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FC Bayern – Effenberg: Mit Mandzukic kann Bayern die Champions League gewinnen


Elf Fragen zum Saisonstart
Mit Mandzukic kann Bayern die Champions League gewinnen

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 15.08.2019Lesedauer: 8 Min.
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Kroatien schaffte 2018 mit Modric, Perisic und Mandzukic den Finaleinzug bei der WM. Stefan Effenberg ist Fan der kroatischen Spielweise und Mentalität.Vergrößern des Bildes
Kroatien schaffte 2018 mit Modric, Perisic und Mandzukic den Finaleinzug bei der WM. Stefan Effenberg ist Fan der kroatischen Spielweise und Mentalität. (Quelle: imago-images-bilder)

Bayern gegen Hertha – mit diesem Spiel beginnt am morgigen Freitag die 57. Saison in der Fußball-Bundesliga. Warum die besonders spannend wird und welcher Transfer Bayern noch helfen würde, lesen Sie hier.

Die elf wichtigsten Fragen und Antworten zum Ligastart.

Was muss der FC Bayern nach dem Perisic-Transfer noch machen?

Für mich steht fest: Der Transfer von Ivan Perisic ist herausragend – und hat mit einer B- oder C-Lösung rein gar nichts zu tun. Er bringt nur Vorteile. Das finanzielle Risiko ist gleich null. Perisic ist ein Spieler, der die Bundesliga und auch Bayern-Trainer Niko Kovac sehr gut kennt. Beide haben in der kroatischen Nationalmannschaft zusammengearbeitet. Perisic wird keine Eingewöhnungszeit brauchen.

Er hat eine ungeheure Kampfkraft, die mich schon bei der WM 2018 extrem beeindruckt hat. Er gibt alles für das Team und den Verein. Er hat die perfekte Einstellung, um Titel zu holen. Und er hat enorme fußballerische Qualitäten wie eine überragende Schusstechnik. Ich bin begeistert.

Ich habe in meiner letzten Kolumne dem FC Bayern davon abgeraten, in dem Monat vor Transferschluss Dinge zu tun, die er hinterher bereut. Den Perisic-Transfer wird er nicht bereuen. Auch die Kritik am Alter von 30 Jahren können wir gleich beiseiteschieben. Ich bin auch mit 30 noch mal zum FC Bayern gekommen und hatte anschließend die erfolgreichste Zeit meiner Karriere – unter anderem mit einem Champions-League-Sieg.

Was jetzt?

Bayern hat Interesse an Philippe Coutinho vom FC Barcelona, das hat Barça bestätigt. Bayern würde angeblich ein Leihgeschäft über zwei Jahre mit anschließender Kaufoption präferieren – so wie vor zwei Jahren mit James Rodriguez von Real Madrid. Ein Wechsel wäre auch sonst vergleichbar: Coutinho kennt weder die Bundesliga noch Trainer Kovac, er spricht kein Deutsch – und er war zuletzt beim spanischen Topklub kein Stammspieler. Er hat nur 8 von 38 Primera-Division-Spielen über 90 Minuten absolviert, dabei fünf Tore erzielt und zwei vorbereitet.

Coutinho hat große Qualitäten, das hat er vor Barcelona beim FC Liverpool unter Beweis gestellt – dennoch wäre ein Transfer für Bayern ein Wagnis. Er verdient dem Vernehmen nach mehr als zehn Millionen Euro netto in Barcelona und droht somit, das Gehaltsgefüge bei Bayern zu sprengen. Spieler wie Robert Lewandowski oder Manuel Neuer achten natürlich genau darauf, wenn jemand mehr verdient als sie. Sie stehen derzeit niedriger.

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Bayern braucht jemanden, der sofort weiterhilft, keine Eingewöhnungszeit braucht, kein Risiko ist. Und da gibt es aus meiner Sicht eine bessere Lösung als Coutinho.

