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Nürnberg: SPD will nicht-fränkisches Bier verbannen — das ist der Grund


"Wo ist eigentlich das Bier von hier?"
SPD fordert mehr Lokalpatriotismus – und will nicht-fränkisches Bier verbannen

  • Meike Kreil
Von Meike Kreil

Aktualisiert am 28.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Kneipenwirt zapft Bier (Symbolbild): In Nürnberg aber bitte nur fränkisches!Vergrößern des Bildes
Ein Kneipenwirt zapft Bier (Symbolbild): In Nürnberg aber bitte nur fränkisches! Das fordert die SPD-Stadtratsfraktion. (Quelle: Christoph Soeder/dpa)

Ungewöhnliche Forderung – ausgerechnet von der SPD: Sie fordert von Nürnberger Wirten mehr Lokalpatriotismus und will nicht-fränkisches Bier verbannen.

Soll in Nürnberger Gaststätten nur noch fränkisches Bier ausgeschenkt werden? Wenn es nach der SPD-Stadtratsfraktion geht, dann ja. Doch wie realistisch ist diese Forderung?

"Wo ist eigentlich das Bier von hier?" Das wollte Claudia Arabackyj am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss wissen. Die stellvertretende Vorsitzende der Nürnberger SPD-Stadtratsfraktion moniert, dass mancher Wirt etwa auf oberbayerisches Bier setzt. "Da wünsche ich mir mehr Lokalpatriotismus", bekräftigt Arabackyj erneut im Gespräch mit t-online.

Dabei bringe Nürnberg so viele eigene gute Biere hervor, in kleinen wie großen Brauereien. Tucher, Schanzenbräu, Zeltner oder Orca Bräu – um nur einige zu nennen. Die Region ist für ihre hohe Brauereidichte weltberühmt.

"Wer die Auswahl aus 18 lokalen Brauereien hat, der braucht nun wirklich kein Münchner Bier." Wieso also setzen "unsere Wirte nicht auf die regionalen Namen?", fragt sie. Denn: Das sichere Arbeitsplätze und das Fortbestehen der Brau-Tradition in Nürnberg und Umgebung. "Und sorgt für ein Stück Identität." Ein Negativbeispiel sei etwa auch "Rock im Park", auf dessen Festivalgelände seit jeher Massenware aus Nordrhein-Westfalen oder Bremen ausgeschenkt werde.

Mehr fränkisches Bier in Nürnberger Lokalen gefordert

Wie realistisch ist die Forderung nach mehr Nürnberger Bier? Die Stadt habe keine Handhabe, Gastronomiebetrieben Vorgaben zu machen, welches Bier sie ausschenken, antwortet der städtische Wirtschaftsreferent, Michael Fraas, auf Nachfrage von t-online. "Wir leben in einem freien Land und haben eine Marktwirtschaft."

Weshalb ein Betrieb ein bestimmtes Bräu ausschenke, könne vielfältige Gründe haben. Zum Beispiel, dass die Immobilie der Brauerei gehöre oder von der Brauerei angepachtet worden sei. Dann können sie im Pachtvertrag Vorgaben zum Ausschank machen. Oder wenn sich der Gastronom selbst vertraglich an eine Brauerei gebunden habe, klärt Fraas auf. In Nürnberg gebe es darüber hinaus einige städtische Immobilien, "die wir als Stadt an Brauereien verpachtet haben". Darunter zählt etwa das "Tucher-Bräu am Opernhaus" und der "Tucher Mautkeller".

Die Forderung nach mehr lokalem Bier adressiert die SPD-Stadträtin nicht nur an die Gastronomen, sondern auch an die Privathaushalte. Hinter gutem Bier stecke echte Handwerkskunst – dieser Fakt werde bei der Massenware oft vergessen. Ihr Appell: "Kauft mehr echtes Nürnberger Seidla im Getränkemarkt um die Ecke!"

Seit Corona: Brauereien nicht nur in Nürnberg in der Krise

Die Lage der Brauereien ist seit der Corona-Pandemie prekär. Gaststätten mussten in den Lockdowns schließen, manche haben gar nicht mehr aufgemacht. Feste und Veranstaltungen waren lange nicht vollumfänglich möglich. So sei deutlich weniger Bier verkauft worden, erklärt der städtische Wirtschaftsreferent Michael Fraas.

Und der ausgefallene Konsum könne nicht einfach nachgeholt werden: Das Bier, das 2020 nicht getrunken wurde, werde ja nicht einfach zwei Jahre später zusätzlich getrunken. "Daher fehlen den Brauereien die ausgefallenen Umsätze." Und nun sind auch noch die Kosten für Energie und Rohstoffe deutlich höher geworden. Würden all die Preissteigerungen auf den Endverbraucher umgelegt – "das Bier wäre unbezahlbar", weiß der Wirtschaftsexperte. All das stelle die Branche vor enorme Herausforderungen – in der Region wie anderswo.

Da muss man zusammenhalten, dachten sich acht lokale Brauer und ein Hopfenhändler. Sie haben sich im vergangenen Jahr zu einer Initiative zusammengeschlossen, mit dem Ziel, die Nürnberger Biertradition langfristig zu pflegen. Das zum Start gemeinschaftlich gebraute Bier war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Claudia Arabackyj
  • Nachfrage bei Michael Fraas
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