Wer überträgt in Zukunft die Spiele im Zeichen der Ringe? (Foto: imago)
Den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern ARD und ZDF droht das Olympia-Aus: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird für die Spiele 2014 und 2016 keinen Globalvertrag mit der European Broadcasting Union (EBU) abschließen. Diesem Zusammenschluss von 75 aktiven und zumeist europäischen Fernsehsendern gehören auch ARD und ZDF an.
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Unverständnis bei ARD und ZDF
Das IOC will aus den beiden Großereignissen in Einzelverhandlungen mehr Geld herausschlagen als bisher. "Ich bin tief enttäuscht. Wir haben gerade in Peking über unsere Digitalkanäle eine Programm-Vielfalt geboten, die ich sonst nirgendwo sehe", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. ARD-Programmdirektor Volker Herres sagte: "Die hohen finanziellen Forderungen des IOC haben uns schon sehr überrascht - wir halten die Erwartungen für überzogen." Davon will IOC-Vizepräsident Thomas Bach nichts wissen: "Wir wollen einen fairen Preis. Das ist eine offene europäische Ausschreibung, und im nächsten Schritt können sich EBU-Mitglieder um die Rechte bewerben."
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Premiere hat grundsätzliches Interesse
Der deutsche EBU-Vorsitzende Fritz Pleitgen sagte, die EBU, die seit 1956 in Melbourne stets von Olympia berichtete, sei in den Verhandlungen an die Schmerzgrenze gegangen: "Wir haben für 2014 und 2016 acht Prozent mehr geboten als bislang. Wo werden in den aktuellen Zeiten solche Steigerungsraten erzielt?" ARD und ZDF erhalten nun möglicherweise nationale Konkurrenz, beispielsweise vom Pay-TV-Sender Premiere. Dessen Sport-Vorstandsmitglied Carsten Schmidt sagte: "Wir prüfen grundsätzlich jedes interessante Sportrecht, das uns angeboten wird. Dazu zählen auch die Olympischen Spiele." Allerdings muss jeder Bezahlsender rund 200 Stunden Olympia ans Free-TV abgeben.
An die Schmerzgrenze gegangen
Wie groß die Konkurrenz des Pay-TV sein kann, hat sich bereits in Italien und der Türkei gezeigt. Dort vergab das IOC die Rechte für 2014 und 2016 an Pay-TV-Sender von Rupert Murdoch. Die EBU hatte 443,4 Millionen Dollar für die Olympischen Spiele in Peking und 135 Millionen Dollar für die 2006 in Turin gezahlt. Auch die Rechte für Vancouver 2010 und London 2012 liegen bei der EBU, die Kosten betragen knapp 560 Millionen Euro. Das IOC peilt nun Einnahmen von 900.000 Euro an, um die Einbußen aus den USA zu kompensieren, wo der Sender NBC angekündigt hat, für 2014/16 weniger zahlen zu wollen.