Virtueller Osama (Bild: blog.wired.com)Wie die BBC berichtet, beschäftigen sich amerikanische Wissenschaftler derzeit mit dem Verhalten von Onlinespielern. Ziel der Forscher, die unter Federführung eines amerikanischen Geheimdienstes arbeiten, ist es laut BBC, rechtzeitig auf potenzielle Terroristen aufmerksam zu werden. Berichte über ein derartiges Programm geistern bereits seit mehreren Monaten durch das Netz. Im Rahmen des Forschungsprojekts, das derzeit unter dem Codenamen "Reynard" läuft, versuchen US-Wissenschaftler, typische Verhaltensmuster von Spielern in virtuellen Welten wie World of Warcraft oder Second Life zu erfassen. Mit den aus der Datenerfassung gewonnenen Profilen soll es später möglich sein, normales von verdächtigem Verhalten zu unterscheiden.
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Letztendlich sollen damit Avatare, hinter denen sich Terroristen verbergen könnten, automatisch identifiziert und überwacht werden. Informationen über "Reynard" sind mit einem Bericht an den US-Kongress und damit an die Öffentlichkeit gelangt, den das amerikanische Office of the Director of National Intelligence (ODNI) verfasst hat. Die Behörde ist unter ihrem Chef Mike McConnell für die Koordination amerikanischer Geheimdienste zuständig.
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Projekt in frühem Stadium
World of Warcraft (Bild: Blizzard)Noch müssen WoW-Spieler allerdings nicht fürchten, bei ihren Streifzügen durch Azeroth permanent vom "großen Bruder" überwacht zu werden. Ein Sprecher des ODNI versicherte, dass sich das Projekt in einer sehr frühen Phase befinde. Derzeit sei noch nicht einmal klar, welche Online-Welt als Untersuchungsobjekt für "Reynard" dienen soll. Es handele sich um ein reines Forschungsprojekt, das nicht zur praktischen Anwendung gedacht sei.
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Weitere Technologien in Planung
Trotz der dieser Versicherung scheint das ODNI bereits jetzt über Schritte nachzudenken, die über die Methoden von "Reynard" hinausgehen. Unter anderem sollen spezielle Video-Analyse- und Extraktions-Werkzeuge entwickelt werden, mit denen sich verdächtige Gesichter, Gegenstände und Vorgänge in Videos automatisch identifizieren lassen. Mit einem weiteren Projekt, das unter dem Codenamen "Tangram" läuft, sollen virtuelle Angriffe frühzeitig erkannt und noch vor ihrer Durchführung verhindert werden.
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Experten sind skeptisch
Ob tatsächlich eine reale Bedrohung durch Terroristen in virtuellen Welten besteht, ist jedoch umstritten. Die BBC zitierte einen Experten mit den Worten, es sei "höchst unwahrscheinlich, dass Terroristen Dinge wie Second Life oder World of Warcraft benutzen würden, weil sie dort nicht die nötige Sicherheit finden". Noch scheint WoW-Spielern also keine Gefahr zwischen Sturmwind und Eisenschmiede zu drohen.