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Wimbledon 2022: Warum Tatjana Maria ein Vorbild für die Tenniswelt ist


Halbfinalistin von Wimbledon
Warum Tatjana Maria ein Vorbild für die Tenniswelt ist

  • Melanie Muschong
Von Melanie Muschong

Aktualisiert am 07.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Tatjana Maria: Die Deutsche steht im Halbfinale von Wimbledon.Vergrößern des Bildes
Tatjana Maria: Die Deutsche steht im Halbfinale von Wimbledon. (Quelle: Shutterstock/imago-images-bilder)

Tatjana Maria hat es ins Halbfinale von Wimbledon geschafft. Das Besondere: Die Deutsche ist zweifache Mutter – und ein Vorbild für die Branche.

Sie ließ den Schläger fallen, nahm die Hände vor den Mund und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann rannte Tatjana Maria zu ihrer deutschen Kontrahentin Jule Niemeier, nahm sie in den Arm und freute sich über den Sieg. Nach dem Jubel sagte sie: "Ich habe überall Gänsehaut, wir haben Deutschland stolz gemacht." Vor allem aber hat Maria es ihren Zweiflern gezeigt. Sie galt zuvor als Außenseiterin im deutschen Duell.

Und jetzt? Steht Maria im Halbfinale von Wimbledon. Als zweifache Mutter hat die Deutsche zudem auch gezeigt: Karriere und Mutter-Dasein sind miteinander zu vereinbaren. So jubelten ihr Ehemann und zugleich Trainer Charles-Edouard und die Töchter Charlotte (8 Jahre) und Cecilia (1) mit. Für die 34-Jährige sind ihre Liebsten am wichtigsten und immer dabei: "Wir sind als Familie alle auf dem Platz. Und wenn Cecilia mal neben dem Platz ist, krabbelt sie und greift nach allen Bällen und Schlägern und spielt damit."

Der Halbfinal-Einzug ist für die Spielerin aus Bad Saulgau der bisher größte Erfolg ihrer Karriere. Sie steht in der Weltrangliste auf dem 103. Rang, hat in Wimbledon seit der zweiten Runde besser gesetzte Kontrahentinnen geschlagen: Sorana Cirstea (Nummer 32), Maria Sakkari (5), Jelena Ostapenko (17) und Jule Niemeier (97).

Maria wurde erst vor Kurzem Mutter

Erstmals machte Maria in der Tenniswelt auf sich aufmerksam, als sie 2015 in Indian Wells mit Eugenie Bouchard eine Top-Ten-Spielerin bezwang. Im selben Jahr erreichte sie nach der Geburt ihrer heute 8-jährigen Tochter Charlotte die dritte Runde in Wimbledon. Heute, sieben Jahre später, spielt sie ihr bestes Tennis.

Und Maria setzt sich für Mütter im Leistungssport ein. Sie kritisierte zuletzt öffentlich die Vereinigung professioneller Tennisspielerinnen (WTA), sagte der "Sportschau": "Im Tennis werden schwangere Frauen nicht als schwanger bezeichnet, sondern wir zählen quasi zu den verletzten Spielerinnen."

Deutsche Tennis-Überraschung fordert Änderung der WTA

Eine Problematik, die nicht neu ist und in vielen Sportarten auf Leistungsniveau vorherrscht. Auch die Deutsche Sporthilfe funktionierte einen Leistungstopf für Verletzte um und nahm Mütter mit hinzu. Die deutsche Kanutin Edina Müller kritisierte zuletzt bei t-online: "Mutter zu sein, ist etwas völlig anderes, als verletzt zu sein. Es gibt keinen extra Topf, der Mütter im Leistungssport fördert." (Mehr dazu lesen Sie hier)

Tatjana Maria will eine Verbesserung erzielen, sagte sie in einem Gespräch mit der "Sportschau": "Allgemein finde ich, dass es von der WTA mehr Unterstützung für Schwangere und Mütter geben sollte. Wir sind da echt super Vorbilder für alle Spielerinnen auf der Tour, die einfach auch eine Familie gründen wollen. In der heutigen Zeit können Athletinnen einfach länger Tennis spielen, und viele Spielerinnen sind einfach ein bisschen älter. Und Profisport und Muttersein ist beides gleichzeitig möglich." Sie fordert daher eine Regeländerung und eine Extra-Regel für Schwangere.

"Kann nicht so schwer sein, Regel zu kreieren"

Serena Williams hatte bereits negative Erfahrungen mit der WTA, als sie vier Monate nach der Geburt ihrer Tochter im Jahr 2017 nicht an den US Open teilnahm. Die Folge: Ihr wurden 2.000 Punkte im Weltranglisten-Ranking abgezogen und sie war erstmals nach 20 Jahren nicht mehr gelistet. Fans weltweit solidarisierten sich mit ihr. Aufgrund des Drucks passte die WTA etwas an, aber nur geringfügig.

Tennisspielerinnen, die nach der Geburt eines Kindes zurückkehrten, konnten ab diesem Zeitpunkt ihre vorherige Rangliste nutzen, um sich über einen Zeitraum von drei Jahren an 12 Turnieren zu beteiligen.

Für Maria zu wenig. In Bezug auf Veränderung erklärte sie der "Sportschau" zudem: "Ich verstehe nicht, dass die WTA mittlerweile keine Extra-Regel für Schwangere erstellt hat und wir die Regel für Verletzte nutzen müssen. Komisch finde ich auch, dass die Männer auf der ATP-Tour dieselbe Regelung für Verletzte haben. Es kann nicht so schwer sein, eine eigene Regel zu kreieren."

"Spürt, dass sie komplett in sich ruht"

Tatjana Maria gibt sich als Kämpferin. Auch, weil sie in der Vergangenheit keine andere Wahl hatte: Vor 14 Jahren wurde bei ihr eine Thrombose am Bein entdeckt. Die Tennisspielerin schwebte in Lebensgefahr, weil nach einer Lungenembolie der Herzstillstand drohte, musste mehrmals operiert werden. Situationen, aus denen sie Kraft geschöpft hat. So sagte sie in Wimbledon: "Bei mir sind ein paar Sachen passiert, die einen automatisch stärker machen."

Es verwundert auch kaum, dass Maria fast immer am Strahlen ist und gute Laune versprüht. Eine Eigenschaft, die ihr auch die deutsche Bundestrainerin Barbara Rittner zuschreibt: "Sie tut der Stimmung einfach gut. Man spürt, dass sie komplett in sich ruht, angekommen ist und ein ganz zufriedener Mensch ist."

Nachbarin von Williams-Schwestern

Maria hat zudem Spitzenkontakt zu den berühmten Williams-Schwestern. Maria wohnt in Florida, genauer gesagt in Palm Beach Gardens, unweit von Serena und Venus Williams entfernt. Auch mit Serena Williams ist das Muttersein wohl immer wieder Thema. Auf Instagram zeigt sich Maria als Mama und Tennisspielerin und beschreibt sich auch so in ihrer Bio.

Im Halbfinale am Donnerstag (14.30 Uhr, Centre-Court) trifft die Deutsche nun auf Ons Jabeur. Die Spielerinnen verstehen sich privat gut, die Tunesierin sagt über das kommende Duell: "Sie hatte sehr zu kämpfen. Es ist nicht einfach, zurückzukommen, nachdem man zwei Babys bekommen hat. Es wird ein großartiges Match zwischen uns, mit viel Respekt."

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