Vor WM-Qualifikation Sammer mit Rundumschlag gegen deutschen Fußball

Für die DFB-Elf stehen die nächsten Spiele in der WM-Qualifikation an. Matthias Sammer äußert sich zur Situation des deutschen Fußballs.
Matthias Sammer hat sich vor den nächsten Auftritten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation zur Lage des DFB-Teams geäußert – und sich dabei zumindest indirekt auch für ein DFB-Comeback von Manuel Neuer ausgesprochen. Auf die Frage, ob er eine Rückkehr des nach der Heim-EM im vergangenen Jahr zurückgetretenen Bayern-Torhüters befürworte, konnte sich Sammer zwar nicht zu einem eindeutigen Ja durchringen, sagte aber: "Wenn wir es uns leisten können, auf die Besten zu verzichten, dann sollten wir nicht den WM-Titel ausgeben."
Generell gab Sammer dem Bundestrainer Julian Nagelsmann aber den Rat, den aktuellen Spielern Vertrauen zu schenken, um das DFB-Team zu stabilisieren: "Ich merke, dass er nach der richtigen Lösung und Stabilität für unsere Mannschaft sucht. Und die geht erst mal über Kontinuität und Vertrauen", sagte er. "Ich kenne sehr viele dieser Spieler. Wir haben immer noch genug Qualitäten. Ich weiß nicht, ob wir den Titel holen können, aber in der Slowakei zu verlieren, macht keinen Sinn", so Sammer weiter.
Generell ruft der 58-Jährige dazu auf, wieder mehr auf die individuelle Klasse der Spieler zu vertrauen: "Wir müssen Mittelwege finden für die Kreativität und die Individualität unserer Spieler und daraus eine Mannschaft formen. Wir stellen die Idee über die Qualität des einzelnen Spielers. Das macht keinen Sinn." Gute Trainer hätten immer darauf geachtet, welche Spieler zur Verfügung standen und daraus versucht, die bestmögliche Mannschaft zu formen.
"Das macht keinen Sinn"
Mängel in der deutschen Defensive analysiert Sammer so: "Wir müssen auch die Zweikämpfe wieder verbessern. Vielleicht sind wir uns mittlerweile zu schade für die Drecksarbeit. Ausdauertraining ist auch Drecksarbeit. Vielleicht sind wir zu bequem geworden." Den Grund dafür sieht er auch bei den Verantwortlichen des deutschen Fußballs. Laut Sammer seien dort Leute in Positionen, "die schön darüber reden können, aber davon keine Ahnung haben." Sie seien mehr Organisatoren als Fußballer.
Doch sein Rundumschlag geht noch weiter: "Wir müssen über die Trainerausbildung reden. Wir müssen über die Sportdirektoren reden." Sportdirektoren müssten mindestens schon mal Trainer gewesen sein. "Die Sportdirektoren bewerten einen Trainer. Aber was wollen sie denn bewerten? Sieg oder Niederlage?", fragte Sammer.
Die deutsche Nationalmannschaft trifft in der WM-Qualifikation am kommenden Freitag auf Luxemburg und Montag auf Nordirland. Zum Auftakt in die Qualifikation hatte das DFB-Team gegen die Slowakei eine 0:2-Niederlage einstecken müssen und steht bereits unter Druck. Nur der Gruppenerste qualifiziert sich direkt für das Turnier im kommenden Sommer in den USA, Kanada und Mexiko. Der Gruppenzweite muss in die Playoffs.
- sport.sky.de: "Matthias Sammer über Manuel Neuer, Julian Nagelsmann und den deutschen Fußball"
