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1. FC Köln – Risse im Interview: "Im Fußball ist alles schnelllebiger geworden"


Köln-Profi kritisiert Soziale Medien
Risse: "Ich habe gemerkt, wie man diesen 'Gefällt mir'-Klicks hinterherläuft"

  • T-Online
InterviewVon Alexander Kohne

Aktualisiert am 07.08.2019Lesedauer: 5 Min.
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Natürlich mit Fan-Schal: Außenbahnspieler Marcel Risse (hier bei der Saisoneröffnung Anfang August) ist gebürtiger Kölner und FC-Anhänger.Vergrößern des Bildes
Natürlich mit Fan-Schal: Außenbahnspieler Marcel Risse (hier bei der Saisoneröffnung Anfang August) ist gebürtiger Kölner und FC-Anhänger. (Quelle: C. Hardt/Future Image/imago-images-bilder)

Marcel Risse spielt als gebürtiger Kölner für seinen Herzensklub, den FC. Im Interview erklärt er, wie es ist, als Fan bei seinem Lieblingsverein zu spielen und warum er um Social Media einen großen Bogen macht.

In der heutigen Bundesliga ist Marcel Risse vom 1. FC Köln eine Ausnahme. Er ist in Köln geboren, seit Kindertagen Fan des FC und spielt mittlerweile auch dort. Derart romantische Konstellationen gibt es im knallharten Geschäft Profifußball fast gar nicht mehr. Der ehemalige U19-Europameister, der nach einer Oberschenkelverletzung an seinem Comeback arbeitet, sprach mit t-online.de über die Gründe.

t-online.de: Herr Risse, in welchem Alter haben Sie erstmals ein FC-Trikot getragen?

Marcel Risse: Das wird so mit fünf oder sechs Jahren gewesen sein. Ich kann mich an ein entsprechendes Foto erinnern.

Da waren Sie aber schon in einem Fußballklub angemeldet, oder?

Genau mit drei Jahren habe ich beim TuS Höhenhaus angefangen. Das war bei den jüngeren Bambinis, da sind wir zu zehnt dem Ball hinterhergelaufen. Zwei, drei Jahre später ging es dann richtig los.

Damals haben Sie ausschließlich auf Ascheplätzen gespielt. Wie hat das Ihre fußballerische Sozialisation beeinflusst?

Früher gab es fast nur Ascheplätze. Rasenplätze gab es eigentlich nur auf dem Land. Von daher kannte ich niemanden, der auf Rasen Fußball gespielt hat – außer den Profis (lacht). Deshalb war es für mich ganz normal, auf Asche zu spielen – da habe ich mir einige Schrammen geholt. So wie es sich gehört. Insgesamt waren das aber nur wenige Jahre, bevor es zu Bayer Leverkusen ging. Da war ich etwa sieben Jahre alt.

Wie ist es, wenn man als gebürtiger Kölner in der Leverkusen-Jugend spielt?

In dem Alter nimmt man die Rivalität noch nicht so wahr. Zum Teil bin ich mit FC-Handtüchern zum Training gekommen. Das wurde von den Trainern natürlich nicht so gerne gesehen (lacht). Aber als Junge habe ich mir natürlich nichts dabei gedacht.

Sie sind dem FC schon lange verbunden. Was bedeutet Ihnen Vereinstreue?

Vereinstreue ist im Profifußball heute ein schwieriges Thema. Es geht zunehmend um Geld. Ich hatte einfach das Glück, dass ich mir 2013 aussuchen konnte, wo ich hinwechsle. Und da war für mich klar, dass es der FC wird. Sportlich war das damals ein Rückschritt, von Mainz aus der ersten nach Köln in die zweite Liga zu gehen. Aber es gibt Dinge im Leben, die sollen einfach so sein.

Sie sagten, dass "zunehmend" das Geld entscheide. Das ist bei Ihnen offenbar ein bisschen anders.

Ich möchte das nicht pauschal für alle Fußballer behaupten. Ich persönlich habe einfach das Glück, dass der Verein, den ich von Kindesbeinen an liebe, in der ersten Liga spielt und ich die Chance hatte, dort zu unterschreiben. Für viele Kollegen ist es unmöglich, in ihrer Heimat Profi-Fußball zu spielen. Deshalb ist es natürlich öfter so, dass Spieler, die zu einem neuen Verein kommen, nicht dort verwurzelt sind.

Finden Sie diese Entwicklung gut?

Das ist schwierig zu sagen. Im Fußball ist alles viel schnelllebiger geworden, man hat viel mehr Möglichkeiten. Es gibt mehr Vereine, die über viel Geld verfügen. Und wenn es bei einem Klub nicht funktioniert, dann ist es oft so, dass man ein Jahr später wieder wechselt. Früher war es häufiger so, dass Spieler länger bei einem Verein waren und diesen so lieben gelernt haben.