Ich würde mir wünschen, dass der FC Bayern Mario Mandzukic von Juventus Turin zurückholt, wie es Trainer Niko Kovac offenbar anstrebt. Der steht mit 33 Jahren vielleicht nicht für einen Umbruch, aber es gibt extrem viele Parallelen zu Perisic. Er hat eine Riesenerfahrung, kennt die Bundesliga und auch Kovac sehr gut. Er ist selten bis nie verletzt. Und auch er steht für Mentalität und ein aufopferungsvolles Spiel. Das liebe ich an ihm, das hat mich schon immer beeindruckt. Mandzukic ist nach wie vor hungrig. Für zwei oder drei Jahre würde er sehr helfen.

Noch eine Parallele: Ein Mandzukic-Transfer wäre auch finanziell in einem akzeptablen Rahmen. Juventus Turin hat einen zu großen Kader und muss mindestens fünf Spieler abgeben. Und laut "Gazzetta dello Sport" will Mandzukic zu Bayern. Die Tür wäre offen.

Mandzukic wäre der zweite absolute Spitzentransfer, der den FC Bayern sogar sofort wieder dahin bringen würde, wo er hin will. In die Spitzengruppe in Europa. Bayern hätte plötzlich wieder eine Chance auf den Sieg in der Champions League – und wir bräuchten nicht mehr über Leroy Sané oder Timo Werner zu sprechen. Natürlich braucht Bayern abseits von Perisic und Mandzukic noch zwei Back-up-Spieler für die Breite im Kader. Dann wäre ich doch noch glücklich – wenn ich Bayern-Fan wäre.

Geht Götze in seine letzte BVB-Saison?

Was wird aus Mario Götze? Diese Frage interessiert die Fans des BVB – mich allerdings aktuell überhaupt nicht. Der Vertrag läuft nach der kommenden Saison aus, okay. Trotzdem sollten sowohl Dortmund als auch Götze das Thema Zukunft erst mal ausblenden und sich voll auf die ambitionierten Ziele und die Saison konzentrieren. Ich bin mir sicher, dass Mario Götze uns begeistern wird. Er hatte schon schwierigere Situationen – beispielsweise vor der vergangenen Saison, als er schon komplett abgeschrieben schien.

Aktuell sitzt er vielleicht mal auf der Bank, so wie im Supercup oder in der ersten Pokalrunde – aber das wird Paco Alcacer, Julian Brandt, Thorgan Hazard und allen anderen auch noch so gehen. Im Februar oder März können wir das Thema Vertragsverlängerung vielleicht wieder aus der Schublade holen. Bis dahin wird Götze alle überzeugt haben, dass er beim BVB richtig aufgehoben ist.

Welcher Bundesligist hat am besten eingekauft?

Stand jetzt hat Borussia Dortmund am besten eingekauft. Das betrifft nicht nur das Spiel nach vorn – sondern die Defensive mit den Transfers von Mats Hummels und Nico Schulz. Die Dortmunder haben vergangene Saison ab und zu gewackelt. Daraus haben sie gelernt.

Sie haben extrem an Qualität gewonnen – und sind auch in der Breite hervorragend aufgestellt. Der frühere Bremer Thomas Delaney ist dafür ein gutes Beispiel. Er saß zuletzt draußen, kann aber jederzeit helfen.

Dortmund ist mit einem zu großen Kader in die Vorbereitung gestartet und hat dann Spieler abgegeben. Das sind perfekte Voraussetzungen. So können sich Spieler noch empfehlen und neu angreifen – oder eben nach einem neuen Verein umschauen.

Ich sehe beim BVB keine Schwachstelle mehr und das macht den Klub natürlich zum großen Kontrahenten für den FC Bayern. Dortmund kann Meister werden.

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Welcher Verein kann Bayern noch gefährlich werden?

