Weitere Betroffene melden sich Mann wirft Ex-BVB-Manager Missbrauch von Elfjährigem vor

Der Missbrauchsskandal bei Borussia Dortmund ist offenbar noch weitreichender als gedacht. Neue Details kommen ans Licht.
Die Lage bei Borussia Dortmund verschärft sich. Vergangene Woche hatte die "Bild" enthüllt, dass ein Ex-Manager des BVB vor Jahrzehnten gegenüber Jugendspielern und jungen Fans sexuell übergriffig geworden sein soll – ohne strafrechtliche Konsequenzen. Denn: Keines der mutmaßlichen Opfer erstattete jemals Anzeige.
Doch das ändert sich womöglich jetzt. Wie die "Bild" unter Berufung auf Gedächtnisprotokolle, die der Zeitung vorliegen, berichtet, haben sich nach dem Ursprungsbericht weitere mutmaßliche Opfer beim Blatt gemeldet. Ihre Erzählungen zu den Vorfällen sollen sich teilweise bis ins Detail gleichen. Zwei Opfer haben "Bild" zufolge mittlerweile Anzeige erstattet, die Polizei ermittelt demnach.
BVB zeigt sich "erschüttert"
Auch die Dortmunder bezogen noch einmal Stellung. "Die bisherigen Vorwürfe gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des Vereins haben den gesamten BVB erschüttert und machen uns alle betroffen", sagte ein Sprecher der "Schwarz-Gelben" der Zeitung. Denn auch beim Klub selbst sollen sich mittlerweile weitere mutmaßliche Opfer gemeldet haben.
"Wir nehmen die Hinweise sehr ernst, haben interne und externe Anlaufstellen für Betroffene eingerichtet und werden die externen Untersuchungen vollumfänglich unterstützen. Schließlich soll eine betroffenenorientierte, traumasensible Begleitung durch die Deutsche Sporthochschule Köln erfolgen", heißt es von Seiten des BVB weiter.
Verein trennte sich 2023 von Mitarbeiter
Der Klub hatte nach der Veröffentlichung des ersten "Bild"-Berichts noch von einem 2010 erstmals bekannt gewordenen, aber "vage gehaltenen Vorwurf" eines Spielers gesprochen und betont, diesen sehr ernst genommen zu haben. "Da der ehemalige Mitarbeiter den Vorwurf vollumfänglich bestritt und der ehemalige Spieler keine Strafanzeige stellte, ließ sich der lange zurückliegende Sachverhalt letztlich nicht erhärten", erklärte der BVB. 2023 habe man sich nach Bekanntwerden eines weiteren Vorwurfs gegen den Ex-Mitarbeiter von diesem getrennt.
Die "Bild" verweist nun auf eine Korrektur des Champions-League-Teilnehmers: Der BVB spreche bezüglich der Vorfälle mittlerweile von detaillierten Schilderungen. Die gesamte Angelegenheit soll demnach nun von externen Prüfern untersucht werden.
Bei den Opfern soll es sich der Zeitung zufolge um frühere Jugendspieler, BVB-Fans und Nachbarn des beschuldigten Mannes gehandelt haben, wie sie unter Berufung auf Gespräche mit acht von ihnen berichtet. Die Vergehen reichen demnach von einmaligen Annäherungsversuchen bis zu jahrelangen sexuellen Übergriffen. Seinen Missbrauch soll der Ex-Manager dabei sogar mit Mitteln aus der Vereinskasse finanziert haben. Die Jugendlichen sollen beispielsweise Tickets oder Fan-Utensilien erhalten haben und mit Karriereversprechen gelockt worden sein, schreibt die "Bild".
Opfer spricht von mehr als 150 Missbrauchsvorfällen
So sei ein heute 46 Jahre altes Opfer 1991 zusammen mit seinem Bruder anlässlich eines Auswärtsspiels des BVB von dem Ex-Manager nach Bremen eingeladen worden und habe eine spendierte Hotelübernachtung "zusammen in einem Doppelbett" verbringen müssen. Später habe sich der Manager in dessen Villa dann sexuell an dem damals 13-Jährigen vergangen.
Insgesamt mehr als 150-mal soll es zu derartigem Missbrauch gekommen sein – an verschiedensten Orten, darunter auch der BVB-Geschäftsstelle. Der jüngere Bruder des Opfers sei mit elf Jahren erstmals von dem Ex-Manager angefasst worden.
Der Betroffene spricht von einem Abhängigkeitsverhältnis, das geschaffen worden sei, sowie von Manipulation. So habe es Einladungen zu Mittagessen mit Fußballprominenz, gemeinsame Urlaube und Tickets für BVB-Spiele gegeben. Familienmitglieder hätten des Weiteren Jobs im Verein erhalten.
Auch ehemaliger Bundesligaprofi betroffen
Auch ein ehemaliger Bundesligaspieler, der jahrelang in der Dortmunder Jugend spielte, erinnert sich "Bild" zufolge an einen versuchten sexuellen Missbrauch des Ex-Managers. Demzufolge habe damals jeder über die Verbindungen des Mannes zu "kleinen Jungs" gesprochen.
Auf Anfrage der "Bild" gab der Anwalt des Ex-Managers an, "in der Kürze der Zeit die angefragten Sachverhalte, die zwischen 30 und 40 Jahre zurückliegen, nicht rekonstruieren und aufarbeiten" zu können.