Jonathas von Hannover 96 ist etwa in Ihrem Alter und hat bisher bei 14 verschiedenen Klubs gespielt. Was sagt der Fan Marcel Risse dazu?

Als Fan sieht man es vielleicht weniger gern, dass ein Spieler vorher schon bei verschiedensten Klubs gespielt hat. Als Profi-Fußballer kann ich das verstehen. Denn ich weiß, wie schnell alles gehen kann und welche Umstände eine Rolle spielen können. Für mich persönlich wäre das aber nichts.

Kann es auch eine Bürde sein, als gebürtiger Kölner für den FC zu spielen, weil man in Krisen kritischer gesehen wird?

Ob ich als Kölner kritischer gesehen werde, kann ich nicht beurteilen. Ich glaube, es kommt immer auf die Leistung an – und dann trifft’s einen oder eben nicht. Generell wird heutzutage nach einem schlechten Spiel sowieso alles kritisiert. Und zwar in einer Häufigkeit, die früher nicht vorstellbar war – auch durch die ganzen Sozialen Medien …

… in denen Sie allerdings nicht vertreten sind. Warum eigentlich?

Während meiner Mainzer Zeit hatte ich eine Zeit lang eine Fanseite. Da habe ich gemerkt, wie man diesen "Gefällt mir"-Klicks hinterherläuft. Man muss sich präsentieren und letztendlich geht es nur um Anerkennung. Es war mir persönlich viel zu anstrengend, sich immer zu überlegen, was man da postet. Außerdem möchte ich nicht, dass ich mich nur gut fühle, wenn andere Leute mich positiv beurteilen. Ich möchte, dass ich mich gut fühle, wenn ich denke, etwas gut gemacht zu haben – und nicht, wenn Tausend Leute mir einen "Daumen hoch" geben. Ich kann für mich selbst beurteilen, ob etwas gut oder schlecht war.

Glauben Sie, dass da eine Scheinwelt transportiert wird?

Ja, absolut.

Leverkusens Kevin Volland hat im Interview mit t-online.de kritisiert: "Viele junge Fans wollen bei Instagram spektakuläre Tricks sehen, und Übersteiger-Videos generieren nun einmal viele Klicks. Aber das ist in meinen Augen nicht das Wesentliche im Fußball." Wie sehen Sie das?

Die tollsten Tricks helfen mir im Spiel nicht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Im Profifußball bringt es mich nicht weiter, wenn ich eine Million Mal den Ball hochhalten und Tausend Tricks machen kann.

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Kommen wir zu etwas anderem: Markus Anfang musste Ende der vergangenen Zweitligasaison als Trainer auf Platz eins liegend seinen Hut nehmen. Der FC ist dann als Meister aufgestiegen. Konnten Sie die Aufstiegsfeier überhaupt richtig genießen?

Doch, doch. Aufsteigen ist nichts Selbstverständliches. Wenn man das Beispiel Hamburg nimmt, sieht man, wie schnell man den erhofften Aufstieg verpassen kann. Deswegen konnten wir uns da schon freuen – egal wie die Saison gelaufen ist. Wir waren nicht die Übermannschaft und haben auch einige Niederlagen einstecken müssen. Das war eine schwierige Saison, weil es immer wieder schlechtere Phasen gab, aus denen wir uns herauskämpfen mussten.

Anfangs Nachfolger Achim Beierlorzer lobt aktuell immer wieder die Stimmung und den Zusammenhalt im Team. Was war diesbezüglich in der Vorsaison anders?

Aktuell möchte ich nur nach vorne schauen. Bei uns herrscht eine sehr gute Grundstimmung.

War das vorher nicht der Fall?

Es war definitiv anders. Vor der Saison gab es einen großen Umbruch, es kamen viele neue Spieler dazu, wir hatten einen Abstieg hinter uns. Dieses Jahr haben wir eine sehr offene Atmosphäre.

Das sind ja beste Voraussetzungen für den Klassenerhalt. In der zweiten Liga stand der FC ja – neben dem HSV vielleicht – individuell weit über dem Rest der Liga …

… und das war entscheidend. Dass wir individuell so eine Klasse hatten und die entscheidenden Spiele gewonnen haben.

Wären Sie sonst nicht aufgestiegen?

Wie gesagt: Man hat im letzten Jahr gesehen, wie es für einen absoluten Favoriten laufen kann.


Und wie schafft der FC nun den Klassenerhalt?

Wir haben eine vernünftige Spielidee. Wichtig ist, dass wir alle miteinander arbeiten. Es kann nicht mehr – wie in der zweiten Liga – nur über die individuelle Qualität gehen. Deshalb spielt der Teamgedanke noch mal eine ganz andere Rolle. Der kann uns die zusätzlichen Punkte bringen, die am Ende wichtig sein werden.

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