehrere Feste zu Beginn des Osterwochenendes. Die Demo auf der Theresienwiese veranstaltet das Projekt "Ravestreamradio". Die Veranstalter bemängeln, dass das Tanzverbot nicht zur Religionsfreiheit passe, die sich der Freistaat sonst auf die Fahne schreibe.

Tatsächlich verändere sich die Welt, sagt CSU-Politiker Stöttner, der für die Partei im Wirtschaftsausschuss des bayerischen Parlaments sitzt. Doch in Sachen stille Tage sehe er keinen akuten Bedarf, etwas zu ändern. Die Feiertage und die damit verbundenen Ruhepausen machten Bayern schließlich aus. Im Freistaat gibt es bundesweit die meisten arbeitsfreien Tage. "Und doch sind wir wirtschaftlich stark", sagt Stöttner.

Damit argumentiert er gleich gegen einen weiteren Angriffspunkt, den einige beim Tanzverbot sehen. Denn während manche daran stört, dass sie in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt werden, beschweren Gastronomen sich über die Einschränkungen für ihr Geschäft, die die Tage mit sich bringen.

Diskotheken in Bayern sprechen wegen Karfreitag von "Berufsverbot"

"Die derzeitige Regelung kommt einem Berufsverbot gleich", zitiert etwa der Bayerische Rundfunk die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, Angela Inselkammer. Geschäftsführer Thomas Geppert beklagt, dass Bayern mit die strengsten Regelungen habe, und wünscht sich Lockerungen. Er wolle, dass einige der bislang stillen Tage nicht mehr als solche gelten. Inselkammer verweist darauf, dass bereits die Corona-Pandemie der Branche enorm geschadet habe.

Stöttner versteht das Problem der Bars und Diskotheken. Und ist zugleich sicher: "Die paar Stunden muss man aushalten." Tatsächlich greift das Tanzverbot in den Nächten zum Volkstrauertag, Totensonntag oder zu Allerheiligen erst ab 2 Uhr in der Nacht, sodass man auch vor diesen Tagen feiern kann – nur eben nicht die ganze Nacht lang. An Karfreitag und Karsamstag jedoch beginnt der Schutz bereits um 0 Uhr.

Für Stöttner ist der Anteil dieser Spanne am Gesamtumsatz dennoch "lächerlich", er könne sich nicht vorstellen, dass für die Betriebe alles an diesen Stunden hänge. Stöttner und seine Partei setzen dabei klare Prioritäten – in einem Spannungsfeld zwischen zwei Interessen, mit denen sich die CSU üblicherweise verbunden zeigt: den christlichen Werten und den Interessen der Wirtschaft. Für Stöttner ist die Abwägung klar: Das Opfer der Diskotheken an den stillen Tagen hält er für überschaubar – und ungleich kleiner als das, was gläubige Christen opfern müssten, würde man die stillen Tage beschränken.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Klaus Stöttner
  • Süddeutsche Zeitung: Macht euch mal locker
  • Bayerischer Rundfunk: "'Kommt Berufsverbot gleich': Gastwirte beklagen stille Tage"
  • tz.de: "Demo auf der Theresienwiese gegen Tanzverbot - wo in München am Karfreitag sogar getanzt werden darf"
  • Harry Klein: Facebook-Post vom 31. März
  • Freistaat Bayern: Feiertagsgesetz, Artikel 3
  • Ravestreamradio: Demonstration
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