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Rassismus-Vorwurf um Münchens Oktoberfest: Wiesn-Schausteller schmeißt hin


Rassismus-Vorwürfe gegen Fahrgeschäfte
"Tue mir das nicht mehr an": Beliebter Wiesn-Schausteller schmeißt hin


Aktualisiert am 21.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Das Fahrgeschäft "Top Spin" auf dem Oktoberfest in München (Archivbild): Dass darauf nackte Brüste gemalt sind, wollen die Grünen nicht mehr tolerieren.Vergrößern des Bildes
Das Fahrgeschäft "Top Spin" auf dem Oktoberfest in München (Archivbild): Solche Darstellungen sorgen seit Jahren für Diskussionen in der Gesellschaft. (Quelle: Imagebroker/Adler/imago-images-bilder)

Oktoberfest-Fahrgeschäfte seien mit rassistischen Malereien verziert. Das sagt Münchens Vize-Bürgermeisterin von den Grünen. Ein Traditionsbetrieb hat genug von den Debatten.

Fahrgeschäfte auf dem Münchner Oktoberfest sorgen derzeit für eine große Diskussion in München – unter Schaustellern und auch in der Politik. Wieder einmal geht es darum, wie sensibel eine Gesellschaft heute auf gewisse Darstellungsformen reagieren sollte. Denn viele der Wiesn-Fahrgeschäfte sind verziert mit Malereien, die teilweise mehr als dreißig Jahre alt sind. Die sind teils derb – und entsprechen heute nicht mehr unbedingt dem Zeitgeist.

Manche Kunstwerke sind dabei besonders umstritten. Auf ihnen erscheinen beispielsweise beim Fahrgeschäft "Topspin" halbnackte Frauen und beim "Vodoo-Jumper"-Karussell und bei der Wurfbude "Crazy Alm" stereotypisierte Schwarze, die Frauen unter das Dirndl schauen. Auf einer weiteren Malerei taucht ein Affe auf, der einer Frau das BH-Oberteil wegreißt.

Grünen-Bürgermeisterin will das nicht mehr tolerieren

Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) findet diese Malereien "rassistisch" und will sie deshalb nicht mehr tolerieren, wie die "Bild" zuerst berichtete. "Rassismus hat im weltoffenen München nichts zu suchen, das gilt selbstverständlich auch für das Oktoberfest", sagt sie zu t-online. "Ich will nicht, dass unsere Gäste hier mit rassistischen Motiven konfrontiert werden."

Einer, der seit Jahren von Debatten dieser Art betroffen ist, äußert sich im Gespräch mit t-online. Manfred Zehle betreibt seit mehr als 25 Jahren den beliebten "Top Spin" auf der Wiesn. Er sagt: "Ich tue mir das nicht mehr an." Dem Oktoberfest-Urgestein sind die ganzen Regularien und der hohe Bürokratieaufwand "viel zu viel". Weiter sagt er: "Wenn ich könnte, würde ich auswandern. Hier kann man nur noch Steuern zahlen – die Forderungen und die Bürokratie verstehe ich gar nicht mehr."

Manfred Zehle ist ein Oktoberfest-Urgestein

Der Münchner Schausteller zeigt sich im Telefonat äußerst verärgert. Mittlerweile hat er sein Fahrgeschäft verkauft. Laut seiner Aussage auch deswegen, weil er zunehmend das Gefühl hat, Forderungen nach politisch korrekten Malereien nehmen überhand.

Zehle sagt, es sei schade, dass er den "Top Spin" nicht weiterbetreiben könne. Doch würde der Schausteller einzelne Malereien austauschen, wäre das nach eigener Aussage schwer finanzierbar. Denn die Schausteller seien ohnehin von den hohen Energiekosten, dem Fachkräftemangel und der Inflation stark betroffen.

Wiesn-Chef zieht die Grünen in Verantwortung

Die Trennung Zehles von seinem Fahrgeschäft "Top Spin" lässt auch den Wiesnchef in München nicht kalt. "Ein Betrieb macht Schluss dank der Grünen. Herzlichen Glückwunsch!", sagt Clemens Baumgärtner (CSU) im Gespräch mit t-online. "Das ist der Effekt, der durch die Forderungen der Grünen entsteht." Ideologien werden Baumgärtner zufolge bei dieser Diskussion an die erste Stelle gesetzt.

Baumgärtner kommt bei diesem Thema so richtig in Fahrt: "Die Grünen wollen eine Kulturrevolution, die eine ganz breite Masse im Land aber nicht will. Dann müssten wir auch den 'Playboy' an der Tankstelle verbieten", so der Wiesnchef weiter.

SPD schließt sich Habenschaden an

Stadtrat Klaus Peter Rupp (SPD) hält dagegen. "Rassistische und entwürdigende Darstellungen sind auf der Wiesn schon seit Langem nicht mehr zulässig. Das halten wir auch für richtig", betont der 59-Jährige. "Wenn sich ein Schausteller aus diesem Grund zur Aufgabe seines Geschäfts entschlossen hat, würden wir es sehr schade finden."

Auch die Münchner FDP schaltete sich auf Twitter ein. "Traditionsgeschäfte am Pranger? Das Oktoberfest ohne Buden und Karussells wäre wie das Schottenhammel-Zelt ohne Bier!" Stattdessen fordert die Partei "vernünftige" Dialoge statt "grüner Empörungs-Exzesse und Verbotslust".

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Baumgärtner zufolge argumentieren die Grünen bei ihren Forderungen mit dem Jugendschutz. Das, sagt der Wiesnchef, sei "absurd". Abzuwarten bleibt, ob bis zum Wiesnaufbau aus den bisherigen Forderungen wirklich eine rechtliche Verpflichtung werden kann.

Transparenzhinweis: Wir haben an diesem Artikel nachträglich Änderungen vorgenommen. Vize-Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) toleriert keine rassistischen Malereien auf dem Münchner Oktoberfest, fordert zugleich aber auch kein Verbot von Nackt-Malereien. Wir haben das klarer herausgearbeitet.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Manfred Zehle
  • Gespräch mit Clemens Baumgärtner
  • bild.de: "Woke-Zoff um die Wiesn"
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