Steht der deutsche Profi-Fußball vor einer Revolution? Nach Informationen der "Sport Bild" plant die Spielergewerkschaft VDV die Einführung eines Tarifvertrags für Fußballspieler. Das bestätigte VDV-Justiziar Frank Rybak der Zeitung: "Es steckt noch viel Arbeit dahinter, würde aber für Klubs und Spieler viele Vorteile bringen, es gäbe nur Gewinner." Der Experte für Arbeitsrecht kündigte zugleich an: "Wir werden noch in diesem Jahr auf die Deutsche Fußball-Liga (DFL) zugehen."
Im angedachten Tarifvertrag sollen unter anderem Punkte wie das Kündigungsrecht, eine einheitliche Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsrichtlinien und Mindestlöhne geregelt werden. Dieser Kontrakt soll dann ausschließlich für die Bundesliga und die 2. Liga gelten. "Dieser Tarifvertrag lässt sich bis 2013 umsetzen", sagte Rybak.
In anderen Ländern bereits seit Jahren Praxis
Das erste Hindernis hat die DFL schon aus dem Weg geräumt. Seit August 2010 wurde die mögliche Einführung eines Tarifvertrags in die Satzung aufgenommen. "Der Ligaverband ist gemäß der gesetzlichen Vorgabe nun tariffähig", bestätigte DFL-Justiziar Jürgen Paepke. In anderen Top-Ligen wie Spanien, Italien oder Frankreich gibt es diese Tarifverträge bereits seit Jahren.
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Monatliches Mindesteinkommen gewährleistet
Der künftige Mindestlohn soll bei 2750 Euro brutto im Monat liegen. Ein Betrag, der eher nach 3. Liga als nach der deutschen Eliteklasse klingt. "Wir haben kein Interesse, den Mindestlohn weiter anzuheben, da es sonst kontraproduktiv wäre", sagte Rybak. Doch vor dem Hintergrund, dass die Klubs mindestens zwölf deutsche Spieler unter Vertrag haben müssen, macht die Regelung Sinn. Denn oftmals wurde in der Vergangenheit der Kader mit kostengünstigen Nachwuchsprofis aufgefüllt, um die Vorgaben zu erfüllen.
Strafen für Spieler bindend
Auch Strafzahlungen für Spielervergehen sollen künftig schriftlich geregelt werden. Die bisherige Praxis, Geldsummen von Spielern im Falle eines Fehlverhaltens einzubehalten, würde wohl vor keinem ordentlichen Gericht standhalten. Wenn dies im Tarifvertrag geregelt wäre, wäre diese Regelung bindend. Streiks der Spieler wären indes zukünftig ausgeschlossen.
Viel-Spieler sollen geschont werden
Doch auch die Spieler könnten sich auf das neu geschaffene Vertragswerk berufen, zum Beispiel bei der Anzahl an Pflichtspielen. "Es ist denkbar, eine Höchstbegrenzung von Begegnungen auf einem gewissen Niveau in den Tarifvertrag aufzunehmen", sagte Rybak. Der VDV-Jusitziar denkt dabei an prominente Beispiele: "Man muss sich doch nur Anzahl von Länderspielen bei Schweinsteiger oder Podolski anschauen. Sie sind erst 26 Jahre alt und haben schon über 80 Länderspiele. Das ist ein Pensum, das sich nicht über die Jahre fortsetzen lässt. Das beklagte auch Bundestrainer Löw."
"Alle profitieren von dem neuen Vertrag"
Schließlich soll auch der Urlaub der Profis vertraglich geregelt werden. "Einmal im Jahr, und das auch nach Turnieren, muss ein Spieler einen Urlaub von mindestens drei Wochen am Stück haben", sagte Rybak. Zudem soll die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalls zukünftig länger als die bisherigen sechs Wochen andauern. "Von einem solchen Tarifvertrag profitieren alle", sagte Rybak. Ab 2013 könnte dieser dann Realität sein.