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Erst einmal in Sicherheit: Tausende Ukrainer eingetroffen


Wiesbaden
Erst einmal in Sicherheit: Tausende Ukrainer eingetroffen

Von dpa
15.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Ukraine-Konflikt - Geflüchtete in Notunterkunft in HessenVergrößern des BildesGeflüchtete sitzen an einem Tisch und laden ihre Handys in der Notunterkunft in Alsfeld. (Quelle: Nadine Weigel/dpa/dpa-bilder)
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Oxana kann ihre Tränen nur schwer zurückhalten. Zusammen mit ihrer zehnjährigen Tochter Jana sitzt die 43-jährige Ukrainerin in der Alsfelder Hessenhalle, die jetzt als Notunterkunft für Kriegsflüchtlinge dient. Das ernste Mädchen erledigt Schulaufgaben an einem Laptop, ihre Mutter hilf ihr. Doch mit den Gedanken ist Oxana bei ihrem Mann und ihren Eltern, die in der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk ausharren. Wegen der russischen Bombardements müssen sich ihre Eltern immer wieder im Keller verstecken, wie eine Dolmetscherin übersetzt, Oxana hält stetig Kontakt zu ihnen. Ihr größter Wunsch? "Frieden" - und dass es einen Ort gibt in ihrer Heimat, an den sie irgendwann zurückkehren kann.

Zusammen mit gut 540 weiteren Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine ist Oxana fürs erste in der Halle untergekommen. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder, es herrscht ein stetes Kommen und Gehen. Trotz der vielen Menschen auf engem Raum ist es relativ ruhig, viele wirken erschöpft. Stellwände sollen für ein wenig Privatsphäre in den Schlaf-Parzellen sorgen, die mit Feldbetten ausgestattet sind, es gibt Bereiche für ärztliche Sprechstunden, Duschen, Waschmaschinen.

Viele der Menschen seien nur mit dem gekommen, was sie am Leib trugen, sagt Erich Wranze-Bielefeld. Er leitete bisher das Impfzentrum, das in der Hessenhalle untergebracht war, die nun kurzerhand zur Notunterkunft umfunktioniert wurde. Unter den Geflüchteten seien relativ viele kranke Kinder, vorwiegend gehe es um Erkrankungen der oberen Luftwege oder Ohrenentzündungen. Ein Kind habe man auch nach Gießen in die Kinderklinik bringen müssen. Covid-19 sei hier bisher "nicht die große Sorge", sagte Wranze-Bielefeld - eher sind es Durchfallerkrankungen, die aber bisher nicht festgestellt wurden. Die psychischen Belastungen durch Kriegserlebnisse und Flucht könne man noch schwer einschätzen, solche Probleme zeigten sich häufig erst nach Tagen oder Wochen. Für die psychosoziale Versorgung stünden Helfer bereit.

Auch wenn es Menschen gibt, die gleich nach der Ankunft wieder weg wollen: "Die überwiegende Anzahl ist doch zufrieden, dass sie erst einmal ein Dach über dem Kopf hat, dass sie was Warmes zu Essen hat", sagte Wranze-Bielefeld. Am besten verkrafteten nach dem ersten Eindruck die Kinder die Situation. Das Land Hessen will sie besonders unterstützen. So solle die Koordinierungsstelle "Kinder mit Fluchthintergrund" nahtlos fortgeführt und weiterentwickelt werden, wie Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) mitteilte. Für das System der Kindertagesbetreuung stehe weiter ein spezifisches Beratungs- und Unterstützungsangebot zur Verfügung "Gerade geflüchtete Kinder aus den ukrainischen Kriegsgebieten benötigen nun vor allem Sicherheit, Stabilität, Struktur und Geborgenheit. Im Spiel mit anderen Kindern können sie ihre Fluchterfahrungen verarbeiten und unbeschwerte Stunden genießen", so der Minister. Die Koordinierungsstelle werde von der Karl-Kübel-Stiftung im Auftrag des Landes betrieben. Das Projekt wird bis 2025 verlängert und mit rund 404.000 Euro gefördert.

Wranze-Bielefeld verwies auch auf die sehr große Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung. Man werde jetzt gezielte Aufrufe für benötigte Spenden starten. "Und dann kommen wir hoffentlich nicht in solche unschönen Situationen", sagte der Mediziner mit Blick auf die Lage in Frankfurt. Angesichts eines Ansturms an Hilfsbereitschaft hatte Hessens größte Stadt zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Arbeiter-Samariter-Bund die Bevölkerung dazu aufgerufen, auf nicht abgesprochene Sachspenden oder Hilfsangebote zu verzichten.

Die Alsfelder Einrichtung gehört zu den vier Notunterkünften für jeweils bis zu 1000 Menschen, mit deren Einrichtung das Land Hessen die Landkreise Marburg-Biedenkopf, Wetterau, Vogelsberg und Hochtaunus beauftragt hatte. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine sind 3332 Kriegsflüchtlinge in die hessische Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen gekommen. Ein Teil davon habe Unterkunft bei Verwandten, Freunden oder Bekannten gefunden, sagte Andrea Kaup, stellvertretende Leiterin der Abteilung Flüchtlingsangelegenheiten, Erstaufnahmeeinrichtung und Integration beim Regierungspräsidium Gießen.

Aktuell sind in Alsfeld 544 Menschen untergebracht und weitere 555 in der Notunterkunft in Kronberg. In diesen Einrichtungen sollten die Menschen nur möglichst kurz verweilen, sagte Kaup. Ziel sei es, die Geflüchteten möglichst rasch den Kommunen zuzuweisen. Deren Zuständigkeit ergebe sich daraus, dass es sich bei den Menschen um Kriegsflüchtlinge handele. "Aber natürlich ist es ungeachtet irgendwelcher Zuständigkeitsdiskussionen selbstverständlich, dass angesichts der dramatischen Lage das Land Hessen natürlich mit offenen Armen dasteht und diese Menschen aufnimmt", sagte Kaup. Da vor allem Frauen mit Kindern aus der Ukraine kämen, gehe es darum, möglichst rasch für ihre Integration sowie für die Betreuung und Beschulung der Kinder zu sorgen.

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