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Omikron-Variante platzt in Abwehrkampf gegen Corona


München
Omikron-Variante platzt in Abwehrkampf gegen Corona

Von dpa
27.11.2021Lesedauer: 4 Min.
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In Bayern wächst angesichts nicht nachlassender Corona-Zahlen und der Ankunft der noch weitgehend unerforschten Omikron-Virusvariante aus dem südlichen Afrika die Furcht vor noch schlimmeren Folgen der Corona-Pandemie. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verlangte in der "Augsburger Allgemeinen", ganz Deutschland müsse nun deutlich heruntergefahren werden.

Bis Sonntag wurden 29 von einer Covid-19-Infektion betroffene Intensivpatienten aus Bayern ausgeflogen, um besonders strapazierte Intensivstationen in den Bezirken Schwaben, Oberbayern und Niederbayern zu entlasten - das Intensivregister hatte für Sonntag die Zahl von 1053 Covid-Intensivpatienten bayernweit genannt.

Das Max-von-Pettenkofer-Institut hatte am Wochenende den Nachweis von drei Verdachtsfällen der neuen Omikron-Variante bestätigt. Die Variante sei über einen speziellen, auf bestimmte Mutationen ausgerichteten PCR-Test (VOC-PCR) in Kombination mit der Reiseanamnese bei zwei Rückkehrern aus Südafrika "zweifelsfrei" nachgewiesen worden, sagte der Leiter des Instituts, Oliver Keppler. Die endgültige Bestätigung durch eine Genomsequenzierung werde in den nächsten Tagen erwartet.

Die ersten beiden betroffenen Reisenden seien am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Samstag. Sein Ministerium forderte alle Passagiere des betreffenden Fluges sowie generell alle Rückkehrer aus Südafrika auf, sich mit ihrem zuständigen Gesundheitsamt in Verbindung zu setzen.

Am Sonntag informierte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) dann über einen weiteren Virus-Varianten-Nachweis. Am Freitag waren bei einem ankommenden Flug aus Kapstadt zwei der 50 Reisenden bei PCR-Tests am Flughafen in München positiv getestet worden. Eine Reiseanamnese und ein VOC-PCR-Test ergaben nach Angaben des LGL einen hochgradigen Verdacht auf die Omikron-Variante bei einem der positiv getesteten Reisenden. Das Ergebnis der Genomsequenzierung steht ebenfalls noch aus.

Südafrika und sieben weitere Länder der Region gelten seit Sonntag (0.00 Uhr) als Virusvariantengebiet. Rückkehrer müssen dann unabhängig von ihrem Impfstatus und Testergebnissen für 14 Tage in Quarantäne.

Ministerpräsident Söder fordere unterdessen die künftige Bundesregierung zu drastischen Maßnahmen auf, um die vierte Corona-Welle zu brechen. "Zum Schutz unseres Gesundheitssystems müssen wir das ganze Land leider noch stärker herunterfahren", sagte Söder der "Augsburger Allgemeinen" (Montag).

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatte angesichts der stark steigenden Infektionszahlen sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen für Deutschland empfohlen. Söder erklärte daraufhin: "Eine Bundesnotbremse muss noch in dieser Woche beschlossen werden." Für Bayern brachte er beim "Sonntags-Stammtisch" im Bayerischen Fernsehen eine Verlängerung der Hotspot-Regeln ins Spiel, die derzeit nur bis zum 15. Dezember vorgesehen sind. Ein entsprechende Empfehlung komme von den Landräten.

"Die Warnungen der Leopoldina sind ein Weckruf: Es braucht jetzt konsequente Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte, einen Lockdown für Hotspotregionen, Masken in allen Schulen und Fußballspiele ohne Zuschauer", fügte Söder hinzu. "Jeder Tag des Wartens und Zögerns ist ein verlorener Tag. Ganz Deutschland steuert auf eine Notlage zu, die kommende Bundesregierung darf nicht länger tatenlos zuschauen."

Er schlug schnellstmöglich eine Ministerpräsidentenkonferenz vor, um einen Flickenteppich an Maßnahmen im Land zu vermeiden. Es bedürfe auch eines neuen Gesetzes, das der dramatischen Situation gerecht werde. Es sei auch nötig, endlich den neuen Bundesgesundheitsminister zu benennen, sagte der bayerische Regierungschef. Niemand könne derzeit abschätzen, wie sich die neue Omikron-Variante auswirken werde. "Deshalb müssen alle Flüge aus Südafrika gestoppt werden. Wir dürfen nichts ausschließen. Im Übrigen braucht es mehr Impfstoff für die Länder, umfangreiche Entschädigungen für die Wirtschaft wie im vergangenen Jahr und eine Impfpflicht für alle ab Januar. Das ist ein Notpaket für Deutschland."

In Bayern klagten bereits erste Kommunen über eine schleppende Versorgung mit Impfstoff. Die Stadt Würzburg baute etwa ein neues Impfzentrum auf, das am Montag in Betrieb gehen werde - aber der Impfstoff fehle. "Wir bauen hier in Abstimmung mit dem Freistaat Impfkapazitäten auf, um der Krise Herr zu werden, aber in letzter Minute wird Impfstoff zurückgezogen", beklagte Kommunalreferent Wolfgang Kleiner. "Diese Vorgehensweise ist für mich nicht nachvollziehbar und unverständlich!".

Bayern ist besonders hart von der vierten Corona-Welle getroffen. Ärzte, Pflegepersonal und Politik kämpfen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Folgen des Virus. In mehreren Kreisen und kreisfreien Städten, wo die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner oberhalb der 1000er-Grenze liegt oder zuletzt lag, herrschen bereits nahezu Lockdown-Bedingungen. Am Sonntag waren acht Kreise und kreisfreie Städte über der 1000er Marke.

Die Inzidenz im Landesdurchschnitt lag am Sonntag bei 632,2 und damit geringfügig unter dem Wert vom Samstag. Allerdings können die Wochenend-Werte des Robert Koch-Instituts aufgrund von Meldeverzögerungen der Gesundheitsämter ein zu niedriges Infektionsgeschehen widerspiegeln.

Unterdessen gingen am Wochenende die Verlegungsflüge aus besonders strapazierten bayerischen Krankenhäusern in den Regierungsbezirken Schwaben, Niederbayern und Oberbayern weiter. Bereits am Freitag hatte ein Bundeswehr-Airbus sechs bayerische Intensivpatienten nach Nordrhein-Westfalen ausgeflogen, am Sonntag folgte ein zweiter Flug der MedEvac-Maschine der Luftwaffe mit fünf Patienten nach Hamburg. Bis zum Sonntagabend wurden zusammen mit Flügen von privaten Anbietern und Bodentransporten insgesamt 29 schwerkranke Covid-Patienten in Kliniken der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz verlegt, wie eine Sprecherin des Innenministeriums sagte.

Die Intensivstationen vieler Krankenhäuser im Freistaat sind überlastet, weil dort viele schwer an Corona erkrankte Menschen versorgt werden müssen. Das Münchner Universitätsklinikum meldete, es sei gelungen, einige zusätzliche Intensivbetten zu mobilisieren, weil Personal mit Intensiverfahrung aus anderen Abteilungen habe herausgelöst werden können.

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