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US Open: Mats Wilander über Zverev – "Es ist normal, dass ein Knick kommt"


Tennis-Legende
Mats Wilander über Zverev: "Es ist normal, dass ein Knick kommt"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 26.08.2019Lesedauer: 4 Min.
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Mats Wilander glaubt an die Qualitäten von Alexander Zverev.Vergrößern des Bildes
Mats Wilander glaubt an die Qualitäten von Alexander Zverev. (Quelle: GEPA Pictures/imago-images-bilder)

Erstmals gewann er damit 1988 die US Open. Es sollte sein einziger Triumph im Flushing-Meadows-Park bleiben – und zugleich der letzte Grand-Slam-Titel seiner Karriere. 1996 trat die ehemalige Nummer eins zurück und beendete seine Karriere. Seit 2006 arbeitet er als Experte für den TV-Sender Eurosport – so auch bei den US Open in diesem Jahr.

Exklusiv bei t-online.de redet der Schwede über das diese Woche startende Turnier in New York. Dabei spricht er über seine Favoriten, die Krise von Alexander Zverev sowie das Karriereende von Roger Federer.

t-online.de: Herr Wilander, wer gewinnt die US Open 2019?

Mats Wilander (55): Ich glaube nicht, dass jemand Novak Djokovic oder Rafael Nadal gefährlich werden kann. Vielleicht noch Stan Wawrinka, wenn er gesund ist. Auch wenn er diese Saison bislang nicht so gut gespielt hat: Der Fünf-Satz-Modus liegt ihm. Trotzdem denke ich, dass die Rolle der Favoriten selten so klar verteilt war wie vor diesem Turnier.

Ist dagegen das Feld bei den Frauen so offen wie nie zuvor?

Ich würde sagen, es ist so offen wie immer. Bei Serena Williams hätte ich immer gesagt, dass sie automatisch die Favoritin ist. Aber sie ist jetzt an einem Punkt angelangt, an dem sie höchstwahrscheinlich sich selbst und allen anderen beweisen muss und will, dass es nicht nur darum geht, gut zu spielen, sondern sich auch wohlzufühlen. Bei den letzten drei Grand-Slam-Finals hat sie leider nicht allzu gut ausgesehen. Bei der Rumänin Simona Halep war das auf Hartplatz ähnlich, dafür war sie in Wimbledon überaus erfolgreich. Dazu kommen etliche gute junge Spielerinnen, die gefährlich sein können. Am Ende gibt es 20, 25 Frauen, von denen ich sagen könnte, dass sie eine Chance haben, die US Open zu gewinnen.

Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev erlebt eine schwierige Saison. Hat er das Potenzial für ganz oben?

Auf jeden Fall, weil er es total ernst meint und einen technisch guten Stil hat, um heutzutage Tennis zu spielen. Er hat einen tollen Aufschlag und eigentlich eine ziemlich gute Einstellung zum Spiel. Es hängt jetzt von ihm ab, mit seinem Trainerstab den richtigen Trainer zu finden (Ende Juli trennte sich Zverev von seinem Trainer Ivan Lendl, Anm. d. Red.).

Er muss auch ein wenig lernen, sich mehr mit Taktik auseinanderzusetzen und konstanter werden. Aber grundsätzlich hat er es in den vergangenen Jahren gut gemacht. Es ist normal, dass irgendwann in einer noch jungen Karriere ein kleiner Knick kommt. Dass er nach drei Jahren auf der Tour noch nicht in der Weltspitze angekommen ist, ist alles andere als ein Desaster.

Zverev und Angelique Kerber feierten in den vergangenen Jahren punktuell Erfolge. Doch seit dem Ende der Ära Graf/Becker ist Tennis in Deutschland wenig populär. Welche Maßnahmen müssen hierzulande getroffen werden, um das Tennis wieder in die Erfolgsspur zu führen?

Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich denke einfach, dass es mit den ganzen Tennisakademien und der Wissenschaft, die dahintersteckt, immer unwichtiger ist, aus einem großen Land zu kommen. Man kann buchstäblich von überall her kommen in der Welt und ein Anwärter auf einen Grand-Slam-Titel sein – egal ob man aus China, einer kleinen Insel in Spanien oder einem kleinen Land wie Serbien kommt. Das heißt eben auch, dass es kein Vorteil mehr ist, aus Deutschland, Frankreich oder Spanien zu kommen, da die Umstände in kleineren Ländern gut genug sind, um das Kind zu einer Akademie zu schicken. Darum hat Tennis in Deutschland einen schweren Stand.

Spieler wie Nadal, Federer und Djokovic sind mittlerweile Legenden. Gibt es jemanden, der der nächste 15-fache Grand Slam-Sieger werden könnte?

Das ist ganz schwer vorauszusagen. Ich denke, der junge Kanadier Felix Auger-Alliasime ist höchstwahrscheinlich derjenige, der die besten Chancen hat, etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Auch Stefanos Tsitsipas hat die Chance, mehrfacher Grand-Slam-Sieger zu werden. Es gibt ein paar junge Spieler, die eine großartige Einstellung besitzen und auf Sand, Rasen oder Hartplatz fast gleich gut spielen können.

Körperlich sind die Jungen absolute Vorbilder und geistig haben sie eine unglaublich gute Einstellung. Aber ob sie gut genug sind und physisch und mental das Niveau halten können, um jemals das Level von Nadal, Djokovic oder Federer zu erreichen? Ich würde es zumindest nicht ausschließen.

Apropos Roger Federer wie viele Jahre sehen wir ihn noch auf der Tour?

Diese Saison hat er ein paar Probleme. Aber er scheint diese unglaubliche Fähigkeit zu haben, ein paar Spiele zu verlieren, ohne dass es ihn in seiner Arbeitsweise, seinem Training oder seiner fortlaufenden Performance bei Fünf-Satz-Matches beeinträchtigt. Es wäre ein Traum, wenn er noch weitere fünf Jahre Grand-Slams spielen kann. Ich würde trotzdem sagen, dass seine Karriere höchstwahrscheinlich Ende 2021 oder 2022 zu Ende sein wird. Aber hey: Er trotzt bereits allem, was wir im Tennis für möglich gehalten haben.

Abschließend: Was würden Sie sagen, ist der größte Unterschied zwischen Tennis heute und dem Tennis ihrer aktiven Zeit?

Du weißt heutzutage nicht wirklich, wer auf welchem Untergrund wie gut abschneiden wird, da der Kontrast der Plätze nicht mehr so groß ist. Es ist also nicht mehr so offensichtlich, ob jemand eher ein Sandplatz- oder ein Rasenspieler ist. Als Grundlinienspieler wusste man früher, dass man auf langsamerem Untergrund mehr Chancen hatte. Genauso wie man als Serve-and-Volley-Spieler auf schnelleren Plätzen Vorteile hatte. Heutzutage wird dieser Vorteil – oder eben Nachteil – dadurch beseitigt, dass die Oberfläche gleichmäßiger ist.


Natürlich müssen sich die Spieler anpassen, aber die Taktik ihres Gegners ändert sich nicht so sehr. Trotzdem ist es beispielsweise für einen Spieler wie Novak Djokovic nach wie vor ein großer Unterschied, auf Sand- und Gras- oder Hartplätzen zu spielen, aber für das bloße Auge ist es schwierig zu erkennen, dass es ihn gibt.

Verwendete Quellen
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