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Delaney verrät: Ich hatte Angst vor einem Wechsel nach England


Werder-Star Delaney
Ich hatte Angst vor einem Wechsel nach England

t-online, David-Emanuel Digili

02.12.2017Lesedauer: 4 Min.
Zu Saisonbeginn war Delaney Werder-Kapitän für den verletzten Zlatko Junuzovic.Vergrößern des BildesZu Saisonbeginn war Delaney Werder-Kapitän für den verletzten Zlatko Junuzovic. (Quelle: imago-images-bilder)
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Thomas Delaney ist Chef im Mittelfeld von Werder Bremen. In Teil 2 des Interviews mit t-online.de spricht der dänische Nationalspieler über seine großen Vorbilder, erklärt seine Angst vor einem Wechsel in die Premier League

Delaney ist gerade mal ein knappes Jahr beim Verein – und schon eine der bestimmenden Figuren. Der 26-Jährige kam im Januar 2017 für zwei Millionen Euro vom FC Kopenhagen zu Werder, ist seitdem aus dem Mittelfeld nicht mehr wegzudenken. Dabei waren auch Klubs aus der Premier League an Delaney interessiert, der FC Everton soll sogar versucht haben, Bremen im Winter 2016 von einem Verzicht auf die Verpflichtung zu überzeugen. Bremen lehnte ab – und Delaney dankt es seitdem mit Top-Leistungen.

Ein Interview von David-Emanuel Digili

t-online.de: Herr Delaney, Sie selbst hatten nach dem Wechsel zu Werder überhaupt keine Anpassungsprobleme – zumindest wirkte es so. Was hat Ihnen die Eingewöhnung so leicht gemacht?

Thomas Delaney: Ich spiele gerne intensiv, aggressiv, ich renne viel. Und das ist für mich die Bundesliga: Intensiv, ein ständiges Vor und Zurück, es wird in der Verteidigung gekämpft, es ist viel Action dabei. Das passt einfach zu mir.

Intensiv und aggressiv – Ihr Vater erzählte mal in einem Interview, dass Sie in der Jugend sehr aufbrausend waren und Mitspieler gerne mal angeschrien haben.

Ich erwarte eine ganze Menge – von anderen, aber auch von mir selbst. Nach einem Spiel will ich komplett erschöpft sein – denn dann weiß ich, dass ich alles gegeben habe. Natürlich kommt mal ein Pass nicht an, natürlich passieren auch mal Ballverluste. Aber das Laufen, die Zweikämpfe, die Einstellung, da muss alles stimmen, in jedem Spiel. Gerade deshalb gefällt es mir auch so, in der Bundesliga zu spielen, wo es auf genau diese Dinge ankommt.

Und welchen armen Werder-Teamkollegen haben Sie schon angeschrien?

Nein, nein, keinen (lacht). Mein Temperament ist jetzt viel besser. Ich benehme mich also nicht mehr wie ein kleines Kind, ich habe mich unter Kontrolle. Aber ich mag es, meine Mitspieler anzutreiben.

Ihr langjähriger Trainer beim FC Kopenhagen war Stale Solbakken. Er sagte, Sie würden Werder prägen…

Er wollte mich hier sehen, weil er dachte, dass das für mich das Beste wäre. Er war ja Trainer beim 1. FC Köln und sah da sicher dieselben Dinge, die die Bundesliga für mich so attraktiv gemacht haben.

Die intensive Spielweise?

Die Spiele, die mich am ehesten an dieses Niveau erinnert haben, waren die Champions-League-Spiele mit Kopenhagen. Die dänische Liga kann man damit nicht vergleichen. Da gibt es nur Kopenhagen. Aber von den Spielen in Europa habe ich viel gelernt – vor allem, wie man gegen größere, stärkere Gegner spielen muss. In der Champions League standen wir ja oft Klubs gegenüber, deren Budget mindestens zehn Mal größer war als unseres.

Haben Sie die Bundesliga denn auch früher verfolgt?

Natürlich. In Dänemark werden hauptsächlich die Spiele aus Deutschland und die Premier League gezeigt, momentan sogar nur die Bundesliga. Bei uns waren und sind die Vereine aus dem Norden am bekanntesten und populärsten: Werder, der HSV – auch wegen ihrer Geschichte mit dänischen Spielern: Thomas Gravesen oder Stig Töfting bei Hamburg, Daniel Jensen und Jannik Vestergaard in Bremen.

Und wer hat Sie geprägt? Wer waren Ihre Vorbilder?

Ich wollte immer ein Mix aus Gennaro Gattuso und Andrea Pirlo sein (lacht). Ich war immer ein großer Fan des AC Milan. Und manchmal auch noch etwas von Kaká dazu. Und von Schewtschenko (lacht).

Eine Menge Vorbilder...

Nein nein, Pirlo und Gattuso. Ich mochte Gattuso immer für seine Aggressivität – er ist total verrückt, aber das gefiel mir immer. Und dann diese unglaubliche Klasse von Pirlo. Ich mag Spieler mit Stil, mit Charakter. Xabi Alonso zum Beispiel, der war nicht nur bei Bayern ein Inbegriff von Klasse, oder Toni Kroos bei Real Madrid.

Alles Spieler bei großen Vereinen. Sie hatten auch Angebote aus der Premier League, haben diese aber abgelehnt. Heute ist das keine übliche Entscheidung…

Ich fange mal so an: Als ich im Sommer 2016 bei Werder unterschrieb, war das wie eine Erlösung für mich. Es ist nicht so leicht, aus Dänemark zu wechseln, weil viele Vereine sagen: „In Dänemark ist das Spielniveau nicht so hoch.“ Dann kam noch hinzu, dass wir in der Vorsaison keine Champions League gespielt hatten – dann sagten wieder viele: „Wir müssen ihn erst noch mal international spielen sehen.“ Als ich dann vorzeitig bei Werder unterschrieb, konnte ich zum ersten Mal seit Langem wieder richtig durchatmen – weil ich endlich Klarheit hatte und niemandem extra noch etwas beweisen musste.

Eine Befreiung…

Mir ist da ein Stein vom Herzen gefallen. Und hatte ich das Gefühl, etwas Neues ausprobieren zu können. In meinen Jahren in Kopenhagen habe ich nur drei Tore geschossen, in der letzten Halbsaison gleich sechs. Wir hatten eine starke Defensive, die mir die Sicherheit gab, weiter nach vorne gehen zu können – und dann ging es nur noch Bumm, Bumm, Bumm. Als ich dann nach Bremen kam, war die Erwartung ja fast, dass ich ein neuer Diego sei. Aber meine Rolle in der Mannschaft erlaubt mir, offensiv zu spielen, die Gelegenheiten zu suchen.

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Was gab noch den Ausschlag gegen einen Wechsel nach England?

Meine größte Angst war, schnell wieder zurück nach Kopenhagen zu müssen.

Wirklich?

Oh ja. Ein Jahr in der Premier League nur auf der Bank zu sitzen, und dann zurück zu wechseln.

Kein Einzelschicksal...

Vielen dänischen Spielern ergeht es so: Sie wechseln mit Hoffnungen ins Ausland zu großen Klubs, sitzen dort dann aber nur auf der Bank und wechseln wieder zurück. Ich wollte aber langfristig planen können. Es war mir wichtig, den richtigen Schritt, nicht den größeren Schritt zuerst zu machen.

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