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FC Bayern: Ottmar Hitzfeld hält Rummenigges Verhalten bei Bayern für übertrieben


Trainerlegende
Hitzfeld: Kovac kann beim FC Bayern eine Ära prägen

  • Axel Krüger
InterviewVon Luis Reiß, Florian Wichert und Axel Krüger

Aktualisiert am 04.05.2019Lesedauer: 5 Min.
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Ottmar Hitzfeld steht voll hinter dem aktuellen Bayern-Trainer Niko Kovac (l.)Vergrößern des Bildes
Ottmar Hitzfeld steht voll hinter dem aktuellen Bayern-Trainer Niko Kovac (l.) (Quelle: t-online.de/imago-images-bilder)

Bayern gegen Dortmund: Das Meisterrennen geht in die entscheidende Phase. Ottmar Hitzfeld war mit beiden Klubs Deutscher Meister und erklärt, wer jetzt die besseren Chancen hat.

t-online.de: Der FC Bayern spielt unter Niko Kovac eine der besten Rückrunden der Vereinsgeschichte. Trotzdem hat sich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sehr zurückhaltend geäußert und ihm eine Job-Garantie verweigert. Können Sie das nachvollziehen?

Ottmar Hitzfeld: Karl-Heinz Rummenigge ist immer skeptisch und pessimistisch, wenn man nicht alle drei Titel holt. Jetzt kann man noch zwei holen – und dann wäre es eine unglaublich gute Saison. Von daher finde ich es etwas übertrieben, dass Karl-Heinz Rummenigge immer wieder vieles infrage stellt. Aber das gehört zum FC Bayern. Wenn er sagt, keiner hat seinen Job sicher, gilt das für alle im Klub – die Angestellten, den Trainer und die Spieler.

Sie haben ja auch selbst unter kritischen Aussagen von Rummenigge gelitten…

Sie meinen die Aussage, Fußball sei keine Mathematik (schmunzelt). Da muss man cool bleiben und darf sich nicht provozieren lassen. Für Niko Kovac ist es wichtig, die Nebenkriegsschauplätze links liegen zu lassen.

Tut er Ihnen nicht trotzdem leid?

Generell leide ich mit Trainern, speziell wenn Sie bei meinen Ex-Klubs sind oder sogar Ex-Spieler von mir wie Niko Kovac. Deshalb ganz klar: Ich habe kein Verständnis, wenn Niko Kovac jetzt infrage gestellt wird. Er hat einen sehr guten Job gemacht und den Umbruch gestaltet. Vor der Saison gab es so viele Fragen: Was wird mit Robben, was wird mit Ribery, was mit Rafinha? Wie funktioniert der Umbruch in der Abwehr? Das war für einen jungen Trainer eine unheimlich schwierige Aufgabe.

Ist Niko Kovac auch der Trainer der Zukunft beim FC Bayern?

Niko Kovac hat die Voraussetzungen, um eine Ära zu prägen. Entscheidend wird sein, wie viele Titel er holt. Auch europäisch muss man wieder weiter kommen als das Achtelfinale. Solange man Deutscher Meister wird, ist aber zumindest die Pflicht erfüllt.

Karl-Heinz Rummenigge hat seinen Abschied für 2021 angekündigt, bei Klub-Präsident und Aufsichtsratschef Uli Hoeneß ist ein Ende noch nicht absehbar. Verpasst er den richtigen Moment für den Abschied?

Ich kann nicht in die Köpfe der beiden blicken. Was hat Uli Hoeneß vor, zieht Karl-Heinz Rummenigge das wirklich durch? Das weiß ich nicht. Grundsätzlich ist man als Aufsichtsratsvorsitzender wie Uli Hoeneß nicht so im Tagesgeschäft, hat etwas mehr Abstand und kann dieses Amt vielleicht auch für einen etwas längeren Zeitraum ausüben. Ich bin mir sicher, dass beide wissen, dass sie sich etwas mehr zurückziehen können, wenn sie Nachfolger gefunden haben.

Oliver Kahn soll Rummenigge ab 2021 als Vorstandschef ablösen. Wie bewerten Sie diese Personalie?

Er hat das Bayern-Gen, weiß wie der Klub tickt – und deshalb würde ich ihm die führende Rolle in diesem Klub zutrauen.

Sportdirektor Hasan Salihamidzic ist weiterhin sehr umstritten. Welche Note würden Sie ihm für die vergangenen Monate geben?

Er war schon als mein Spieler unglaublich akribisch und hat immer das Maximum rausgeholt. Außerdem hat er eine super Mentalität und ist ein Teamplayer. Das erkennt man daran, wie er hinter Niko Kovac steht und die Mannschaft betreut. Je weniger man von ihm hört, desto besser macht er seinen Job - auch wenn die Medien sich natürlich mehr Kracher-Aussagen wünschen.

