Die emotionalsten Momente 2012

Emotionen pur: Robert Harting gelingt der goldene Wurf mit dem Diskus. Er vollbringt das Kunststück, innerhalb von zwölf Monaten Weltmeister, Europameister und Olympiasieger zu werden. Harting enttäuscht seine Fans nicht, nimmt, mehr oder weniger elegant, ein paar Hürden auf der Laufbahn und zerreißt vor Freude sein Trikot - eines der Bilder der Spiele. Obendrauf gibt's noch den Titel "Sportler des Jahres".

Borussia Dortmund gewinnt in der Saison 2011/2012 zum zweiten Mal in Folge die Meisterschaft. Der Erfolg gipfelt im Pokal-Endspiel 2012. Dort besiegen sie den FC Bayern München zum fünften Mal in Folge und schießen ihn mit 5:2 aus dem Berliner Olympiastadion. Damit ist das erste Double der Vereinsgeschichte perfekt.

Es war die längste Sekunde in der Geschichte des Fechtens. Bei den Olympischen Spielen in London bekommt Britta Heidemann im Halbfinale gegen die Südkoreanerin Shin A-Lam drei Chancen, bevor die Sekunde abläuft. Und mit der allerletzten setzt die Deutsche den Siegestreffer. Die Entscheidung ist zumindest zweifelhaft. Shin A-Lam bleibt auf der Planche sitzen und weint bitterlich. Und es gab wohl keinen Zuschauer, der nicht wenigstens ein bisschen mit ihr mitfühlen konnte.

Jung, schön, erfolgreich - Magdalena Neuner ist "Everybodys Darling" in Deutschland. Umso größer ist der Schock, als die Biathletin bereits mit 25 Jahren ihre Karriere beendet. Nach 34 Weltcup-Siegen, drei Triumphen im Gesamtweltcup, sieben in den Einzeldisziplinen, zwölf WM- und zwei Olympischen Goldmedaillen wurde der Wirbel zu groß. Die Heim-WM in Ruhpolding ist ein emotionaler Abschied für "Gold-Lena", die 2012 zum dritten Mal zu Deutschlands "Sportlerin des Jahres" gewählt wird.

Schockmoment: Der sympathische Gewichtheber Matthias Steiner, der die Welt vier Jahre zuvor zu Tränen rührte, als er die Goldmedaille für seinen Olympiasieg mit einem Bild seiner verstorbenen Frau entgegennahm, übernimmt sich bei den Spielen in London. 196 Kilogramm fallen ihm ins Genick. Steiner muss den Wettkampf abbrechen, er kommt aber mit Prellungen davon.

"Hier ist etwas Magisches in meinem Leben passiert", sagte Alessandro Zanardi nach dem Gewinn der Paralympics-Goldmedaille im Handbike. Elf Jahre zuvor hatte der Ex-Formel-1-Pilot bei einem Horror-Unfall in der Champ-Car-Serie beide Beine verloren. Doch er gab sich nicht auf und zeigte allen, was er zu leisten im Stande ist. Eine beeindruckende Geschichte.

Mario Balotelli (re.) ist Fußball-Deutschlands personifizierter Albtraum. Bei der EM 2012 marschiert das DFB-Team durch das Turnier. Das Halbfinale gegen Italien scheint nur noch Formsache zu sein, bevor es zur großen Schlacht mit Spanien kommt. Doch die Squadra Azurra erweist sich einmal mehr als Angstgegner. Balotelli erzielt einen Doppelpack und demütigt Jogis Jungs mit einem Jubel, der um die Welt geht.

Der Deutschland-Achter ist das Flaggschiff der Ruderflotte und hat gefühlt noch nie verloren. Bei den Spielen in London gewinnt das Boot jedoch erstmals seit 24 Jahren wieder Olympisches Gold. Es ist der 36. Sieg in Serie, der die ganze Nation beglückt und das Team zu Deutschlands Mannschaft des Jahres macht.

Das letzte Rennen der Formel-1-Saison 2012 geht wohl als eines der dramatischsten in die Geschichte ein. Sebastian Vettel (li.) kämpft mit Fernando Alonso um den WM-Titel, muss aber hinter dem Feld aus der Box starten. Mehrere Regenschauer sorgen für Chaos und werfen einen furios fahrenden Vettel noch einmal ganz zurück. Am Ende liegen bei Zuschauern und Fahrern die Nerven blank, Vettel feiert seinen Titel-Hattrick und Michael Schumacher (re.) geht in Rente.

Großbritannien im Rausch: Bei den Olympischen Spielen gewinnt Andy Murray den ersten großen Titel seiner Karriere. Es ist der erste britische Olympiasieger seit 92 Jahren. Murray muss im Finale auf dem heiligsten aller Tennisplätze in Wimbledon gegen Roger Federer, einen der besten Spieler der Geschichte antreten. Und Murray putzt ihn unter den Jubelstürmen der Zuschauer weg. Am Ende versinkt die ganze Insel in Freudentränen. Selbst Hollywood hätte es nicht besser arrangieren können.

Beim Olympiasieg von Julius Brink (re.) und Jonas Reckermann hat alles gepasst: Als Außenseiter erringt das Duo gegen die Topfavoriten aus Brasilien in einem sensationellen Stadion im Herzen von London nach drei hart umkämpften Sätzen den größten Triumph seiner Laufbahn. Mit schweißnassen Händen erleben die Zuschauer Deutschlands erstes Olympiagold im Beachvolleyball.

Oscar Pistorius schreibt Sportgeschichte. Als erster an beiden Beinen amputierter Läufer ist er bei Olympia über die 400-Meter-Strecke an den Start gegangen. Vor 80.000 frenetisch jubelnden Zuschauern im Londoner Stadion geht der "Blade Runner" auf seine historische Runde. Pistorius selber hat sich kaum im Griff. "Ich wusste nicht, ob ich weinen sollte oder nicht. Es war ein Auf und Ab der Gefühle", sagte er.

Bastian Schweinsteiger am Boden zerstört - im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea dominiert der FC Bayern die Partie über die gesamte Spielzeit. Aber das Defensiv-Bollwerk aus England rettet sich ins Elfmeterschießen. Und der sonst so sichere Schweinsteiger trifft nur den Pfosten und stürzt nicht nur die Bayern-Fans, sondern ganz Fußball-Deutschland ins Tal der Tränen.