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Bayern impft: Zäsur im Kampf gegen Corona


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Bayern impft: Zäsur im Kampf gegen Corona

Von dpa
27.12.2020Lesedauer: 4 Min.
Coronavirus - Erste Impfstoffdosen in BayernVergrößern des BildesTHW-Mitarbeiter verteilen am Impfzentrum Dasing eine Impfstoff-Lieferung in Transportboxen. (Quelle: Tobias Hase/dpa/dpa-bilder)
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Das Impfen hat begonnen. Mehrere Tausend Menschen bekamen am Sonntag in Bayern den schützenden ersten Piks - er soll sie immun machen gegen das Coronavirus. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) sprach in Germering (Landkreis Fürstenfeldbruck) von einem "sehr bewegenden" Tag. "Ich bin sehr froh und erleichtert, dass wir dieses für uns alle so herausfordernde und bewegte Jahr 2020 mit dieser guten Nachricht beenden können", sagte die Ministerin.

Überschattet wurde der Impfstart gegen das Coronavirus von einer Panne in Oberfranken und Schwaben. In mindestens zehn Landkreisen und kreisfreien Städten verzögerte sich das Impfen, weil es Probleme bei der Kühlung des Impfstoffs gab. In Schwaben erwiesen sich die Probleme später als marginal, das Impfen konnte auch dort beginnen.

Allgemein wird der Impfstart als Zäsur im Kampf gegen die Folgen des Virus angesehen. Der Impfstoff der deutschen Firma Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer war am 21. Dezember EU-weit zugelassen worden. In Bayern kamen zunächst nur 9750 Impfdosen an. Am Montag sollen 97 000 weitere Impfdosen geliefert werden, noch vor Silvester weitere 107 000, und dann etwa ebenso viele jede Woche.

Die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche angibt, war am Sonntag in Bayern laut Robert Koch-Institut (RKI) auf 171 und damit wieder unter die Marke von 200 gesunken. Allerdings wies das Institut darauf hin, dass der Wert feiertagsbedingt verzerrt sein könnte. Die Lage auf den Intensivstationen entspannte sich leicht. Derzeit sind laut Gesundheitsministerium 376 Intensivbetten mit invasiver Beatmungsmöglichkeit frei. Vor sechs Tagen waren es nur rund 300. Das sei allerdings nur eine Momentaufnahme, hieß es.

Erste Senioren bekamen am Sonntag in ihren Pflegeheimen den Impfstoff verabreicht. Andere Einrichtungen, darunter das Bezirksklinikum Regensburg, das Universitätsklinikum Würzburg und das Seniorenzentrum Albrecht Dürer in Bamberg, haben den zur Verfügung stehenden Impfstoff zunächst den Bediensteten gegeben. In Regensburg wurde etwa ein Krankenpfleger, der in der Notaufnahme arbeitet, zuerst geimpft. Zwischenfälle wurden zunächst nicht bekannt.

In den acht oberfränkischen Landkreisen Coburg, Lichtenfels, Kronach, Hof, Wunsiedel, Bayreuth, Forchheim und Kulmbach sowie in den schwäbischen Landkreisen Augsburg und Dillingen kam es zu einer Panne, so dass der Impfstart zunächst verschoben werden musste. Dort waren Ungereimtheiten in der Kühlkette aufgetreten. "Aus dem integrierten Kühlprotokoll geht hervor, dass die erfasste Temperatur während des Transportes zunächst drei Grad Celsius und später minus ein Grad Celsius betragen hat", erläuterte Augsburgs Landrat Martin Sailer (CSU). Möglicher Hintergrund sei eine Fehlfunktion der Kühlbox, aber auch eine Absenkung der erfassten Temperatur in der Box durch den ursprünglich noch tiefgekühlten Impfstoff gewesen.

