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Landshut/München: Die Zukunft der Innenstädte entscheidet sich jetzt


Überbrückungshilfen stehen aus
Die Zukunft der Innenstädte entscheidet sich jetzt


Aktualisiert am 14.02.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Geisterstadt" steht im Schaufenster eines Juweliers geschrieben: Wie die Innenstädte in der Zukunft aussehen werden, hängt auch von der raschen Auszahlung der Überbrückungshilfe III für Einzelhändler ab.Vergrößern des Bildes
"Geisterstadt" steht im Schaufenster eines Juweliers geschrieben: Wie die Innenstädte in der Zukunft aussehen werden, hängt auch von der raschen Auszahlung der Überbrückungshilfe III für Einzelhändler ab. (Quelle: Viola Koegst/t-online)

Seit Beginn der Pandemie versucht der Einzelhandel, ihr mit neuen Geschäftsmodellen zu trotzen. Aber die kommenden Wochen werden für viele entscheidend.

Der Einzelhandel hatte es immer vergleichsweise einfach im niederbayerischen Landshut. Die hübsche Altstadt half beim Absatz, die Leute kamen gern zum Bummeln in netter Umgebung – Shopping war hier auch Event. Die Konkurrenz durch das Internet spürten die Läden hier deshalb nicht ganz so sehr wie anderswo. Geht man aber heute durch die Altstadt, fällt zuerst der Leerstand auf. In den vergangenen Monaten haben etliche Läden dichtgemacht und ihre Schaufenster zugeklebt. Die verbliebenen versuchen, der Corona-Krise zu trotzen. "Wir liefern für Sie" steht an fast allen Türen.

Wie in Landshut sieht es derzeit in vielen Städten Deutschlands aus. Gerade die kleinen, inhabergeführten Läden, die zur Atmosphäre der Altstädte beitragen, trifft die Krise hart. Aber in einem Jahr Pandemie haben sie Strategien gefunden, in ihr zu bestehen. Die Interessengemeinschaft Landshut Innenstadt hat schon im ersten Lockdown eine Website ins Leben gerufen, auf der alle Läden zu finden sind, die "Click & Collect" oder Ähnliches anbieten. "Wir wollten kleinen Geschäften, die bisher keine virtuelle Plattform hatten, die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren", sagt Geschäftsführerin Daniela Rech. Die Landshuter bestellen fleißig über die Plattform. "Es war schön zu sehen, wie sich da gegenseitiges Vertrauen aufgebaut hat", findet Rech.

Erfolg mit neuen Strategien

"Wir sind zufrieden, das ist toll", sagt auch Kerstin Glöckner, Filialleitung der Buchhandlung Pustet in der Altstadt. Pustet hatte sich allerdings schon vor Corona mit einem Onlineshop an den Strukturwandel angepasst. Nun kann man dort auch anrufen oder per "Click & Collect" bestellen. Glöckners Tipp an andere Händler: Im Gedächtnis der Stammkunden bleiben. "Wir machen viel auf Instagram, da haben wir viele Follower aus der Region." Sie glaubt, dass auch viele andere Händler solche Möglichkeiten genutzt haben und jetzt schon besser dastehen als im ersten Lockdown.

"Unsere Händler versuchen alles, um einen Umsatz zu erzielen, der ihren Unternehmen das Überleben sichert. Mehr ist aber nicht drin", sagt Michael Luger, Wirtschaftsförderer der Stadt Landshut. Viele Läden haben im vergangenen Jahr einen Teil des Geschäfts ins Internet verlegt. Manche könnten so sogar besser für die Zukunft nach der Krise aufgestellt sein. Corona hat diesen wichtigen Prozess auch beschleunigt.

Doch was, wenn die Mühen umsonst waren? Vielen droht das Geld nun endgültig auszugehen. Denn die Einnahmen durch "Click & Collect" können den Umsatzeinbruch durch geschlossene Geschäfte nicht ausgleichen. Für Luger sind die kommenden Wochen die kritische Phase: "Die Überbrückungshilfe III muss sehr schnell fließen, sonst geht vielen Händlern die Luft und die Lichter in den Innenstädten aus."

Die Hilfen müssen schnell ankommen

Die Hilfen können seit einigen Tagen beantragt werden, erste Abschlagszahlungen sollen noch diesen Monat kommen. Die Überbrückungshilfe III soll unbürokratischer gestaltet sein und auch Unternehmen zugutekommen, die die Überbrückungshilfe II nicht beantragen konnten. Die bisherige Unterscheidung "von Schließung betroffen/von Schließung nicht betroffen" fällt weg. Zudem wurde die Höhe der maximalen Hilfe angehoben.

Aber: Sie muss nun schnell kommen. Anfang Februar haben sich 22 Stadtmarketing- und Gewerbevereine aus ganz Bayern in einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gewendet. Sie fordern eine raschere Auszahlung als bei den letzten Hilfen. Denn viele Unternehmer warten noch immer auf die November- und Dezemberhilfen. Die kleinen Unternehmen hätten nicht genug Liquiditätsreserven, um noch mehrere Wochen ohne tatsächlichen Eingang der Überbrückungshilfen überstehen zu können, heißt es in dem Schreiben, das auch die Stadt Landshut unterzeichnet hat. "Es zählt jede Woche!"

Corona beschleunigt den Strukturwandel

Auch Daniela Rech hofft auf schnelle Hilfe. "Wenn das noch ein Jahr dauert, haben sicher alle Innenstädte ein Problem", sagt sie. "Dauert es noch zwei Wochen, werden wahrscheinlich viele überleben."

Michael Luger wünscht sich zudem eine nachhaltige Perspektive von der Politik. Die Innenstädte müssten sich weiter in Richtung "Event-Location" und Kulturstandort entwickeln. "Corona ist hier lediglich ein Beschleuniger und Verstärker."

In den kommenden Jahren erwarte er Verschiebungen zwischen den Bereichen Handel, Gastronomie, Arbeiten, Wohnen, Kultur und Nahversorgung. "Aber wenn wir diese Bereiche – auch städtebaulich – optimal spielen, haben wir eine Chance, unsere Innenstädte zu erhalten. Dafür sei an einigen Stellen Umdenken nötig. Gerade sei aber das Wichtigste: "Die Hilfe muss sehr schnell ausgezahlt werden, sonst verändern sich die Innenstädte massiv und das nicht zum Guten."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Offener Brief an Ministerpräsidenten zu Überbrückungshilfen
  • Landshuter Zeitung: "Über vielen kreist jetzt schon der Pleitegeier" (6. Februar)
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