Neben Dortmund wird nur Leipzig intern den Anspruch haben, um den Meistertitel mitzuspielen – und das ist auch seriös und richtig. Sie sind vielleicht mit dem BVB der vergangenen Saison vergleichbar. Vieles stimmt schon, aber nicht alles. Entscheidend wird sein, wie Julian Nagelsmann als neuer Trainer einen offensiven Stil mit einer sicheren Defensive verknüpfen kann. Denn: Mit Hoffenheim kassierte er in der vergangenen Saison mit 52 Gegentoren auffallend viele. Leipzig dagegen hatte ohne Nagelsmann die beste Abwehr der Liga mit nur 29 Gegentoren.

Neben Leipzig sehe ich derzeit keinen Klub, der da mithalten kann.

Übersteht David Wagner seine erste Saison als Schalke-Trainer?

Der Job als Schalke-Trainer war in den vergangenen Jahren einer der schwierigsten in der Liga. Langfristig hat es keiner geschafft. Ich würde mir wünschen, dass David Wagner länger bleibt. Ganz entscheidend ist aus meiner Sicht, dass der Verein ein realistisches Ziel definiert: das gesicherte Mittelfeld. Vergangene Saison ist ihnen die Situation über den Kopf gewachsen. Die ganze Kritik an Ex-Manager Christian Heidel, die Probleme mit den Fans, der enttäuschende Sebastian Rudy, der Torwartwechsel von Kapitän Ralf Fährmann zu Alexander Nübel und vieles mehr. Sie können sich bei Huub Stevens bedanken, dass sie am Ende überhaupt die Klasse gehalten haben.

Auffällig ist, dass sie den Kader entgegen der Ankündigung nicht komplett umgebaut haben – womöglich, weil sie die Spieler teilweise nicht losgeworden sind. Umso wichtiger ist deshalb, dass sie sich auf die Grundtugenden besinnen, wenn die Qualität nicht stimmt – also auf den Kampf.

Die Probleme aus der vergangenen Saison dürfen sich einfach nicht wiederholen. Aber bei Schalke weiß man nie. In drei, vier Wochen kann sich schon wieder alles verändert haben.

Geht Leverkusen nach den Testspielpleiten auch in der Liga baden?

Die Testspiele würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Peter Bosz wird sich sagen: "Ich probiere da Dinge aus. Für mich zählen ganz klar die Erkenntnisse, die ich daraus ziehe." Mit welchen Ansprüchen geht Leverkusen rein in die Saison? Ich denke schon, dass sie hinter Leipzig mit Gladbach den Kampf annehmen wollen und werden um den vierten Platz mitspielen. Rudi Völler träumt seit 20 Jahren vom DFB-Pokalsieg, weil dort der Weg der kürzeste ist. Ich wünsche ihm wirklich, dass sie da zumindest näher rankommen.

Wer wird der Spieler der Saison?

Kai Havertz hat eine überragende Saison gespielt. 17 Tore in 34 Ligaspielen sind eine sensationelle Quote. Er hat eine großartige Qualität. Und genau deshalb wird die neue Saison die schwerste seiner jungen Karriere. Die gegnerischen Teams haben ihn auf dem Schirm. Sie wissen: Wenn wir Leverkusen schlagen wollen, müssen wir Havertz ausschalten. Das wird für ihn verdammt schwierig – auf der anderen Seite kann er den nächsten Schritt machen.

Ich bin aber gespannt auf viele Spieler. Timo Werner bei RB Leipzig – das wird megainteressant. Oder Mats Hummels in Dortmund. Hält er den Laden zusammen? Und auch Marcus Thuram ist eine spannende Personalie bei Borussia Mönchengladbach – über den Sohn des 1998er Weltmeisters Lilian Thuram habe ich schon viel Positives gehört.

Frankfurt hat 100 Millionen Euro für Jovic und Haller eingenommen – aber kann Eintracht sie ersetzen?

