Grünheide (dpa) - Nach einer Nacht im provisorischen Zelt mitten im Wald genossen die deutschen Volleyballer das gemeinsame Frühstück am Lagerfeuer in vollen Zügen.
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Bundestrainer Vital Heynen hatte seinen Schmetterkünstlern zum Abschluss der "Höllenwoche" noch mal einiges abverlangt und sich samt Mannschaft ein Outdoor-Erlebnis in einem Forst unweit von Kienbaum verordnet. "Das Leben ist ein großes Experiment", sagte der Belgier über die ungewöhnliche Vorbereitung auf die EM im Oktober, mit der er neue Reize in der Weiterbildung seiner Mannschaft setzen will. "Die Leute sollten mal über sich selbst nachdenken. Wenn die Leute etwas über sich selbst lernen sollen, musst du ihnen auch dafür Zeit geben", erläuterte Heynen.
Und die bekamen Kapitän Jochen Schöps & Co. - allerdings auf ungewöhnliche Art. Der Tagesablauf während der Selbsterfahrungswoche in der Nähe von Berlin war klar strukturiert. Mit Sonnenaufgang begann für den WM-Dritten der Trainingstag. Die ersten drei Stunden durfte jedoch nicht geredet werden, zunächst wurde gemeinsam meditiert. "Es ist phänomenal, wie viele Gedanken einem kommen, wenn man an nichts denken soll", meinte Schöps.
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Handy, Internet und Fernsehen standen ebenso auf dem Index wie Süßigkeiten. Bei Sonnenuntergang war Bettruhe angesagt. "Ich sehe viele kleine Änderungen, die mich zum Grinsen bringen", berichtete Heynen, der die Sinne seiner Truppe schärfen will. "Ich hatte nicht erwartet, dass morgens auf der Terrasse zehn von 14 Spielern ein Buch in der Hand haben." Heynen hatte Lektürepflicht verordnet.
Neben den Einheiten in der Halle und im Kraftraum sorgte der 46-Jährige auch für externe Einflüsse. Box-Weltmeister Jürgen Brähmer beschrieb an einem Abend das Verhältnis zu seinem jeweiligen Gegner. Zwei Soldaten berichteten von ihren Einsätzen im Kosovo sowie in Afghanistan. Und in der Berliner Charité erzählten Kinder und Jugendliche, wie sie mit ihrer Diabetes-Erkrankung umgehen.
"Es geht ein bisschen darum, aus der eigenen Komfortzone rauszukommen", sagte Außenangreifer Sebastian Schwarz. "Man macht sich mehr Gedanken, auch über sich selbst. Man macht Dinge bewusster. Das ist interessant, weil sowas oft zu kurz kommt." Von der Langzeitwirkung ist Heynen überzeugt. "Jeder Einzelne wird mental gestärkt hervorgehen, und somit wird auch die Mannschaft stärker."
Im Idealfall so stark, dass bei der EM vom 9. bis 18. Oktober in Italien und Bulgarien eine Medaille herausspringt und später auch die erneute Qualifikation für Olympia gelingt. "Es würde mir riesige Freude bereiten, wenn ich in fünf Jahren zurückkomme und ein paar Spieler sagen: 'Vital, die Woche hat mir geholfen'", meinte der Coach. "Das ist mein Ziel. Wenn meine Spieler nach einer Woche etwas erwachsener sind, habe ich mein Ziel erreicht."