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Bundesliga: Die neue Demut des FC Bayern München – nach Leverkusen-Sieg


Musiala führt die Münchner aus der Krise
Die neue Demut des FC Bayern

Julian Buhl, München

Aktualisiert am 01.10.2022Lesedauer: 4 Min.
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Jamal Musiala mit Alphonso Davies (r.): Der Youngster hat den FC Bayern mit drei Torbeteiligungen zum 4:0 gegen Leverkusen und damit vorerst auch aus der Krise geführt.Vergrößern des Bildes
Jamal Musiala mit Alphonso Davies (r.): Der Youngster hat den FC Bayern mit drei Torbeteiligungen zum 4:0 gegen Leverkusen und damit vorerst auch aus der Krise geführt. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)

Mit dem 4:0 gegen Leverkusen ist den Bayern ein Befreiungsschlag gelungen. Die Krise hat ihre Spuren hinterlassen. Die Münchner trauen sich selbst nicht.

Nein, alles klappte an diesem Freitagabend dann doch nicht beim FC Bayern. Als die Münchner bei ihrem 4:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen nach einer nahezu perfekten ersten Halbzeit, nach der sie bereits mit 3:0 geführt hatten, zur Pausenbesprechung gehen wollten, streikte die elektrische Klappe zum Kabinentrakt.

Die Bayern-Profis mussten einen kleinen Umweg über den Seitenausgang nehmen – vorbei an der Südkurve. Da traf es sich ganz gut, dass die Münchner, die zuletzt in der Bundesliga vier Spiele in Folge sieglos geblieben waren und beim 0:1 in Augsburg ihre erste Saisonniederlage kassiert hatten, bereits mit 3:0 führten.

"Sonst wäre das eher schlecht gewesen", sagte Goretzka mit einem Augenzwinkern auf t-online-Nachfrage. "Warum die Klappe nicht aufging, weiß ich auch nicht. Ich fand es aber ganz cool eigentlich, weil die Fans uns dann gefeiert haben."

Nagelsmann sprachlos in Hälfte eins

Mit einer berauschenden ersten Halbzeit hatten sich die Bayern das bereits nach den ersten 45 Minuten ihres Wiesn-Heimspiels verdient, was ihnen in den vergangenen Wochen mehrfach über 90 Minuten nicht gelungen war.

Auch ihren aufgrund der Negativserie unter Druck geratenen Trainer Julian Nagelsmann hatten sie im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos gemacht. Der hatte sein Team nämlich derart energisch an der Seitenlinie gecoacht, dass er seine Stimme verlor und sich von Team-Internist Prof. Dr. Roland Schmidt Halstabletten geben lassen musste.

Als Nagelsmann seine Stimme dann wiedergefunden hatte, ließ er nach dem Spiel wissen: "Skurrilerweise habe ich vor dem Spiel in der Kabine noch gesagt: Wenn wir in der 3. Minute eine Torchance haben, nutzt sie bitte. Das haben wir gemacht."

Dosenöffner Sané, Matchwinner Musiala

Genauer gesagt Leroy Sané, der genau wie einige Teamkollegen in Augsburg noch beste Möglichkeiten vergeben hatte.

"Das frühe Tor hat uns geholfen", sagte Nagelsmann zufrieden, "wir waren deutlich effizienter als zuletzt. Es war eine gute Reaktion auf die letzten Ergebnisse." In den vergangenen vier Spielen hatten von 95 Torschüssen seiner Mannschaft gerade einmal vier auch zu Treffern geführt. Gegen Augsburg landeten gleich drei der ersten fünf Versuche auch im Tor.

Und an allen drei war der überragende Jamal Musiala, der das 1:0 sowie Sadio Manés Treffer zum 3:0 (39.) vorbereitete und das 2:0 mit einem satten Flachschuss selbst erzielte (17.), direkt beteiligt. Der 19-Jährige erzielte am 8. Spieltag bereits seinen fünften Ligatreffer – genauso viele Tore waren ihm in der vergangenen Saison in 30 Einsätzen gelungen.

Neuer: "Musiala ist der Schlüsselspieler"

"Er ist ein Schlüsselspieler für beide Mannschaften", sagte Kapitän Manuel Neuer über seinen Teamkollegen, der auch bei der Nationalmannschaft zuletzt mit seinen Auftritten begeisterte. "Er ist für die entscheidenden Situationen zuständig und deshalb einer der wichtigsten Spieler, die wir haben."

