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Münchner Ikone: Meister Eder wäre am Wochenende 100 geworden


Münchner Ikone
"Gut, dann bin ich jetzt Meister Eder"

InterviewVon Christof Paulus

Aktualisiert am 12.02.2022Lesedauer: 5 Min.
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Meister Eder und sein Pumuckl in der gleichnamigen Serie (Archivbild): Schauspieler Gustl Bayrhammer verkörperte die Rolle zudem in zwei Filmen.Vergrößern des Bildes
Meister Eder und sein Pumuckl in der gleichnamigen Serie (Archivbild): Schauspieler Gustl Bayrhammer verkörperte die Rolle zudem in zwei Filmen. (Quelle: United Archives/imago-images-bilder)

100 Jahre wäre Schauspieler Gustl Bayrhammer, der Meister Eder spielte, an diesem Wochenende geworden. "Pumuckl"-Regisseur Ulrich König erinnert sich an einen der großen Volksschauspieler aus München. Und erzählt, was das Geheimnis der Serie war.

Millionen Kinder sind damit aufgewachsen und auch Erwachsene begeistert "Meister Eder und sein Pumuckl" bis heute. Schauspieler Gustl Bayrhammer, geboren am 12. Februar 1922 in München, bleibt vor allem als Schreinermeister in Erinnerung, der den rothaarigen Kobold bei sich aufgenommen hatte – nachdem dieser am Leimtopf festgeklebt war und bei ihm bleiben musste.

Im Interview mit t-online erzählt der heute 72-jährige "Pumuckl"-Regisseur Ulrich König von der Arbeit am Set, unter anderem mit Bayrhammer, für den Meister Eder eine von vielen großen Rollen war – und doch am Ende die berühmteste. Dabei wurde es manchmal kindisch und spontan: Genau das machte die Serie schließlich aus.

Herr König, 52 Folgen und einen Film von "Meister Eder und sein Pumuckl" haben Sie gemeinsam mit Gustl Bayrhammer gedreht. Wie viel von Meister Eder steckte in seinem Darsteller Bayrhammer?

Ulrich König: Ein hoher Prozentsatz. Gustl Bayrhammer war immer etwas gefürchtet, weil er als grantiger Typ bekannt war. Aber das stimmte gar nicht. Er mochte es nur nicht, wenn andere sich über ihn profilieren wollten. Bei Pumuckl war es ein großes Glück, dass wir alle, hinter und vor der Kamera, eine ähnliche Auffassung von Humor hatten.

Die Serie spielt in der Münchener Altstadt, ist bayerisches Kulturgut. Bayrhammer kommt aus München, wie viele andere Rollen in der Serie spricht er Dialekt. Warum funktioniert die Serie trotzdem von den Alpen bis hoch zur Nordsee?

Für Kinder ist die Serie ernsthaft und ehrlich, das Großväterliche von Meister Eder ist sehr wichtig, er behandelt Pumuckl streng und liebevoll. Und weil Pumuckl etwas lernt oder Konsequenzen für sein Handeln spüren muss, ist es auch eine pädagogische Serie – was aber zum Glück nicht so auffällt. Aber dass wir die Kinder vor den Fernseher bekommen würden, das wussten wir vorher. Schließlich saßen von Anfang an pro Kind auch zwei Erwachsene vor dem Fernseher, die zugeschaut haben. Das ist gelungen, weil wir immer wieder abseits der eigentlichen Geschichte Anspielungen eingebaut haben. Diese Details haben die Kinder nicht abgelenkt, aber Erwachsene haben sie erkannt und sich darüber gefreut, so wie bei Asterix. Und das in der Serie gesprochene münchnerische Bairisch war sicher auch im Norden verständlich.

München hat sich verändert, Handwerksberufe wie die Schreinerei werden immer seltener, die Generation der großen Volksschauspieler wie Bayrhammer gehört zu großen Teilen der Vergangenheit an. Würde man den Pumuckl auch heute noch drehen können?

Sicher ginge das immer noch! Das Team müsste halt stimmen. Bei uns war es immer ungefähr so, dass Kameramann Horst Schier und ich immer mal wieder herumgeblödelt haben wie zwei Vierjährige. Und Bayrhammer, das war dann der Achtjährige, der fand manches kindisch, hat aber immer gerne mitgemacht. Und was er auch gut fand, das haben wir dann in der Serie gemacht. Kennen Sie die Folge mit dem Pudding?

