Von drei auf eins! Für Dortmunds Linksverteidiger Erik Durm ist mit der WM-Teilnahme ein kleines Märchen wahr geworden - und in Brasilien könnte es noch viel besser kommen. Denn nach dem tiefen Fall seines Dortmunder Vereinskollegen Marcel Schmelzer, der im Trainingscamp in Südtirol wegen Knie-Problemen kaum belastbar war, steht der 22 Jahre alte Durm zwei Wochen vor dem Ernstfall gegen Portugal plötzlich als größter deutscher WM-Gewinner da.
Am Tag nach seinem beachtlichen Länderspieldebüt beim 2:2 gegen Kamerun beförderte Joachim Löw den umgeschulten Offensivspieler Durm sogar zum heißen Kandidaten auf den linken Außenverteidigerposten in der WM-Startelf.
Der ungleich erfahrenere Schmelzer, der mit sechs Einsätzen noch Linksverteidiger Nummer eins in der WM-Qualifikation gewesen war und in der abgelaufenen Saison auch beim BVB in der Hierarchie vor Durm stand, stürzte dagegen umgekehrt von eins auf drei ab. "Auf der linken Seite sehe ich Erik Durm, der gegen Kamerun auch ein gutes Spiel gemacht hat. Und Benny Höwedes kann da spielen", sagte Löw zur Doppelbesetzung der linken Seite im WM-Kader.
Debüt in der DFB-Elf
Für Durm ist ein Traum in Erfüllung gegangen
Der Dortmunder Linksverteidiger spricht über sein erstes Mal in der Nationalmannschaft. Video
Lahm "definitiv" nicht links hinten
Eine Rückkehr von Kapitän Philipp Lahm auf die linke Seite hatte der Bundestrainer schon am Vorabend in Mönchengladbach "definitiv" ausgeschlossen. "Es kann nicht sein, dass er alle zwei Jahre bei einem Turnier von einem Tag auf den anderen von der einen Seite auf die andere wechselt. Er spielt entweder im defensiven Mittelfeld oder rechts", sagte Löw zu seinen WM-Plänen mit dem 30-jährigen Lahm.
Das WM-Aus für den 16-maligen Nationalspieler Schmelzer war die bemerkenswerte Ansage von Löw bei der Reduzierung des WM-Kaders von 26 auf 23 Akteure. Auch den Hoffenheimer Angreifer Kevin Volland und Innenverteidiger Shkodran Mustafi von Sampdoria Genau erwischte es.
Jansen und Schmelzer überholt
Bei der Nominierung des erweiterten WM-Aufgebotes von 30 Spielern am 8. Mai war der in Dortmund von Jürgen Klopp vom Stürmer zum Verteidiger umgeschulte Durm nur die Nummer drei hinter Schmelzer und dem turniererfahrenen Marcell Jansen gewesen. Vor dem WM-Trainingslager strich Löw den zuvor angeschlagenen HSV-Profi aus Fitnessgründen, nun folgte Schmelzer.
Durm habe gegen Kamerun "seine Aufgabe gut gelöst, er hat mitgespielt, er war sehr aufmerksam", lobte Löw den Youngster nach dem vorletzten WM-Test. Schon im BVB-Dress konnte der neue Hoffnungsträger gerade in der Champions League gegen Real Madrid mit erstaunlicher Abgeklärtheit auch Tribünengast Löw beeindrucken. "Real war ein Highlight, aber das heute hat noch einmal einen höheren Stellenwert", sagte Durm nach seiner Länderspiel-Premiere.
Mit BVB-Kollegen auf der linken Seite?
Ein "Kindheitstraum" sei in Erfüllung gegangen, offenbarte er. Jetzt geht der Traum in Brasilien weiter. Durm könnte davon profitieren, dass bei der WM in Mats Hummels neben ihm in der Abwehr und in Marco Reus vor ihm auf dem linken Flügel zwei BVB-Kollegen auflaufen könnten, mit denen er eingespielt ist.
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Löw scheint bereit, das Risiko mit Auf- und Umsteiger Durm zu wagen: "Er hat ja noch nicht allzu häufig auf dieser Position gespielt, ist so irgendwie ein bisschen ein gelernter Offensivspieler. Aber gegen Kamerun hat er seine Sache auf jeden Fall gut gemacht."