"Jamal zeigt von Spiel zu Spiel, was in ihm steckt", schwärmte auch Vorstandsboss Oliver Kahn: "Er ist derjenige, der uns im Moment viel Freude bereitet."

Das Zusammenspiel mit Thomas Müller, der die Vorlage zu Musialas Tor gab und später einen Abspielfehler von Leverkusens Torwart Lukáš Hrádecký zum Endstand nutzte (84.), funktioniert im Offensivzentrum immer besser.

"Versuche mit Müller mitzuhalten"

"Da wächst schon etwas", sagte Musiala und fügte zur Chemie mit Routinier Müller hinzu: "Sein Fußball-IQ ist richtig hoch. Er versteht manchmal Sachen, die ich nicht mal sehe." Er versuche da "mit ihm mitzuhalten", ergänzte der Youngster bescheiden, "aber da geht's immer noch besser".

Damit verdrehte Musiala etwas die Tatsachen. Schließlich war es in erster Linie er, der den Bayern zu einer Verschnaufpause in der Herbstkrise und sogar bereits wieder zu ein wenig Magie in ihrem Spiel verhalf.

Der Sieg gegen Leverkusen sei ein "guten Zeichen", sagte Musiala. Doch "ob die Krise vorbei ist, können wir noch nicht sagen. Wir müssen weiter dranbleiben, die gleiche Energie, den gleichen Hunger mitbringen."

Die neue Demut des FC Bayern

Ähnliche Worte wählte auch Kahn und brachte damit die durch die jüngste Krise entstandene neue Demut der Münchner zum Ausdruck.

"Es war extrem wichtig, dass die Mannschaft sich da wieder rausgezogen hat", sagte der 53-Jährige in den Katakomben der Allianz Arena und ließ sich dabei nicht gleich wieder von den Klängen der Blaskapelle, die dort noch deutlich zu vernehmen waren, zu bayerischer Folklore-Stimmung hinreißen.

Stattdessen mahnte er gleich im nächsten Satz: "Es war ein erster Schritt. Wir tun gut daran, das jetzt nicht zu hoch zu hängen." Wenn jeder konzentriert und bereit sei, "seine Aufgabe 100 Prozent zu erfüllen, dann brauchen sich die Jungs nicht viele Gedanken zu machen." Diese Einstellung gelte es jetzt aber "Spiel für Spiel an den Tag zu legen, dann bin ich sehr optimistisch".

Bayern traut sich selbst (noch) nicht

Es war nicht zu überhören, dass die Bayern aufgrund der großen Ausschläge in beide Richtungen sehr vorsichtig geworden sind, was die Bewertung ihrer Leistungen in dieser Saison angeht. Und so traut sich der Rekordmeister auch nach dem Statement, das gegen Leverkusen gesetzt wurde, selbst noch nicht so richtig.

"Wir haben uns schon in einer üblen Situation befunden", erinnerte auch Goretzka noch einmal an die zuvor noch ziemlich angespannte Lage. Und auch Neuer gab offen zu: "Wir haben auf ein positives Signal gewartet, um auch für uns persönlich zu wissen, dass wir es drauf haben. Das haben wir gebraucht."

Kahn über Mané: "Man leidet mit ihm"

Das galt besonders auch für Mané, der nach vier Ligaspielen und zwei Champions-League-Partien ohne jede Torbeteiligung, in denen er teilweise wie ein Fremdkörper wirkte, endlich wieder traf. Nach der schon in Augsburg erfolgten Versetzung vom Sturmzentrum auf die linke Außenbahn erzielte er seinen vierten Bundesligatreffer und feierte sein erstes Tor vor heimischer Kulisse dementsprechend ausgelassen.

"Man leidet ja mit ihm mit", sagte Kahn, "er ist so ein großartiger Typ, arbeitet enorm viel. Dass er dann das Tor macht, war eine ganz besondere Freude bei uns." Mané schlenderte entspannt mit einem Lächeln aus der Arena, das Handy am Ohr.

"Das Tor war schon sehr wichtig für ihn", sagte Nagelsmann, der Mané bei dessen Auswechslung innig umarmt und dem Senegalesen ein paar nette Worte mit auf den Weg Richtung Ersatzbank gegeben hatte.

Nagelsmann sprach von einem "befreienden Moment" für seinen Offensivstar, "ob es ein Knotenplatzer war, zeigen die nächsten Spiele". Dieser Satz gilt für Mané genauso wie für die gesamte Mannschaft.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräche in der Mixed Zone mit Oliver Kahn, Leon Goretzka, Jamal Musiala und Manuel Neuer
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