In der Affäre um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland will Franz Beckenbauer von schwarzen Kassen und Bestechungsversuchen weiterhin nichts wissen. "Wenn da was gewesen wäre, hätte ich das mitbekommen", sagte der Kaiser in einem Interview mit dem Pay-TV-Sender Sky.
"Keine schwarzen Kassen"
Beckenbauer: "Ich habe ein reines Gewissen"
Der Kaiser äußert sich bei Sky zu den Vorwürfen um die WM-Vergabe 2006. Video
In dem 13 Minuten langen Gespräch wehrte sich der 70-Jährige angesichts der Vorwürfe erneut gegen Kritik an seiner Person: "Ich habe ein reines Gewissen."
Grenzenloses Vertrauen
Er habe damals "Hunderte Papiere, Verträge unterschrieben, ohne dass ich eine Zeile gelesen habe". Er habe immer wieder Personen vertraut, sei es bei den Bayern dem damaligen Geschäftsführer und heutigen Bayern-Präsidenten Karl Hopfner, sei es im WM-Organisationskomitee Horst Schmidt und Fedor Radmann. "Ich weiß nicht, ob das was mit Naivität zu tun hat", erklärte Beckenbauer. "Wenn ich jemandem vertraue, dann kriegt der alles von mir."
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Bei den 6,7 Millionen Euro geht der Kaiser weiterhin davon aus, dass die FIFA-Finanzkommission der Empfänger war. "Aber ich habe das Geld nicht überwiesen", sagte Beckenbauer.
Im Zuge der WM-Affäre hatte Beckenbauer auch seine Tätigkeit als TV-Experte ausgesetzt. Am Dienstagabend bei der Partie des FC Bayern München gegen Olympiakos Piräus (ab 20.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker) wird er erstmals wieder zum Einsatz kommen.
Beckenbauer: Warner-Vertrag kein Fehler
Vor dem abendlichen Einsatz wird Beckenbauer zum zweiten Mal von der Anwaltskanzlei Freshfields zur Affäre um die Fußball-WM 2006 befragt. Dabei soll es auch um den Vertrag vom 2. Juli 2000 gehen.
In diesem soll Beckenbauer als Chef des Bewerbungs-Komitees dem damaligen und mittlerweile lebenslang gesperrten FIFA-Funktionär Jack Warner aus der Karibik Ticket-Kontingente für WM-Spiele und Entwicklungshilfe für dessen Verband von Trinidad & Tobago zugesagt haben.
Diesen brisanten Sachverhalt relativierte der Kaiser allerdings. "Es gibt kein Papier Warner-Beckenbauer, es gibt eine Vereinbarung zwischen DFB und der CONCACAF", erklärte Beckenbauer, der den Zweck des Papiers verteidigte: "Ein Fehler war es nicht. Wohlhabende Verbände unterstützen ärmere, das hat schon seine Berechtigung. Warner hat ja klar gesagt, dass wir seine Stimme nicht bekommen."
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"Ich glaube, langsam reicht's"
Ob noch weitere fragwürdige Verträge auftauchen könnten, wollte er nicht ausschließen. "Es kann sein, dass noch irgendein Zauberer was herauszaubert aus einem Papierkorb oder aus einem Safe oder aus einem Aktenschrank, ich weiß es nicht. Aber ich glaube, langsam reicht's."