FCB-Star Götze: Erst von Guardiola verschmäht, jetzt Hoffnungsträger

Wie würde sich der FC Bayern im Spiel eins nach dem blamablen Königsklassen-Aus gegen Real Madrid präsentieren? Zumal am 17. Mai mit dem DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund noch ein großes Spiel bevorsteht, das abschließend über das Wohl und Wehe einer ganzen Saison entscheiden wird. Immerhin präsentierten sich die Münchner beim 4:1-Erfolg im Hamburg nicht so "lustlos", wie es HSV-Manager Oliver Kreuzer vermutet hatte. Vor allem Mario Götze konnte Werbung in eigener Sache betreiben.

Mit zwei Toren und einer Torvorlage war der Supertechniker, der für den angeschlagenen Franck Ribéry von Beginn an ran durfte, der Mann des Spiels. Während er einerseits für einen positiven Stimmungsumschwung bei den Münchnern maßgeblich verantwortlich war, riss seine starke Vorstellung andererseits die noch frische Real-Wunde wieder auf.

Beckenbauer rätselt

Warum verzichtete Trainer Pep Guardiola gegen die Königlichen weitestgehend auf die Klasse des Youngsters? Eine Frage, die angesichts Götzes starker Vorstellung an diesem Nachmittag keiner so recht beantworten konnte. Es ist zwar kein Geheimnis, dass Guardiola lieber Neymar in seinem Kader gehabt hätte anstatt Götze, doch dass er Deutschlands größtes Fußball-Juwel bis dato so oft links liegen ließ, ist schon verwunderlich.

"Er hat schon bewiesen, dass er mehr kann. Er kam noch nicht so ins Spiel, wie man sich das von ihm erhofft hat. Den ganz großen Durchbruch hat er komischerweise nicht geschafft, obwohl er nicht anders spielt, als er auch in Dortmund gespielt hat", rätselte auch Franz Beckenbauer bei Sky darüber, warum Götze oftmals auf der Bank Platz nehmen muss.

Sammer beschwichtigt

Kein Wunder, dass nach seiner Statistenrolle gegen Ronaldo und Co. der ansonsten so schweigsame Star erstmals anklingen ließ, dass er nicht wirklich zufrieden sei. "Er hat eine gute Reaktion gezeigt und wir sind happy, dass er bei Bayern ist", beeilte sich Matthias Sammer nach dem Spiel einen möglichen Brandherd im Keim zu ersticken und wollte Götzes öffentliche Kritik daher auch nicht allzu hoch hängen. "Es ist in Ordnung, wenn er nicht happy ist."

Nur 531 von 1080 Minuten durfte Götze in der Champions League seine Klasse zeigen. in der Liga kann er zwar auf 27 Einsätze zurückblicken, doch 18 Mal wurde er dabei ein- oder ausgewechselt. Dass ihm dabei trotzdem zehn Tore und neun Torvorlagen gelangen, spricht für seine Ausnahmeklasse.

Dante lobt

"Mario ist ein Phänomen, ihm gehört die Zukunft beim FC Bayern", sagte Teamkollege Dante nach dem Auftritt gegen Hamburg. "Er ist ein intelligenter Junge und hat eine gute Einstellung. Mit seiner Technik könnte er auch Brasilianer sein."

Und plötzlich ist der "Neu-Brasilianer" Bayerns großer Hoffnungsträger in Hinblick auf das Pokalfinale gegen seine ehemaligen Kollegen von Borussia Dortmund. Denn trotz des 28. Saisonsieges ist der FC Bayern noch meilenweit von seiner Topform entfernt. Gegen den HSV machte einzig Götze den Unterschied und nicht Thomas Müller, Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger oder Flügelflitzer Arjen Robben.

Robben ist immer noch enttäuscht

"Die Enttäuschung der letzten Woche war sehr groß, es schmerzt immer noch", gab der Niederländer zu. "Aber wir müssen nach vorn schauen, wir haben keine Wahl. Der Pokal ist ein schöner Titel, um die Saison abzuschließen." Coach Guardiola sah im Erfolg gegen die Norddeutschen einen Schritt in die richtige Richtung. "Der Sieg war gut für unseren Rhythmus in der Vorbereitung auf das Pokalfinale in Berlin", sagte der Spanier.

Ähnlich bewertete Müller die letzte Auswärtspartie der Saison. "Der DFB-Pokal ist das Spiel, auf das ganz Deutschland schaut. Wir sind heiß auf Berlin", sagte der zuletzt aus dem Tritt geratene Angreifer. Zunächst sei es aber wichtig, wieder "in einen positiven Rhythmus reinzukommen und zu vergessen, wie sich Niederlagen anfühlen". Die bedeutungslose Partie am letzten Spieltag gegen den VfB Stuttgart wollen die Münchner daher nutzen, noch einen weiteren Schritt nach vorne zu machen.

Klopp wartet schon

Doch wird es reichen, die derzeit in Topform befindliche Borussia aus Dortmund in die Schranken zu weisen? Während der BVB heiß ist, die letzte Titelchance der Saison unbedingt zu nutzen, ist für die Bayern der Gewinn des DFB-Pokals allen Bekenntnissen zum Trotz nur ein Trostpflaster. Ohne eine absolute Top-Einstellung wird man gegen Klopps-Powerkicker keinen Blumentopf gewinnen.

Beim Showdown in Berlin werden die Bayern nicht nur die Real-Pleite im Hinterkopf haben, sondern auch die jüngste 0:3 Heimklatsche gegen den BVB. Wie sehr die Psyche tatsächlich angeknackst ist, zeigte die völlig überflüssige Rote Karte von Jerome Boateng wegen einer Tätlichkeit in der Schlussphase des Hamburg-Spiels.