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Wahl des Landesbischofs Geduldsfrage: Ausgang unklar


Stuttgart
Wahl des Landesbischofs Geduldsfrage: Ausgang unklar

Von dpa
17.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Gottfried HeinzmannVergrößern des BildesGottfried Heinzmann, Kandidat für die Bischofswahl der Evangelischen Landeskirche in Württemberg 2022. (Quelle: Evangelische Landeskirche in Württemberg/dpa/dpa-bilder)
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Die Wahl des neuen württembergischen Landesbischofs ist am Donnerstag zu einer Hängepartie geworden. In den ersten drei Wahlgängen hatte keiner der drei Kandidierenden die notwendige Zweidrittelmehrheit von 58 Stimmen der Synodalen in Stuttgart erreicht. Im vierten Durchgang stand nach den Vorgaben des Wahlsystems nur noch der Leiter der Zieglerschen Diakonie, Gottfried Heinzmann, auf den Stimmzetteln. Auch nach mehrstündigen Beratungen hatten sich die fraktionsähnlichen Gesprächskreise aber nicht darauf verständigt, wie sie sich entscheiden wollten. Unklar war bis zum Abend, ob sich am Donnerstag eine notwendige Mehrheit für Heinzmann findet oder die Wahl vertagt werden muss.

Der amtierende Landesbischof Frank Otfried July erreicht im Juli die Altersgrenze von 68 Jahren. Er war 2005 bereits im ersten Wahlgang ins Amt gewählt worden. Der künftige Amtsinhaber wird für eine Amtszeit von zehn Jahren gewählt und am 24. Juli in Stuttgart ins Amt eingeführt. Er wird Oberhirte für rund 1,9 Millionen Protestanten in Württemberg.

Die Interessen der württembergischen Landessynode sind in so genannte Gesprächskreise aufgeteilt. Die beiden großen Gruppierungen, die pietistisch geprägte "Lebendigen Gemeinde" und die liberale "Offene Kirche", besitzen Sperrminoritäten.

Der 56-jährige Heinzmann war als Kandidat der konservativen "Lebendigen Gemeinde" angetreten und hatte auch die für einen modernen Pietismus stehende "Kirche für Morgen" auf seiner Seite. Im dritten Wahlgang hatte er sich nur knapp mit 41 Stimmen gegen die Tübinger Theologin Viola Schrenk durchgesetzt. Als Kandidatin der "Offenen Kirche" hatte sie die Stimmen von 39 Synodalen erhalten. Sechs Stimmzettel waren ungültig.

Heinzmann, geboren in Neuenstadt am Kocher (Kreis Heilbronn), ist seit 2017 Vorstandsvorsitzender der "Zieglerschen", einem diakonischen Unternehmen mit Sitz im oberschwäbischen Wilhelmsdorf. Es unterhält unter anderem Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe. Zuvor leitete er das Evangelische Jugendwerk in Württemberg und war Gemeindepfarrer.

Der dritte Kandidat bei der Wahl, der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl, war von der Gruppierung "Evangelium und Kirche" unterstützt worden. Er hatte seine Kandidatur aber als Drittplatzierter nach dem zweiten Wahlgang zurückgezogen. Ganz aus dem Rennen ist er dennoch nicht. Denn scheitert Heinzmann auch im vierten Wahlgang an der notwendigen Mehrheit, müsste der Nominierungsausschuss entscheiden, in dem alle Gesprächskreise vertreten sind. Die Abstimmung kann auch am Freitagmorgen oder sogar zu einem noch späteren Zeitpunkt abgeschlossen werden, wenn sich die Gesprächskreise in der Synode nicht einigen.

Mit langwierigen Wahlen kennt sich die württembergische Landessynode durchaus aus: Landesbischof July war im Jahr 2005 zwar überraschend schnell gewählt worden. Aber die Synode hatte bei früheren Kandidaten auch immer wieder unter Beweis gestellt, dass es ihr schwerfallen kann mit einer Einigung. Und nicht selten kommt nach erfolglosen Wahlgängen ein Kandidat hinzu, mit dem zuvor noch niemand gerechnet hatte.

Sowohl der damalige Stuttgarter Prälat Theo Sorg im Jahr 1987 als auch Eberhardt Renz 1994 wurden als Konsenskandidaten gewählt. Und auch im November 2000 war nach einem Dutzend Wahlgängen ein neuer Kandidatenvorschlag notwendig, bis Gerhard Maier mehrere Monate später als neunter württembergischer Landesbischof feststand.

Mit dem Stabwechsel im Sommer wird für die Landeskirche eine kleine Ära zuende gehen: Bei seiner Wahl zum Landesbischof vor 15 Jahren war der vierfache Familienvater July mit 51 Jahren der jüngste Bischof in der Geschichte der Landeskirche.

Seine Nachfolge wird vor allem Vertrauen gewinnen müssen. Denn im vergangenen Jahr haben 25 529 evangelische Christen der Kirche den Rücken gekehrt. Bei Julys Amtsantritt im Sommer 2005 zählte die Landeskirche in Württemberg als eine der größten protestantischen Kirchen in Deutschland noch 2,4 Millionen Mitglieder. Heute gibt es nur noch knapp 1,9 Millionen evangelische Christen im Südwesten. Weniger Mitglieder bedeuten aber auch weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer.

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