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Jan Hempel packt aus: Ex-Wasserspringer spricht über jahrelangen Missbrauch


Ex-Wasserspringer spricht über jahrelangen Missbrauch

Von t-online, MEM

Aktualisiert am 18.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Jan Hempel: Der frühere Wasserspringer spricht in einer Doku der ARD über sexualisierte Gewalt.Vergrößern des BildesJan Hempel: Der frühere Wasserspringer spricht in einer Doku der ARD über sexualisierte Gewalt. (Quelle: imago sportfotodienst)
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Der frühere Turmspringer Jan Hempel spricht in einer Doku erstmals darüber, dass er missbraucht worden sei. Und wirft dem Deutschen Schwimm-Verband Schweigen vor.

Jan Hempel war einer der erfolgreichsten deutschen Wasserspringer. Er holte unter anderem Olympia-Silber und Bronze in Atlanta 1996 und Sydney 2000. Nun spricht der ehemalige Athlet in der ARD-Dokumentation "Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" erstmals über einen Skandal im Deutschen Schwimm-Verband (DSV). Hempel macht dem Verband den Vorwurf, dass er jahrelang von seinem damaligen Trainer Werner Langer missbraucht worden sei und niemand gehandelt habe.

Er sei 14 Jahre lang missbraucht worden. Der ARD sagt Hempel: "Es fing an mit Anfassen, erst einmal im Monat, bis es dann täglich zu sexuellen Handlungen kam." Hempel erzählt, dass er elf Jahre alt war, als es zum ersten Vorfall gekommen sei, und diese Übergriffe bis 1996 stattgefunden haben.

Auch vor Olympia schreckte sein Trainer demnach nicht zurück und soll ihn vor dem Wettkampf 1992 in Barcelona vergewaltigt haben. Langer kann sich zu den Vorwürfen nicht mehr äußern, er beging 2001 Suizid. Die Verbandsspitze des DSV hat sich laut Hempel nie mit den Vorwürfen auseinandergesetzt. Er hat sie demnach 1997 an die Spitze des DSV gemeldet. Langer wurde wegen "Stasi-Vergangenheit" entlassen. Hempel sagt in der Doku auch: "Alle haben geschwiegen, bis heute."

Vorwürfe an den aktuellen Wasserspringen-Bundestrainer

Hempel möchte mit dem öffentlichen Vorstoß nun weitere Athleten vor solchen Taten bewahren. Er wirft zudem dem langjährigen DSV-Top-Funktionär Lutz Buschkow vor, dazu beigetragen zu haben, dass sein Missbrauchsfall nie aufgearbeitet wurde. Buschkow ist aktuell Wasserspringen-Bundestrainer.

Das ARD-Team um Hajo Seppelt hat im Zuge der Recherchen zudem herausgefunden, dass es in der jüngeren Vergangenheit zu Vorfällen sexualisierter Gewalt im Schwimmsport gekommen sein soll. Im Fokus stehen demnach der Bundesstützpunkt Würzburg und der dortige Freiwasser-Trainer Stefan Lurz.

Lurz einigte sich vor zehn Jahren außergerichtlich mit einer Schwimmerin, die er sexuell genötigt haben soll. Er wurde im DSV jedoch weiter gefördert, wurde Bundestrainer. 2021 musste er nach Recherchen des "Spiegel" und weiteren Enthüllungen über sexuelle Übergriffe auf Schwimmerinnen zurücktreten. Er wurde im Februar 2022 wegen sexuellen Missbrauchs einer Schutzbefohlenen in zwei Fällen verurteilt. Er bekam eine sechsmonatige Freiheitsstrafe auf Bewährung und eine Geldstrafe über 1.500 Euro. Zudem wies das Amtsgericht ihn an, "jegliche berufliche oder ehrenamtliche Tätigkeit im Zusammenhang mit dem Schwimmsport zu unterlassen". Dies hat das Amtsgericht Würzburg der ARD bestätigt. Der ARD zugespielte Aufnahmen zeigen, dass Lurz jedoch im Verein Würzburg 05 noch immer Tätigkeiten ausüben soll. Präsident des Vereins ist dessen Bruder und Ex-Schwimmer Thomas Lurz.

Verbale sexuelle Übergriffe während Olympia in Tokio

Ex-DSV-Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen ist von der Anwesenheit von Stefan Lurz auf dem Gelände geschockt. Er sagt der ARD: "Das ist für mich gegenüber den dort schwimmenden Sportlerinnen und Sportlern eine Respektlosigkeit ohnegleichen. Wer kann, wenn er diese Bilder sieht, junge Athletinnen und Athleten aus dem Umfeld an diesen Bundesstützpunkt unbedenklich hinführen? Ich bin da wirklich sprachlos." Kurschilgen wurde 2021 wegen angeblicher Untätigkeit nach den "Spiegel"-Recherchen entlassen und ist derzeit im Rechtsstreit mit dem DSV.

Die Dokumentation thematisiert zudem zwei Fälle von weiblichen Mitgliedern, die während den Olympischen Spiele in Tokio im vergangenen Jahr verbal sexuell angegriffen worden seien sollen. Nach Eindruck der Betroffenen sei bis heute nichts passiert, obwohl die DSV-Präventionsbeauftragte nach Informationen der ARD Konsequenzen gefordert habe.

Die Dokumentation ist in der ARD-Mediathek ab Donnerstag zu finden und wird am Samstag, den 20. August, um 22.40 Uhr in der ARD zu sehen sein.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

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