Mehr als ein Jahr nach dem Rettungssprung aus seinem brennenden Auto und dem plötzlichen Rauswurf bei Lotus sehnt sich Nick Heidfeld noch immer nach der Formel 1. "Dazu brennt noch zu sehr das Feuer in mir, Rennen zu fahren", sagt der 35-Jährige.
Noch immer tief betroffen von seinem erzwungenen Abschied aus der Königsklasse des Motorsports wünscht er sich weiter ein Comeback. "Ich habe noch keine Ruhe zu sagen, ich packe jetzt mal was anderes an. Ich liebe den Sport so sehr", erklärt er.
"Wenn ich könnte, wäre ich gern dabei"
Rückblende, 31. Juli 2011: Beim Großen Preis von Ungarn geht Heidfelds Lotus-Renault plötzlich in Flammen auf, der Deutsche entkommt unverletzt. Der Schreckensmoment ist sein letzter Auftritt in der Formel 1. Ein paar Wochen später kündigt ihm sein Arbeitgeber mitten in der Saison. "Es war eine ganz schwierige Zeit für mich", sagt Heidfeld. "Das Ganze zu verarbeiten, dauert etwas. Das ist ein Prozess, der im Moment auch noch stattfindet. Es ist nicht so, dass man nach ein paar Wochen sagt: Fertig."
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Unruhig wippt Heidfeld auf einem antiken Sessel einer für ein paar Tage angemieteten Berliner Luxuswohnung, lässt den Blick immer wieder aus dem Fenster über die benachbarten Hochhäuser am Potsdamer Platz schweifen. Die unbändige Lust aufs Rennfahren treibt ihn weiter an, zwölf Jahre Formel 1 haben den Hunger nicht gestillt. "Wenn ich könnte, wäre ich gern dabei. Wenn es so einfach wäre, dann wäre ich auch dieses Jahr dabei", sagt der 183-malige Grand-Prix-Teilnehmer.
13 Mal auf dem Podium, aber nie gewonnen
Einfach nur daheimbleiben, ein neues Leben abseits der Rennstrecke planen, dafür ist es dem Vater von drei Kindern noch zu früh. "Wenn ich zu Hause bin, merke ich, dass ich noch nicht die Muße dafür habe", verrät Heidfeld. Er hat noch eine Rechnung offen. In diesem Jahr vertrieb er sich die Zeit in der Langstrecken-WM, im Porsche Supercup, bald fährt er auch im V8-Supercar in Australien.
Weiter, immer weiter. "Ich versuche mich ab und zu hinzusetzen und zu sagen, du bist schon in einer glücklichen Position. Das ist schwierig, weil man immer mehr erreichen will, Rennen gewinnen, Weltmeister werden", sagt der Wahl-Schweizer. 13 Mal hat er es in der Formel 1 bis aufs Podium geschafft, aber nie einen Grand Prix gewonnen - eine seltsame Bestmarke. "Es gibt schönere Rekorde, klar", sagt Heidfeld.
Heidfeld hat noch keine konkreten Pläne
Irgendwie wirkt seine so lange vielversprechende Karriere unvollendet, so sieht es auch Heidfeld. Auch deshalb brennt die Sehnsucht nach einer letzten Formel-1-Chance weiter - aber nur zu seinen Bedingungen. "Ich bräuchte schon die Perspektive, erfolgreich zu sein. Wenn das nicht mehr realistisch ist bei irgendeinem Team, dann brauche ich das auch nicht mehr", sagt Heidfeld.
Noch weiß er nicht, was im nächsten Jahr sein wird. Wieder die Langstrecke und die 24 Stunden von Le Mans vielleicht, oder doch das Deutsche Tourenwagen Masters. "Mal sehen, wo es langgeht", sagt er. Aber einfach aufhören, sich zufriedengeben, dafür ist Heidfeld noch nicht bereit. "Ein normaler Mensch wird sagen: Du hast sie doch nicht mehr alle, du musst doch glücklich sein. Aber das Gefühlsleben kann man nicht logisch erklären."