Foto-Show: Die deutschen NASL-Stars

"The Kaiser" nutzt im Sommer 1977 seine Flucht vor dem deutschen Fiskus und den Medien, um zum Mann von Welt zu reifen. Franz Beckenbauer landet mit Cosmos New York beim US-Vorzeigeverein jener Tage. Sein Debüt am 29. Mai 1977 geht in Tampa Bay zwar mit 2:4 verloren, Beckenbauer aber trifft gleich. Nach einem Abstecher zum HSV und seinem offiziellen Abschiedsspiel 1982 bestreitet der spätere DFB-Teamchef erst 1983 - mit 37 Jahren - sein 132. und letztes Spiel in der NASL.

Zwei Jahre nach Franz Beckenbauer möchte Cosmos New York auch Sepp Maier aus München holen. Doch der 35-Jährige lehnt ab. So entdeckt Cosmos auf seiner Europa-Tournee Freiburgs Hubert Birkenmeier. Nach einem Amateur-Länder-, 50 Bundesliga- und 111 Zweitligaspielen steht der bis zu seinem 36. Lebensjahr noch 168 Mal für Cosmos zwischen den Pfosten. Drei Mal nacheinander - 1980 bis 1982 - hilft Birkenmeier mit, New York ins NASL-Endspiel zu hieven. 1980 und 1982 holt er den Titel.

Als erstem deutschen Fußballer gelingt Horst Blankenburg der Hattrick im Europapokal der Landesmeister. Als Abwehrchef gewinnt der vorherige Nürnberger von 1971 bis 1973 mit Ajax Amsterdam die begehrte Trophäe. In die A-Nationalmannschaft schafft es der Blondschopf aufgrund großer Konkurrenz jedoch nie. Mit 30 Jahren wagt Blankenburg den Schritt über den großen Teich. Von 1978 bis 1980 kommt der Ex-Hamburger 43 Mal für Chicago Sting zum Einsatz.

1981 schließt sich der einstige Bayern-Stürmer Franz Gerber den Calgary Boomers an. Dort gehört der damals 27-Jährige zu einer immerhin sieben Mann starken deutschen Fraktion und steigt sogleich mit Abstand zum besten Torschützen auf, trifft 20 Mal in 26 Begegnungen. Mit Sturmpartner Willi Reimann bildet Gerber wenige Jahre später beim FC St. Pauli ein erfolgreiches Spieler-Trainer- und Manager-Trainer-Gespann.

In San Jose (1979 und 1980) und San Diego (1980) absolviert Bernd Gersdorff 46 Partien und trifft 16 Mal, ist aber 1980 bei den San Diego Sockers nicht mehr zugegen, als der spätere Real-Madrid-Star Hugo Sanchez dort aufschlägt. Ein Mal spielt Gersdorff für die A-Nationalmannschaft des DFB: am 3. September 1975 beim 2:0-Sieg in Wien gegen Österreich.

Nicht etwa Gerd Müller, sondern Karl-Heinz Granitza steht als bester deutscher Torschütze in den NASL-Annalen. Zwischen 1978 und 1984 trifft der gebürtige Lüner 141 Mal in 225 Partien, wird jedoch nie Torschützenkönig: drei Mal nacheinander hat er Beckenbauers Mannschaftskollegen Giorgio Chinaglia vor sich, anschließend Roberto Cabanas, ebenfalls von Cosmos. Aber: Mit 19 Toren schießt der Ex-Herthaner Granitza Chicago zur letzten NASL-Meisterschaft vor dem Kollaps der Liga.

Ein Spiel, ein Tor: Die NASL-Ausbeute des großen Trainer-Weltenbummlers Rudi Gutendorf beeindruckt. Zudem, da Gutendorf bereits 47 Jahre alt ist, als er am 3. Mai 1968 zum 8:2-Heimsieg seiner St. Louis Stars über Dallas Tornado den Schlusspunkt setzt. "Riegel-Rudi" ist Missionar in Sachen Fußball, offiziell Trainer in St. Louis und gar General-Manager der Liga, weswegen sein Rekord, ältester Torschütze der NASL-Historie zu sein, eher ein nettes Nebenprodukt ist.

