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München: Privatklinik will wegen Ukraine-Krieg keine Russen behandeln


Erneut Diskriminierung in München
Privatklinik will keine Russen behandeln

Von Jennifer Lichnau, Christof Paulus

Aktualisiert am 09.03.2022Lesedauer: 2 Min.
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Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus (Symbolbild): In München will eine Klinik nun keine Russen mehr behandeln.Vergrößern des Bildes
Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus (Symbolbild): In München will eine Klinik nun keine Russen mehr behandeln. (Quelle: westend61/imago-images-bilder)

Ein Fall von falsch verstandener Solidarität mit der Ukraine schlägt erneut hohe Wellen in München. Eine Klinik am Stiglmaierplatz hat mitgeteilt, keine Russen mehr behandeln zu wollen. Erst vergangene Woche hatte es in der Stadt einen ähnlichen Fall gegeben – der doch ganz anders war.

Eine Privatklinik am Stiglmaierplatz in München will offenbar keine russischen und belarussischen Staatsbürger mehr behandeln. Das geht aus einem Schreiben von Freitag hervor, das t-online vorliegt. Äußern möchte die Praxis sich dazu nicht. Der Fall erinnert an ein internes Schreiben aus dem Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität kurz zuvor. (Hier lesen Sie mehr dazu.)

In dem Schreiben der Privatklinik heißt es: "Die Invasion der russischen Armee mithilfe der weißrussischen Regierung wird von uns aufs Schärfste verurteilt." Daraus zieht die Praxis Konsequenzen: "Daher werden wir ab sofort und bis auf Weiteres keine russischen und weißrussischen Staatsbürger mehr bei uns behandeln."

Keine Behandlung von Russen in Münchner Praxis

Unterzeichnet ist das Schreiben von zwei der drei leitenden Ärzte. Wer es verfasst hat, wie es dazu kam und an wen genau es sich richten sollte, bleibt unklar. Eindeutig ist die Botschaft des Textes: "Sie können sich die Anmeldung sparen", heißt es darin in Richtung der russischen und belarussischen Patienten. "So wenig wie das Covid-19-Virus oder Herr Putin Ausnahmen macht, machen wir Ausnahmen."

Aus dem Haus, in dem noch weitere Praxen untergebracht sind, ist zu hören, dass das Schreiben zudem am Montagmorgen im Fahrstuhl des Gebäudes angebracht worden sei, nachdem es am Freitag per Fax verschickt worden war. Als das Schreiben bei ihr ankam, lief es ihr kalt über den Rücken, erzählt eine Mitarbeiterin aus einer der anderen Praxen im Haus.

"So darf man Patienten nicht behandeln, egal welcher Nationalität," sagt sie zu t-online. Zudem befürchtet sie wirtschaftliche Konsequenzen für ihre eigene Praxis aufgrund des Schreibens der Nachbarn. Viele ihrer Patienten seien Russen und Belarussen. Auch deswegen habe sie eine Kollegin angewiesen, das Schreiben aus dem Fahrstuhl sofort abzunehmen.

Bereits zweiter Fall von Diskriminierung in München

Auch mit ihr hätten die Mitarbeiter der Praxis, aus der das Schreiben stammt, nicht gesprochen. Sie wisse nicht genau, von wem es geschrieben wurde und kann sich nicht erklären, wie die im gleichen Haus ansässigen Kollegen auf eine solche Idee gekommen seien.

In der vergangenen Woche hatte t-online bereits über einen ähnlichen Fall in München berichtet. Eine Direktorin des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität hatte in einem internen Schreiben angekündigt, russische Patienten abweisen zu wollen. Die Klinik bat dafür wenig später um Entschuldigung und verwies darauf, dass die Position eine nicht haltbare Einzelmeinung gewesen sei.

Offiziell behandelt das LMU-Klinikum auch weiterhin russische Patienten. Lediglich Selbstzahler könnten nicht mehr aufgenommen werden, da aufgrund der Wirtschaftssanktionen gegen Russland ihre Kreditkarten nicht mehr funktionieren. Von russischen Medien werden Fälle wie dieser nun zur Propaganda genutzt: Der in Deutschland gesperrte Sender RT hatte etwa ebenfalls darüber berichtet.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen vor Ort
  • Schreiben der Klinik vom Stiglmaierplatz
  • Antworten von benachbarter Praxis
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