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in München sagte auf dpa-Anfrage, die Ungereimtheiten hätten mit der Herstellerfirma Biontech geklärt werden können. Die Landkreise hätten die Information erhalten, der Impfstoff sei einsatzbereit, mit dem Impfen könne begonnen werden.

In Oberfranken hatten die Landräte argumentiert, die Patientensicherheit gehe vor, es müsse zu 100 Prozent gewährleistet sein, dass der Impfstoff bedenkenlos verabreicht werden könne. Wann es auch dort zu einer Klärung der Situation kommt, war zunächst unklar.

In den anderen Teilen Bayerns waren die ersten mobilen Impfteams ausgerückt. In Unterföhring bei München wurde eine 100-Jährige geimpft, in Kaufbeuren eine Frau, die schon 103 Jahre alt ist, wie die Stadtverwaltung mitteilte. In Germering erhielten die 83-jährige Helga Klingseisen und ihr 91 Jahre alter Ehemann Kurt die ersten Dosen in ihre Oberarme gespritzt. "Das ist ein Piks und fertig", kommentierte die 83-Jährige den Vorgang, der von einem großen Medienaufgebot begleitet worden war.

In den meisten der 99 Impfzentren im Freistaat herrschte am Sonntag noch weitgehend Ruhe. In den ersten Tagen soll zunächst weitestgehend in Senioren- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern geimpft werden. Neben Bewohnern und Mitarbeitern der Heime soll medizinisches Personal in Intensivstationen und Notaufnahmen als erstes die schützende Impfung erhalten. Ein Terminvereinbarungssystem für die Vergabe von Terminen in den Impfzentren soll nach Angaben von Gesundheitsministerin Melanie Huml erst im Laufe des Januars stehen. Bis dahin müssen Impfwillige sich mit Telefon-Hotlines und Warteschleifen gedulden.

Die Impfungen werden wissenschaftlich begleitet. Es gehe um die Sicherheit und Wirksamkeit der Sars-CoV-2-Impfung, erläuterte das Wissenschaftsministerium. Ziel der Studie, an der unter anderem Bayerns Unikliniken mitwirken, sei es unter anderem, mit Hilfe eines Covid-19 Impfregisters herauszufinden, wie wirksam die Impfung in verschiedenen Personen- und Risikogruppen sei. "Die Zulassung des Impfstoffs ist ein großer Schritt im Kampf gegen Corona", sagte Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). Nun geht es darum, wirksam und effektiv zu impfen." Impfwillige könnten die Studie unterstützen, indem sie bei der Impfung ihr Einverständnis zur Kontaktaufnahme durch die Wissenschaftler geben.

In den 99 Impfzentren leisten 2000 freiwillige Helfer Dienst, 500 Ärzte sind in Wechselschichten im Einsatz, wie Gesundheitsstaatssekretär Holetschek am Sonntag sagte. Insgesamt hatten sich 6000 Ärzte freiwillig gemeldet. Allerdings herrschte am Sonntag in den Zentren noch weitgehend Ruhe.

Da für einen wirksamen Schutz zweimal geimpft werden muss, wird jeweils die Hälfte der Impfstoffdosen zurückgestellt und in den zentralen Standorten zwischengelagert. Der Impfstoff, den die Firmen Biontech und Pfizer gegen das Coronavirus entwickelt haben, muss bei extremen Temperaturen um die Minus 70 Grad tiefgekühlt werden. In den örtlichen Impfzentren muss es dann verhältnismäßig schnell gehen: Dort lagern die Fläschchen in normalen Medizinkühlschränken und müssen binnen drei bis fünf Tagen verbraucht werden.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte vor dem Impfauftakt vor Engpässen bei der Belieferung gewarnt. "Endloses Warten reduziert auch die Bereitschaft der Bevölkerung, sich impfen zu lassen", hatte Söder in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur erklärt. Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek sagte, wenn weitere Produktionsstätten geschaffen würden, böten sich dafür Standorte auch in Bayern an.

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