Mit 35 Jahren stürzt sich Eintracht Frankfurts Legende Bernd Hölzenbein 1981 als der dritte deutsche Weltmeister ins Abenteuer USA. Der Linksaußen kickt in Fort Lauderdale noch sieben Mal zusammen mit Gerd Müller und bleibt auch noch für die Saison 1982 bei den Strikers, die damals der Deutsche Eckhard Krautzun trainiert. Acht Jahre zuvor hat ein Foul an Hölzenbein im WM-Finale den deutschen 1:1-Ausgleich vorbereitet. Das siegbringende 2:1 geht auf Müllers Konto.

Horst Köppel unterbricht bei den Vancouver Whitecaps seine zweite Ära in Gladbach. 22 Mal spielt der 28-Jährige für die Kanadier, trifft ein Mal. Wie Müller und Hölzenbein später in Fort Lauderdale, trifft auch Köppel in Vancouver auf Trainer Krautzun, ehemals Nationaltrainer Kanadas. Diesen Job übernimmt viele Jahre später Holger Osieck. Zuvor assistiert er DFB-Teamchef Franz Beckenbauer - als Nachfolger Köppels. Mit dem kickt Osieck 1977 in Vancouver - und löst während der Runde Krautzun als Coach ab.

Der verteidigende der Kremers-Zwillinge, Helmut, kommt 1981 32 Mal bei den Calgary Boomers zum Einsatz, schießt drei Tore und steht zeitweise mit sechs Landsleuten aus der Bundesliga auf dem Feld. Anschließend kommt der achtmalige Nationalspieler bei Rot-Weiß Essen noch 18 Mal in der 2. Bundesliga zum Zug.

15 Tore in 27 Einsätzen für Dallas Tornado bietet 1979 der 33-jährige Dribbelkünstler Willi Lippens dem US-amerikanischen Soccer-Fan. Alleine fünf Doppelpacks schnürt der einmalige Nationalspieler der Niederlande, der auf Wunsch seines Vaters nie deutscher A-Nationalspieler wird. Nur eine der Partien, in denen Lippens trifft, verliert Dallas. Doch schon im Play-off-Viertelfinale gegen Vancouver kommt das Aus für die "Ente" und seine Kollegen.

365 Bundesliga-Tore, 68 für Deutschland, dazu von 1974 bis 2006 Rekordhalter in Sachen WM-Treffer, ist Gerd Müller 1979 die Attraktion, die der NASL noch fehlt. Mit 33 Jahren sortiert Pal Csernai den Torjäger beim FC Bayern aus. Der "Bomber der Nation" siedelt nach Florida um und netzt für die Fort Lauderdale Strikers in drei Saisons 40 Mal in 80 Begegnungen ein. Am 21. September 1980 kommt es im Finale zum Showdown mit Franz Beckenbauers Cosmos New York. Müller und die Strikers unterliegen mit 0:3.

1979 hat der viermalige Nationalspieler Peter Nogly den Hamburger SV zu dessen erster Bundesliga-Meisterschaft geführt. Im Jahr darauf stellt sich der zuverlässige Abwehrchef bei den Edmonton Drillers in Kanada vor. Nach 53 Partien und immerhin 17 Toren siedelt Nogly 1982 in wärmere Gefilde über, nach Tampa Bay. Für die Rowdies spielt er bis 1983 noch 36 Mal und trifft acht Mal, ehe er nach Hamburg zurückkehrt - jedoch zum FC St. Pauli.

