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Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg setzen Hoteliers unter Druck: "Katastrophal"


Hoteliers unter Druck
Statt Neustart im Gastgewerbe gibt es weitere Krisen

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 18.03.2022Lesedauer: 5 Min.
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Ein Gast an der Hotelrezeption (Symbolbild): Das Gastgewerbe knabbert nun seit zwei Jahren an immer neuen Rückschlägen, in München kommen nun weitere hinzu.Vergrößern des Bildes
Ein Gast an der Hotelrezeption (Symbolbild): Das Gastgewerbe knabbert nun seit zwei Jahren an immer neuen Rückschlägen, in München kommen nun weitere hinzu. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Das Gastgewerbe hatte auf einen echten Neustart im März gehofft. Jetzt sind Corona-Lockerungen in Bayern verschoben und auch der Krieg in der Ukraine wirkt sich auf Hotels und Gaststätten aus. Vor allem Münchner Hoteliers setzt das unter Druck.

Eines will Martin Stürzer trotz allem klarstellen: Natürlich seien die Sorgen der Menschen in der Ukraine gerade ganz andere. Und auch, dass viele Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie nötig waren, findet er unzweifelhaft. Aber es ändere nichts daran, dass seine und viele andere Hotels in München seit zwei Jahren ständig draufzahlten, wie er erklärt. Obwohl er sicher ist: "Wir machen nichts falsch." Ein Rückschlag für seine Branche jage den nächsten. Erst die Pandemie, nun schlage auch der Krieg in der Ukraine aufs Geschäft.

Martin Stürzer ist Geschäftsführer und Inhaber des "Hotel Marc" und des "Europäischen Hof" in München, beide liegen direkt am Hauptbahnhof. Deshalb kann er aus dem Alltag erzählen, was gerade ganz konkret die Probleme in seiner Branche sind. Und als Mitglied im Kreisvorstand des Hotel- und Gaststättenverbandes in München weiß er auch, wie es seinen Kolleginnen und Kollegen geht.

Hotellerie in München: Die Kosten steigen, aber die Einnahmen nicht

"Wenn die Entwicklungen so anhalten, dann ist das katastrophal", sagt Stürzer. Mit den Entwicklungen meint er die Buchungen, die weiter nur peu à peu eintrudeln. Die Energiekosten, die seit Wochen steigen. Und die Frage, die seit zwei Jahren nicht verschwinden will: Wann endet die Corona-Pandemie?

Das Problem für Stürzer und die Hotellerie in München, so schildert er es: Die Stadt sei besonders beliebt bei Gästen aus Übersee, auch die Großveranstaltungen ein großer Treiber seiner Branche. Doch während die einen wegbleiben, fallen die anderen aus, seit Beginn der Corona-Pandemie vor rund zwei Jahren dauerhaft und immer wieder.

Nun gelten in China schon wieder teils harte Ausgangsbeschränkungen, weshalb kaum Menschen von dort einreisen. Und der Ukraine-Krieg komme noch hinzu: Er treibt die Energiepreise nach oben. "Und von Amerika aus betrachtet, da ist die Ukraine in der Münchner Nachbarschaft", sagt Stürzer. So erklärt er sich, dass auch von dort die Buchungen weitgehend ausbleiben.

Ukraine-Krieg belastet auch Gastgewerbe

Stürzer berichtet davon, dass die Betten deshalb aktuell nur rund zur Hälfte belegt seien. Fixkosten für Personal, Wasser oder Heizung seien jedoch weiter zu zahlen, einiges davon inzwischen weit teurer als vor der Pandemie. "Wir sind seit Monaten ständig defizitär", sagt Stürzer. Und nun fürchtet er eine Preisspirale, die sich nach unten dreht – und den Markt weiter kaputt machen könnte.

Das passiere, "wenn in mauen Zeiten ein Hotel nach dem anderen versucht, mit Angeboten wenigstens ein paar Gäste mehr zu bekommen", erklärt Stürzer das Problem. Ein wenig Hoffnung hatte der Branche gemacht, dass am kommenden Montag fast alle Corona-Maßnahmen fallen sollten. Doch in Bayern wird daraus nichts: Bis mindestens 2. April bleiben Hygienekonzepte nötig, Einschränkungen für Ungeimpfte bestehen.

Was Stürzer als kleineres Problem einschätzt, sind ausverkaufte Regale mit Öl und Mehl. Seine Hotels haben zwar keine Restaurants, bieten aber Frühstück an. "Bisher wüsste ich aber nicht, dass es über den Großhandel da Schwierigkeiten gibt", sagt er.

