Konsequenzen für Prinz Andrew Warum König Charles III. jetzt handeln musste
Prinz Andrews Verwicklungen in den Epstein-Skandal lasteten immer schwerer auf den britischen Royals. Konsequenzen waren längst überfällig, sagen Adelsexperten.
"Was wir nun erfahren, zerstört jeglichen Rest an Glaubwürdigkeit und macht Prinz Andrew zu einer Persona non grata", sagte ARD-Königshauskennerin Leontine von Schmettow im Gespräch mit t-online, als im August ein Enthüllungsbuch von Investigativjournalist Andrew Lownie über den Queen-Sohn erschien.
Dafür hatte der britische Historiker und Autor im nächsten Umfeld von Prinz Andrew recherchiert. In seinem Buch beschreibt er ihn als sexbesessen, übergriffig, geldgierig – und macht ihm den Missbrauch seines königlichen Status zum Vorwurf.
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"Warum hat man ihn jahrzehntelang gewähren lassen?"
Im Gespräch mit t-online stellte von Schmettow eine zentrale Frage: "Warum blieb sein anscheinend rücksichtsloses und blasiertes Verhalten in- und außerhalb des Palastes ohne sichtbare Konsequenzen?" Schließlich war der Sohn der damaligen Königin Elisabeth II. schon vor Jahren in den Fokus der Ermittlungen rund um den mittlerweile verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gerückt.
Dessen Opfer Virginia Giuffre hatte 2015 angegeben, als Minderjährige auch von dem Royal mehrfach sexuell missbraucht worden zu sein. "Kein Wunder also, wenn sich angesichts der jüngsten Enthüllungen um Prinz Andrew viele Briten fragen, warum die königliche Familie den umstrittenen Royal jahrzehntelang hat gewähren lassen."
Laut Christopher Wilson, Royal-Korrespondent unter anderem für die "Times" und den "Sunday Telegraph", erfuhr auch die Königsfamilie vieles aus Lownies Buch "zum ersten Mal". Doch das reiche nicht als Ausrede, sagte er im Gespräch mit t-online. "Die Royal Family reagiert oft langsam." Neue Enthüllungen, jüngst veröffentlichte Dokumente aus dem Nachlass Epsteins sowie aufgetauchte E-Mails von Andrew an den Unternehmer erhöhten zuletzt jedoch enorm den Druck.
Dieser war nun offenbar so hoch, dass erstmals richtige Konsequenzen folgten. Am Freitag gab Prinz Andrew in einem Statement bekannt, seine royalen Titel und Pflichten abzugeben, da "die anhaltenden Anschuldigungen gegen mich die Arbeit Seiner Majestät und der Königsfamilie beeinträchtigen". Er habe sich "wie schon immer dafür entschieden, meine Pflicht gegenüber meiner Familie und meinem Land an erste Stelle zu setzen", begründete der 65-Jährige diesen Schritt – den er aber wohl kaum so selbstlos gegangen sein wird, wie er es darstellt.
"Es geht schon lange nicht mehr um eine Familienangelegenheit"
Aus der Erklärung geht nämlich auch hervor, dass die Entscheidung "nach Gesprächen mit dem König und der unmittelbaren und weiteren Familie" gefallen ist. Neben seinem Vater soll Prinz William ebenfalls einbezogen gewesen sein. Indem sie die Bekanntgabe in Andrews Hände legten, ersparten sie ihm zwar eine öffentliche Demütigung, eine Wahl werden der König und der Thronfolger ihm aber kaum gelassen haben.
Sie standen unter enormem Zugzwang, ein Handeln mit genau diesen Folgen sei von Schmettow zufolge unumgänglich gewesen. Denn: "Es geht schon lange nicht mehr um eine Familienangelegenheit. Es geht um nichts Geringeres als die Glaubwürdigkeit einer Institution, die noch immer auf dem Vorrecht der Geburt basiert."
Mit den Vorwürfen um finanzielle Mauscheleien, dubiose Kontakte und mögliche Amtsmissbräuche sei laut Wilson zudem eine politische Bewegung ins Spiel gekommen. Eine Entscheidung des Parlaments über Andrews Verhalten wäre "nur noch eine Frage der Zeit" gewesen. Dem kam der König nun zuvor.
- Eigenes Interview mit Christopher Wilson
- Eigenes Interview mit Leontine von Schmettow





