Auftakt in der Königsklasse Mission Europa: Bayerns Weg ist weit

In der Champions League wartet auf den FC Bayern zum Start eine Mammutaufgabe. Ein Sieg wäre der erste Schritt auf dem Weg zum ersehnten Titel.
Sie träumen vom ganz großen Wurf: Siebenmal Deutscher Meister, zweimal DFB-Pokalsieger – die Titelsammlung der Frauen des FC Bayern kann sich sehen lassen. Doch auf der internationalen Bühne wartet das Team um DFB-Kapitänin Giulia Gwinn noch immer auf den großen Durchbruch. Der Henkelpott, die Trophäe der Champions League, blieb bislang außer Reichweite. Zuletzt war in der Königsklasse spätestens im Halbfinale Schluss.
Dieses Jahr soll aber alles anders laufen. Das Endspiel ist das Ziel. Doch der Weg dorthin führt durch ein sportliches Minenfeld. Zum Auftakt der neuen Saison wartet mit dem FC Barcelona ein mit Stars gespicktes Team, das unter anderem die dreimalige Weltfußballerin Aitana Bonmatí in den eigenen Reihen weiß. Danach folgen mit Juventus Turin und dem Arsenal WFC zwei weitere europäische Schwergewichte – und der Sieger der letzten Saison noch dazu. Die Londonerinnen holten sich im vergangenen Mai den Titel, den die Bayern selbst so gerne in ihrem Trophäenschrank hätten.
Die Ausgangssituation vor dem ersten Spiel in Barcelona ist eindeutig: Die Bayern reisen als klarer Außenseiter nach Spanien. Alexia Putellas, Aitana Bonmatí, Ewa Pajor und Co. sind bereits zweimal (2023 und 2024) als Team des Jahres ausgezeichnet worden, standen sechsmal im Finale der Champions League und gingen dreimal als Siegerinnen hervor (2021, 2023 und 2024).
In vier Begegnungen mit den Bayern konnte Barça dreimal gewinnen. Und doch sind die Weichen vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen beider Teams neu gestellt.
Ein neuer Maßstab
Münchens Klubdirektorin Bianca Rech sagte kürzlich: "Wir haben in den letzten Jahren sehr erfolgreiche Arbeit geleistet – jetzt geht es darum, auch der Erwartungshaltung in Richtung europäischer Spitzenfußball gerecht zu werden." Das Team und die Verantwortlichen seien sich einig: "Wir wollen jetzt einen Schritt weiter gehen." Was Rech damit meint? Bayern will um den Titel der Champions League spielen, so wie es Gegner Barcelona schon seit Jahren macht.
Ein erster Showdown steht also im Estadi Johan Cruyff, der Heimspielstätte der Katalaninnen, bevor. Die wollen sich vor dem ambitionierten deutschen Klub nicht verstecken: "Sie sind ein starkes Team. Aber sie machen uns keine Angst, wir sind Barça, und wir werden wie Tiere kämpfen", kündigte Trainer Pere Romeu vor dem Kracher am Dienstagabend gegen den Double-Sieger (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) selbstbewusst an. Ein klares Zeichen dafür, dass den Bayern von Beginn an alles abverlangt wird.
Romeu hob neben Mittelfeld-Motor Georgia Stanway auch die Qualitäten von Klara Bühl auf der Außenbahn hervor. Um die Dienste der Nationalspielerin hatte der spanische Serienmeister intensiv geworben, dann verlängerte Bühl im März aber bis 2027 bei den Bayern. Doch auch ohne Bühl bleibt Barcelona ein Team voller Top-Spielerinnen, das international inzwischen den Maßstab setzt.
Und genau diesen wollen die Münchnerinnen erreichen. Nach erfolgreichen Jahren auf nationaler Ebene und dem strategischen Aufbau des Frauenteams soll nun Europa erobert werden. Mittelfeldakteurin Lena Oberdorf brachte es vor dem Barcelona-Duell auf den Punkt: "Es ist einfach dieser Wille da, dass man es endlich schafft", sagte sie dem Sport-Informations-Dienst. Die nach einem Kreuzbandriss zu dieser Saison zurückgekehrte Nationalspielerin glaubt daran, "dass man sich Sachen vorstellen muss, um sie zu manifestieren", jeden Tag müsse man sich sagen: "Wir wollen mal die Champions League gewinnen."
Verliert Deutschland den Anschluss?
Noch ist der Weg weit – und das neue Format vereinfacht ihn nicht. Erstmals wird die Vorrunde in einer Ligaphase mit 18 Teams statt in Gruppen ausgetragen. Die vier besten Teams qualifizieren sich für das Viertelfinale. Die Fünf- bis Zwölftplatzierten treten in einer Play-off-Runde mit Hin- und Rückspiel gegeneinander an.
Klubdirektorin Rech ist sich der prekären Ausgangslage bewusst: "Wenn du keinen guten Start erwischst, findest du dich schnell im letzten Drittel der Tabelle wieder und der Druck steigt zusätzlich." Ein Stotterstart könnte also schnell zum Stolperstein auf dem Weg nach Oslo werden. Dort steigt das Finale am 23. Mai 2026.
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Seit zehn Jahren (zuletzt der 1. FFC Frankfurt) hat kein deutsches Team mehr den Titel geholt. Der VfL Wolfsburg scheiterte ebenso wie Bayern in der abgelaufenen Saison im Viertelfinale. Während sich Barça, Lyon oder Chelsea regelmäßig in den Finalrunden festgesetzt haben, läuft Deutschland Gefahr, komplett den Anschluss zu verlieren.
England, Spanien und Frankreich sind mit jeweils drei Klubs in der Königsklasse vertreten. Deutschland stellt hingegen nur zwei Teams, nachdem Eintracht Frankfurt die Qualifikation gegen Real Madrid verpasst hat.
Coach Barcala ist sich derweil sicher, "dass Bayern München sehr bald die Champions League gewinnen wird" – trotz abermaligen Verletzungspechs. Abwehrspielerin Vanessa Gilles und Stürmerin Jovana Damnjanović fallen mit Muskelverletzungen wochenlang aus, Schlüsselspielerin Sarah Zadrazil fehlt derzeit wegen eines Kreuzbandrisses.
Wie sich die Ausfälle auf das Team auswirken und ob sich Bayern dem großen Traum bereits zum Auftakt nähert, wird sich zeigen. Rech wurde hinsichtlich des Erreichens des Ziels aber schon im Vorfeld deutlich: "Wir müssen bei jedem Spiel hoch konzentriert sein und der gesamte Kader ist nun gefordert." Damit im nächsten Jahr der Champions-League-Sieger vielleicht einmal wieder aus Deutschland kommt.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und SID
- fussballdaten.de: Bilanz FC Bayern gegen FC Barcelona (Frauen)