Auch die Pizzeria "Ciao" im Norden Giesings kommt bislang damit noch zurecht – doch Geschäftsführer Marco Esposito schaut schon weiter voraus. "Wir hoffen einfach, dass der Krieg bald endet", sagt er. "Es ist einfach traurig, was in der Ukraine passiert." Und auch die Hamsterkäufe von Öl oder Mehl hängen mit dem Krieg zusammen. Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas, von dort wie auch aus Russland stammen viele Rohstoffe für Mehl, Sonnenblumen- oder Rapsöl.

Knappes Öl und Mehl im Handel: Für Pizzeria kein Problem

Im Großhandel seien die Waren schon rationiert worden, allerdings habe das "Ciao" noch Reserven. Mehr treffe die Pizzeria aktuell der hohe Spritpreis. "Dadurch wird es für uns natürlich teurer, Essen zu liefern", sagt Esposito. Die Preise werde man dennoch vorerst nicht erhöhen. "Unsere Gäste bekommen ja auch nicht mehr Lohn", erklärt der Geschäftsführer. Erst wenn die Situation länger anhalte, komme ein "minimaler Aufpreis" infrage.

Wer die Preiserhöhung schon hinter sich hat, ist "Fink's Südtiroler Knödelküche" am Gärtnerplatz. Geschäftsführerin Sophia Sparer erklärt, dass diese nach den vergangenen Pandemie-Monaten mit teils schweren Einbußen nötig gewesen sei. Einen erneuten Aufschlag schließt sie deshalb trotz der gestiegenen Kosten aus – und hofft, dass die Kalkulation auch so aufgeht.

Auch wenn die Rückschläge für seine Branche seit zwei Jahren nicht abreißen wollen, Spaß hat "Ciao"-Chef Esposito immer noch, wie er sagt. "Wenn wir wieder nur Essen zum Mitnehmen anbieten könnten, das wäre schade", findet er. Solange er aber Gäste empfangen dürfe, freut er sich, auch wenn er mit Maske arbeiten muss. Und sein Geschäft lohnt sich inzwischen auch wieder offenbar: Seine Pizzeria ist regelmäßig gut besucht.

Auch im "Forellenhof Walgerfranz" in Bad Tölz stehen die Vorzeichen – wenn auch zaghafter – wieder auf Aufschwung. Die Wintersaison sei ordentlich gelaufen, sagt Monika Poschenrieder, Chefin im Forellenhof und Kreisvorsitzende der Hoteliers und Gastronomen hier am Alpenrand.

Hier auf dem Land sieht es besser aus als in München: "Die Stadt-Hotellerie leidet mehr", bestätigt Poschenrieder den Eindruck von Hotelier Stürzer. In den Hotels ihrer Region sei die Bettenbelegung aktuell recht ordentlich, auch mit Blick auf die kommenden Osterferien gebe es vorsichtig Grund zu Optimismus. "Aber der Krieg bremst die Reiselust der Leute, das merkt man", sagt sie. "Es geht ihnen nahe."

Halten die Krisen bis in die Osterferien in Bayern?

In ihrem Restaurant gehe es zwar aufwärts, seit auch Ungeimpfte wieder einkehren dürfen. Doch auch Poschenrieder setzen steigende Lebensmittel- und Energiepreise zu. Die Verlängerung der Corona-Maßnahmen sieht sie kritisch. "Ich bin enttäuscht", sagt sie. "Es ist anstrengend, ständig Zertifikate zu kontrollieren, Maske zu tragen. Und dabei fragt man sich, ob das alles noch Sinn macht."

Die Frage, ob die Maßnahmen nicht sogar noch weiter, bis in die Osterferien, verlängert werden, beschäftige sie jetzt. Blickt sie auf ihre gesamte Branche, und den Druck, unter dem die Unternehmen seit rund zwei Jahren stehen, sagt Poschenrieder: "Es wird nicht für alle gut ausgehen."

Münchner Hotelier: "Alles ist besser, als ein Lockdown"

Trotz aller Nackenschläge: Die Freude an seiner Arbeit hat Hotelier Stürzer noch nicht verloren. "Jetzt wird das Wetter besser, und dann sieht man gerade am Wochenende, wie die Angebote doch wahrgenommen werden", erzählt er. Deshalb ist er auch sicher: Echte Fehler habe die Branche nicht gemacht.

An manchen Wochentagen, wenn sein Haus kaum gebucht ist, erinnere er sich zwar wieder schmerzlich an früher, wenn das Hotel fast immer voll war. "Aktuell verlieren wir Geld mit jedem Zimmer", sagt er. "Aber wir hatten auch viele gute Jahre. Und es zieht einen hoch, wenn etwas los ist. Alles ist besser, als ein Lockdown."

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Martin Stürzer, Marco Esposito, Sophia Sparer und Monika Poschenrieder
  • Eigene Recherche
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