Fakt ist, dass Fredi Bobic einen überragenden Job macht als Sport-Vorstand der Eintracht. Frankfurt hat etwas geschafft, was seit 10, 15 Jahren niemand hinbekommen hat: Sie haben mich in der Europa League begeistert. Luka Jovic ist nun zu Real Madrid gewechselt für 60 Millionen Euro, Sebastian Haller zu West Ham United für 40 Millionen. Das sind zwei krasse Verluste, keine Frage. Aber: Wichtig war, dass sie Martin Hinteregger und Torwart Kevin Trapp fest verpflichten konnten. Damit haben sie defensiv weiterhin eine hohe Qualität garantiert. Trainer Adi Hütter muss natürlich umstellen – und ich traue ihm definitiv zu, das hinzubekommen. Sicherlich können solche Abgänge mal dazu führen, dass man sich in der Liga etwas nach unten orientieren muss.

Kann Werder Bremen Max Kruse ersetzen?

Max Kruse hat eine herausragende Saison gespielt – trotzdem sehe ich Werder Bremen in der neuen Saison nicht schwächer. Sie werden eine Rolle spielen wie in der vergangenen Saison. Es ist auch immer die Frage, wie sie Fußball spielen – und das kann man sich wirklich sehr gut angucken. Florian Kohfeldt lässt guten Fußball spielen und die Entwicklung ist definitiv positiv.

Kann Union Berlin die Klasse halten?

Wir können uns wirklich auf die Aufsteiger freuen – auf Paderborn und Union Berlin, die frischen Wind in die Liga bringen. Auf Köln sowieso, allein aufgrund der fantastischen Fans. Sie müssen jetzt ihre eigentlich offensive Spielweise umstellen, gleichzeitig aber die Euphorie aus der vergangenen Saison mitnehmen. Chancen auf den Klassenerhalt haben sie natürlich, obwohl sie als erste Abstiegskandidaten gelten. Fortuna Düsseldorf hat in der vergangenen Saison vorgemacht, wie man überraschen kann.

Wer steigt ab?

Die Kandidaten sind natürlich die Aufsteiger Köln, Paderborn und Union – dazu Düsseldorf. Die Fortuna hat mit Lukebakio und Raman zwei ganz wichtige Spieler verloren, die 20 Tore in der abgelaufenen Saison geschossen haben, damit waren sie die Lebensversicherung. Und dann gibt es noch einen Verein, dem ich eine ganz schwere Saison prophezeie. Ich sehe massive Probleme auf den FC Augsburg zurollen.

Ich habe da die Tendenz aus der vergangenen Saison nicht vergessen. Sie haben am 29. Spieltag den VfB Stuttgart 6:0 geschlagen und damit die Klasse gehalten. Ich war anschließend gemeinsam mit Manager Stefan Reuter im Sport-1-"Doppelpass". Reuter ist sehr selbstsicher aufgetreten, sehr locker. Er hat sich präsentiert, als habe er alles richtig gemacht und würde künftig eher die Europa League anpeilen.

Die Mannschaft konnte diesen Eindruck überhaupt nicht bestätigen. Tiefpunkt: Am letzten Spieltag hat sie 1:8 gegen den VfL Wolfsburg verloren. Das war eine Niederlage, über die man nicht einfach hinwegsehen kann. Da war klar, dass etwas im Argen liegt. Und offenbar haben sie die Probleme nicht in den Griff bekommen, sonst wäre Augsburg im Pokal nicht mit einem 1:2 in Verl ausgeschieden.

Ich lege mich fest und sage: Augsburg wird der erste Verein sein, der richtig Probleme bekommt. Im September wird bereits über mögliche Neuerungen oder einen Trainerwechsel diskutiert werden. Das wünsche ich niemandem, aber genau dahin geht die Tendenz. Zumal sie ein schwieriges Programm zum Start haben. In Dortmund, gegen Union, in Bremen und dann gegen Frankfurt – gerade in Anbetracht der Aufstiegseuphorie von Union kann das mächtig schief gehen.


Fazit: Wir können uns auf eine extrem spannende Saison freuen – vom Rennen um die Meisterschaft bis zum Abstiegskampf. Die Bundesliga ist frisch mit Paderborn und Union. Ich freue mich sehr darauf.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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