Vom Spieler Holger Osieck (sitzend neben Jupp Derwall) ist den meisten deutschen Fans quasi nichts in Erinnerung. Dies liegt daran, dass der Westfale über Zweitklassigkeit in Gelsenkirchen und Mülheim-Styrum nicht hinauskommt, ehe er in die NASL wechselt. Seine einzige Saison dort ist die erste des Kaisers: Osieck gewinnt mit Vancouver am 30. Juni 1977 gegen Beckenbauer und New York mit 5:3. 13 Jahre später wird DFB-Teamchef Beckenbauer gemeinsam mit Assistent Osieck in Rom Weltmeister.

Der gebürtige Dortmunder Ingo Peter (hier als Trainer der Sportfreunde Siegen 1998) verschwindet mit der Borussia in deren Abstiegssaison 1971/72 nach nur fünf Einsätzen und im zarten Alter von 20 Jahren aus der Bundesliga. Erstklassig wird Peter erst wieder 1980 in Chicago. In vier Spielzeiten kickt der spätere Ahlener Zweitligatrainer 111 Mal für die Stings, wird Meister 1981 und trifft insgesamt 21 Mal ins Tor.

Willi Reimann, ehemaliger Stürmer der beiden HSV - jenes aus Hannover und jenes aus Hamburg - unternimmt 1981 einen kurzen Ausflug nach Nordamerika. In 19 Partien gelingen dem zu Heiligabend 1949 geborenen Reimann acht Tore. Aber schon in der ersten Play-off-Runde sind die Strikers aus Fort Lauderdale Endstation. Deren Deutsche Gerd Müller und Bernd Hölzenbein stehen Reimann jedoch nicht gegenüber.

Gemeinsam mit Reimann zieht 1981 Jürgen Röber mit den Calgary Boomers in die Playoffs ein. Röber, der am ersten Weihnachtsfeiertag Geburtstag hat, ist im Jahr davor mit Bremen aus der Bundesliga abgestiegen und vor seinem Wechsel nach Kanada mit den Bayern Meister geworden. Nach 32 Spielen und sieben Toren in der NASL zieht es den Mittelfeldmann im Dezember 1981 weiter nach England. Dort spielt er 22 Mal für Nottingham Forest, trifft drei Mal. 1982 bis 1986 kickt Röber noch in Leverkusen.

Zehn Jahre nach seinem A-Länderspiel wird Arno Steffenhagen 1981 US-Meister. Mit Dieter Ferner, Paul Hahn, Ingo Peter und Karl-Heinz Granitza triumphiert der 32-Jährige mit Chicago über Titelverteidiger New York. Cosmos hat zuvor Franz Beckenbauer an Steffenhagens Ex-Klub HSV verloren und dafür den Kroaten Ivan Buljan bekommen. Aber auch Steffenhagens Ex-Kollege verhindert den Erfolg der Stings nicht. Nach 62 Toren für Chicago in 111 Matches spielt Steffenhagen 1983 noch 14 Mal für Toronto Blizzard.

Mit 32 Jahren taucht mit Horst Szymaniak einer der begabtesten deutschen Nationalspieler in den USA auf. Nach seinem missglückten Bundesliga-Ausflug mit Tasmania Berlin spielt Horst Szymaniak 1967 12 Mal für die Spurs in Chicago, trifft auswärts beim 3:2 bei den New York Generals ein einziges Mal. Der langjährige Italien-Profi Szymaniak hat mit Alan Rogers einen englischen Trainer und Mannschaftskollegen aus insgesamt 15 Nationen. 1968 wechselt Szymaniak ins Trainerfach.

Klaus Toppmöllers Einstand bei Dallas Tornado verläuft am 29. März 1980 ideal. Der langjährige Lauterer steuert zum 2:0 über die Atlanta Chiefs das erste Saisontor bei. Gegen Philadelphia Fury entscheidet der 28-Jährige die Partie mit seinem ersten Doppelpack ganz alleine. Gemeinsam mit Gert Trinklein, Peter Gruber, Egwin Wolf und Wolfgang Rausch scheitert Toppmöller im Play-off-Viertelfinale knapp an Beckenbauers Cosmos. Nach sieben Toren in 35 Spielen beendet Toppmöller sein US-Abenteuer.