Foto-Show: Die kuriosen Wurzeln europäischer Spitzenklubs
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Inter Mailand (hier Torjäger Samuel Eto'o) ist einst ein Stück seines späteren Stadtrivalen AC. Der heißt am 9. März 1908 noch Milan Cricket & FBC Milano, als einige seiner unzufriedenen Mitglieder den Internazionale Football Club Milano formen. "Internazionale", weil die Gründerväter auch Ausländer adäquat am Vereinsleben beteiligen wollen. Das passiert ihnen beim späteren AC nicht ausreichend. Noch 100 Jahre später setzt Meister Inter 24 Ausländer in der Serie A ein, der AC "nur" 14.
Hans Gamper gründet 1893 den FC Zürich. Da ist er 16 Jahre alt. 1899 studiert der Schweizer in Katalonien. Dort gelten Spanier und Ausländer als Eindringlinge. Gamper schaltet eine Anzeige in der Zeitschrift "Los Deportes". Gleichgesinnte finden sich und gründen am 22. Oktober 1899 den FC Barcelona (im Bild Superstar Lionel Messi). Gamper verpasst Barca die Farben des FC Basel. Dort war er Kapitän. Wird er als "Juan" auch in Barcelona, dazu Trainer, Torjäger und fünf Mal Präsident.
In Spanien machen die Basken den Fußball populär. Am 26. April 1903 gründen einige Studenten aus Bilbao den heutigen Europa-League-Sieger, Athletic Club Madrid (im Bild Topstar Diego Forlan). Madrid fungiert als Ableger des damals tonangebenden Athletic Club Bilbao. Die hauptstädtischen Basken spalten sich von der Zentrale ab, da sie dort plötzlich nicht mehr mitspielen dürfen. Aus Protest wechseln sie erst 1911 in - traditionell baskisch - rot-weiße Trikots. Die sind zuvor Blau und Weiß.
Garloch oder Rangers (hier Torjäger Kenny Miller beim Strafstoß zum 3:1 im Derby gegen Celtic am 24. Oktober 2010)? Die Väter des heutigen schottischen Rekordmeisters können sich am 15. Juli 1873 nicht auf Anhieb auf einen Namen für ihren neuen Fußballverein einigen. Erst ein Münzwurf führt die Entscheidung für die Bezeichnung "Rangers" herbei.
Angel Rodriguez Ruiz erträgt es nicht, dass in den Reihen des am 22. Oktober 1899 vom Schweizer Hans ("Juan") Gamper gegründeten FC Barcelona kaum ein Spanier Platz findet. Konsequenterweise heißt Barcas Stadtrivale, der am 27. Oktober 1900 das Licht der Welt erblickt, Espanyol (im Bild der heutige Kapitän Luis Garcia) - und hält sich per Satzung ausländische Mitglieder zunächst vom Leib.
Die Gründer der Hearts (im Vordergrund der Ex-Herthaner Rudolf Skacel im Edinburgher Stadtderby gegen Hibernian am 7. November 2010) sind Literaturliebhaber: Der Vereinsname ist der Titel der schottischen Version eines Sturms auf die Bastille, genauer: des Stadtgefängnisses im Jahr 1736. 1818 verarbeitet Sir Walter Scott den historischen Stoff erzählerisch. Diese "Porteous Riots" inspirieren 1874 Fußballfans, ihren Klub "Hearts of Midlothian" zu nennen.
Mit Cricket kommt Reverend Chambers 1876 nicht weiter, als er versucht, die Jugendlichen seiner Pfarrei sinnvoll zu beschäftigen: Das nasskalte nordwestenglische Wetter verdirbt den Spaß daran. 1878 gründet der Geistliche aus der St. Domingo's Church kurzerhand einen Fußballklub: den St. Domingo's FC. Ein Jahr darauf wird der in Everton FC (hier der Ex-Dortmunder Steven Pienaar) umbenannt und erlangt als als wehrhafter Stadtrivale des FC Liverpool weltweit Bekanntheit.
Im 19. Jahrhundert verlassen unzählige Iren ihre katholische Heimat und wandern aus. Walfrid landet 1867 im schottischen Moloch Glasgow. Der Mönch sinnt auf Linderung des sozialen und meteorologischen Leids. Am 6. November 1887 hebt er in einer Kirchenhalle im Glasgower East End den Celtic FC (hier der deutsche Verteidiger Andreas Hinkel) aus der Taufe. Irlands Grün steht im Vereinswappen für die Hoffnung, das Kleeblatt verweist ebenfalls auf Walfrids irische Wurzeln.
Die Cricket-Spieler des Klubs Villa Cross Wesleyan Chapel suchen im Winter 1874 wieder einmal sinnvolle Beschäftigung für die Cricket-freie Zeit. Die Entscheidung fällt zu Gunsten des Fußballs: Aston Villa (hier Nationalstürmer Emile Heskey) wird geboren. Der Ursprung des Namens ist nicht geklärt: Er leitet sich entweder von einem Zitat des Dichters William Shakespeare ab oder von der ersten Spielstätte, Aston Park - oder von der Kirchengemeinde Aston.
Heute gibt es Hernan Crespo, 1913 aber steht in und um Parma ganz im Zeichen des 100. Geburtstags des großen Giuseppe Verdi. Der Jahrhundert-Komponist - geboren am 10. Oktober 1813 in La Roncole bei Parma - hat auch unter Fußballfreunden glühende Verehrer. So glühende, dass diese am 27. Juli 1913 den Verdi FBC Parma gründen. Erst im Jahr darauf wird der Vereinsname auf die noch heute gültige Form FC Parma reduziert.
Der Tscheche Emil Arnstein gehört 1909 zu acht Enthusiasten, die in Bologna (im Bild der heutige Kapitän Marco di Vaio) ihre Fußballpassion teilen. Arnstein, ein Schweizer, vier Italiener und zwei Spanier helfen am 3. Oktober in der Birreria Ronzani in der Via Spaderi dem Bologna Football Club auf die Welt. Darunter ist Antonio Bernabeu. Dessen Bruder Santiago erwirbt sich später als Mittelstürmer, erst recht aber als Präsident Real Madrids Legendenstatus. Das Heimstadion ist nach ihm benannt.
1924 entscheiden sich türkische Flüchtlinge aus Konstantinopel in einer April-Nacht, in Athen einen Fußballverein zu gründen. Es sind: Aimilios und Menelaos Ionas, Kostas Dimopoulos, Miltos Ieremiadis, Timoleon Tagaris, Menelos Karotseris, Poulos Kehegias und Kostas Spanoudis. Sie verewigen ihre Heimat im Vereinsnamen: Athletikos Syllogos Athletiki Enosis Konstantinopoulos (AEK) Athinä. Für ihn stürmt der Ex-Frankfurter Nikos Liberopoulos.