Was glauben Sie: wie wird das Meisterrennen in der Bundesliga ausgehen?

Der FC Bayern hat die besseren Karten. Sie haben einen sehr positiven Trend, neun Punkte aufholen und in einen Zwei-Punkte-Vorsprung verwandeln können, das ist enorm gegenüber einem Spitzenreiter. Auch das Torverhältnis ist ein großer Vorteil. Sie können bei zwei Siegen noch einmal Unentschieden spielen und trotzdem vorne sein.

Schauen wir auf Borussia Dortmund. Wie beurteilen Sie das Verhalten von BVB-Trainer Lucien Favre in den vergangenen Wochen? Ihm wurde zuletzt zu viel Zurückhaltung vorgeworfen.

Man muss sich die Umstände anschauen: Als der BVB neun Punkte Vorsprung hatte, dachte jeder, dass sie Meister werden. Dann plötzlich schmilzt der Vorsprung dahin, alle werden nervös. Für den Trainer ist es auch ganz schwierig, er wird immer wieder nach dem Titel gefragt – das kostet Nerven. Dabei war der große Vorsprung doch für alle überraschend und nur dank der hervorragenden Arbeit von Lucien Favre möglich. Und dann bist du plötzlich in der Kritik, weil man vielleicht doch nicht Meister wird? Das sehe ich nicht so. Borussia Dortmund spielt eine sehr gute Saison.

Direkt nach dem verlorenen Revierderby hat Favre die Meisterschaft abgeschrieben.

Es ist immer ungut, wenn man direkt nach dem Spiel gefragt wird. Favre musste doch davon ausgehen, dass Bayern am nächsten Tag in Nürnberg gewinnt – dann wäre es doch auch Aus gewesen. Und dann lässt man sich eben zu so einer Aussage verleiten. Einen Tag später ist es einfach zu sagen, Favres Aussagen waren ein Fehler und wir glauben weiter an die Meisterschaft.

Die Kritik wurde zuletzt so stark, dass sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc sogar genötigt sah, sich zu seinem Trainer zu bekennen.

Ich finde es total übertrieben, dass man Lucien Favre infrage stellt. Er hat Borussia Dortmund zu einem Spitzenteam geformt. Ganz Deutschland hat sich gefreut, dass der Meisterkampf wieder spannend ist – und das haben wir auch ihm zu verdanken.

Wenn Sie Berater beim BVB wären, wie Matthias Sammer, welche Transfer-Strategie würden Sie empfehlen?

Ich würde erstmal sagen: In der Vergangenheit haben sie alles richtig gemacht – Note eins. Sie haben eine junge, schlagkräftige Truppe zusammengebaut, die den Bayern Paroli bieten kann. Aus eigener Erfahrung würde ich raten, trotzdem wieder den ein oder anderen Transfer zu machen, um neue Konkurrenzkämpfe zu schaffen. Der BVB könnte im Offensivbereich einen weiteren schnellen, torgefährlichen Mittelfeldspieler gebrauchen. In der Abwehr haben sie sich schon verbessert, aber international top ist sie noch nicht.

Einer der Gewinner der Saison bei Borussia Dortmund ist Mario Götze. Wie bewerten Sie seine Entwicklung?

Mario Götze hat die bestmögliche Saison gespielt unter diesem Erwartungsdruck. Als Talent ist es immer einfacher, wenn man mit 17 oder 18 Jahren ins kalte Wasser geworfen wird und auch mal einen Fehler machen kann. Seine Ausgangssituation zuletzt war deutlich schwerer. Er hatte den Sprung bei Bayern nicht geschafft, auch weil er immer wieder verletzt gewesen ist. Aber jetzt ist er wieder top-fit – und wenn das so bleibt, wird Götze auch wieder ein Thema für Jogi Löw und die Nationalmannschaft werden.

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Kann Borussia Dortmund diese Saison sein Top-Talent Jadon Sancho halten?

Wir wissen alle, welche finanziellen Möglichkeiten die Premier League hat – und dass es für die Bundesliga-Klubs dann schwer wird. Aber man hat auch gesehen, wie wichtig Sancho für den BVB ist und welchen großen Anteil er am Dortmunder Erfolg hat. Zudem hat er einen Vertrag bis 2022. Ich glaube, man wird dieses Juwel nicht transferieren.


Talente hat der BVB viele – müsste er nicht noch mehr erfahrene Führungsfiguren wie Axel Witsel holen?

Es ist immer schwierig, die Hierarchie einer Mannschaft zu verändern. Wenn man noch weitere Leader holt, weiß man nie, ob das klappt. Wer übernimmt das Sagen in der Kabine, wer auf dem Platz? Vor der Verpflichtung weiterer Führungsspieler müssten die Dortmunder mit ihrer Fachkompetenz den Markt sehr genau sondieren.

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