Natürlich! Pumuckl ist begeistert vom Pudding, den der Besuch kocht und will mehr davon. Irgendwann kocht er selbst welchen, bei dem er statt Zucker Salz nimmt und den dann am Ende Meister Eder isst, ohne eine Miene zu verziehen. Und in der ganzen Folge sagt Pumuckl "Puddeling" statt Pudding.

Die Folge hatten wir eigentlich schon fertig synchronisiert, nur im Abspann auf dem Schlussbild, da ging das Gespräch ja immer noch ein wenig weiter. Und da sagte Hans Clarin ...

... der Synchronsprecher von Pumuckl ...

... plötzlich "Puddeling". Wir waren so begeistert davon, dass wir alle Takes mit Pudding neu gemacht und das Wort durch "Puddeling" ersetzt haben. Genau so etwas hat die Serie ausgemacht, einzugehen auf spontane Ideen. Und so funktioniert das natürlich auch heute noch.

Wie ging das eigentlich, mit einer Trickfigur zu drehen? Hat Meister Eder immer mit sich selbst gesprochen?

Während des Drehs hat er mit mir geredet und ich habe Pumuckl gesprochen, im gleichen krächzigen Ton.

Woher wusste Meister Eder denn, wo Pumuckl sein sollte?

Am Anfang haben wir ihm kleine Anhaltspunkte gegeben, Gegenstände im Raum, auf die er schauen konnte. Die hat er aber schnell nicht mehr gebraucht. Und die beiden schauen sich ja eh meist nicht in die Augen, sondern Meister Eder arbeitet währenddessen.

Sie haben mit Gustl Bayrhammer noch die Serie "Franz Xaver Brunnmayr" oder einige Folgen von "Weißblaue Geschichten" gedreht, er hat den Münchener "Tatort"-Kommissar Veigl verkörpert, spielte in "Monaco Franze" oder im "Komödienstadl" mit. Was glauben Sie, würde er heute dazu sagen, dass er ganz besonders mit einer Kinderserie in Erinnerung bleibt?

Das war erst schon etwas schwierig, aber er hat es auch genossen. Als er immer wieder auf die Rolle angesprochen wurde, hat er irgendwann gesagt: "Gut, dann bin ich jetzt der Meister Eder." Es war für ihn von Vorteil, dass er im Fernsehen eine Respektsperson gespielt hat. Das haben die Leute auf der Straße immer geachtet, waren etwas vorsichtiger und haben ihn auch mal in Ruhe gelassen.

1993 starb Gustl Bayrhammer mit nur 71 Jahren an einem Herzinfarkt, zu der Zeit liefen die Arbeiten für den Film "Pumuckl und der blaue Klabauter", in dem er wieder Meister Eder gespielt hat. Welche Erinnerungen bleiben Ihnen?

Wir waren schon befreundet, auch wenn er wegen des Altersunterschieds eher wie eine Vaterfigur war. Ich war ja erst 27, als ich mit Pumuckl angefangen habe, etwa gleich alt damals wie Bayrhammers Sohn Max. Trotzdem haben wir uns auch privat ab und zu gesehen. Die Nachricht von seinem Tod war natürlich ein Schlag für mich. Ich war an dem neuen Pumuckl-Film ja nicht beteiligt. Für mich war die Geschichte nach dem ersten Film von 1982 und mit dem Ende der Serie auserzählt. Dass er aktuell einen neuen Pumuckl-Film gedreht hatte, wusste ich nicht.

Nach dem Pumuckl ging es für Sie unter anderem mit "Der Bergdoktor" und "Um Himmels Willen" weiter? Was ist aktuell in Planung?

Gerade nichts. Mit "Um Himmels Willen" war ich unter anderem auch so stark eingebunden, dass gar nicht viel Zeit für andere Sachen blieb. Und irgendwann erreicht man auch mal ein Alter, wo man auch mal auf das ein oder andere Angebot verzichtet.

Zur Person: Ulrich König wurde 1949 in München geboren. Neben "Meister Eder und sein Pumuckl" drehte der Regisseur unter anderem die ARD-Serie "Um Himmels Willen" und Kinderfilme. Heute lebt er in Holzkirchen im Landkreis Miesbach.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Ulrich König
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