Heinz Rudolf Kunze, der Mann, der immer gern herangezogen wird, wenn im Mainstream von schlauen deutschen Texten geredet wird, bringt sein 32. Album "Die Gunst der Stunde" heraus. Nach 30 Jahren auf der Bühne. Hat er wirklich so viel zu sagen?
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Kunze ist ein Tausendsassa. Musicals betextet er, führt Interviews und durch Radiosendungen und setzt sich für die deutsche Sprache ein. Dafür ist er auch bekannt, für seine Texte. Genau wie bei Grönemeyer nehmen dafür einige seine Singstimme in Kauf. Und doch sind es oft Binsenweisheiten, die Kunze zum Besten gibt, Weisheiten, die sich höchstens noch im Wortschatz vom Schlager unterscheiden, manchmal nicht mal das: "Susanne es ist aus / Und übrigens ich bin Peter und nicht Klaus“. Von der Musik ganz zu schweigen.
Der Rocker mit gebügelter Singstimme
Heinz Rudolf Kunze gibt sich locker und beschwingt, trällert mit seiner markant hohen Singstimme die Refrains und weist stolz darauf hin, dass die dahinter liegenden Chöre sogar auch noch von ihm stammen. Der Bass in "Eisfrei" spielt den Morsecode für "Hamburg" und auch in den Texten liegen ein paar Referenzen versteckt. Verzwickt ist allerdings keiner der Songs, eher sind sie gebügelt, zwanghaft aufgeräumt mit der Stimme ganz weit vorn. Kunze soll verständlich sein, schlau wirken und die alten Tugenden pflegen. Wer das zu aufdringlich findet, mag ihn auch einen Klugscheißer nennen.
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Breitbeinig auf dem Sessel
Und so sitzt Kunze breitbeinig auf dem Sessel, trägt Jeans und Sonnenbrille und erteilt seinem erwachsenen Sohn von dort aus Ratschläge. "Aber lass den Kopf nicht hängen, Kind/ Die Zeiten sind halt wie sie sind“, singt der vehemente Rechtschreibreform-Verweigerer und widmet ihm das ganze Lied. Mit den Zeiten abfinden will er sich dabei aber auf keinen Fall, denn das hätte einen beweglicheren Kunze erfordert, der statt immer nur senden auch mal zuhören kann. Ob das noch einmal klappen wird?