"War besonders auf meine Füße bedacht" Buch von Missbrauchsopfer enthüllt Details über Prinz Andrew

Virginia Giuffres Memoiren "Nobody's Girl" enthüllen erschreckende Details zu den Vorwürfen um Prinz Andrew. Welche Konsequenzen könnten ihm jetzt drohen?
Der Druck auf Prinz Andrew ist vor der Veröffentlichung der Biografie des Epstein-Opfers Virginia Giuffre weiter gestiegen. Heute ist Verkaufsstart in Großbritannien für das Buch mit dem Titel "Nobody's Girl". Die neuen Details darin dürften den Ruf nach weiteren Konsequenzen für den Bruder von König Charles III. verstärken. Schon jetzt wird gefordert, ihm auch den Prinzentitel zu entziehen und ihn von seinem luxuriösen Anwesen nahe Schloss Windsor zu verbannen.
Die US-Amerikanerin Giuffre hatte dem 65-jährigen Royal vorgeworfen, sie mehrfach sexuell missbraucht zu haben, unter anderem als sie noch minderjährig war. Andrew bestreitet die Vorwürfe vehement.
Eine Zivilklage in den USA endete im Februar 2022 mit einem angeblich millionenschweren Vergleich. Trotzdem verlor Andrew seine militärischen Ränge, seine Rolle als aktives Mitglied der Royal Family und seine Anrede als Königliche Hoheit. Zuletzt musste er auch seinen Titel als Herzog von York und weitere Ehrungen niederlegen – wohl auf Druck von König Charles III. und Prinz William.
Virginia Giuffres Biografie setzt Prinz Andrew unter Druck
Angestoßen durch die Veröffentlichung der Memoiren könnten nun weitere unangenehme Einzelheiten ans Licht kommen. Die "Mail on Sunday" und andere britische Medien berichteten etwa, Prinz Andrew habe einen seiner polizeilichen Personenschützer damit beauftragt, Informationen über Giuffre auszugraben, um sie zu diskreditieren. Die Londoner Metropolitan Police bestätigte auf dpa-Anfrage, die Vorwürfe zu prüfen.
Giuffre, die als prominentestes Opfer des US-Multimillionärs und verurteilten Pädophilen Jeffrey Epstein gilt, hatte sich im April dieses Jahres das Leben genommen. Ihre Memoiren mit dem Titel "Nobody's Girl" erschienen jetzt posthum. Epstein, der in höchsten Kreisen verkehrte, betrieb einen Missbrauchsring, dem Dutzende junge Frauen und Mädchen zum Opfer fielen. Andrew war eng mit Epstein und dessen Gehilfin Ghislaine Maxwell befreundet, die wegen ihrer Rolle in dem Skandal in den USA zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde.
In dem Buch beschreibt Giuffre nun, wie sie von Maxwell auf dem Gelände des Luxus-Resorts Mar-a-Lago des späteren US-Präsidenten Donald Trump angeworben wurde – angeblich, um eine Ausbildung als Masseurin zu machen. Doch der Missbrauch begann demnach schon bei der ersten Begegnung mit Epstein, der sie später regelmäßig zur Prostitution mit anderen Männern – unter anderem Prinz Andrew – genötigt haben soll.
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Maxwell habe sie vor der Begegnung mit Prinz Andrew darüber informiert, dass sie "einen attraktiven Prinzen" treffen würde. Die Forderung war deutlich: "Wenn wir daheim sind, musst du für ihn das machen, was du für Jeffrey tust."
"Er wollte unbedingt ins Bett"
Giuffre schreibt, sie sei regelmäßig "benutzt und erniedrigt" worden und habe Angst gehabt, als "Sexsklavin" zu sterben. Dreimal sei sie zum Sex mit Andrew genötigt worden: als 17-Jährige in London, ein weiteres Mal in Epsteins Anwesen in New York und auf dessen privater Karibikinsel bei einer Gruppensex-Orgie mit Epstein und acht weiteren Mädchen, die kaum oder kein Englisch sprachen. Nur wenige Tage später habe sie eine Fehlgeburt erlitten.
In "Nobdoy's Girl" geht Giuffre auch näher auf die sexuellen Handlungen mit Prinz Andrew ein. Nach einem Barbesuch habe sie gemeinsam mit dem Prinzen ein Bad genommen. Dieser schien es "eilig mit dem Sex zu haben – er wollte unbedingt ins Bett".
Dort habe sie festgestellt, dass Prinz Andrew einen ausgeprägten Fuß-Fetisch hat: "Er war besonders auf meine Füße bedacht, leckte sie und liebkoste meine Zehen." In ihrer Erinnerung habe das Ganze "weniger als eine halbe Stunde" gedauert. Nach dem Sex habe er sich bedankt und Giuffre 15.000 Dollar gezahlt.
Prinz Andrew hatte alle Vorwürfe stets bestritten. Nur Monate nachdem Epstein in einer New Yorker Gefängniszelle 2019 tot aufgefunden worden war, ließ sich Andrew vom britischen Sender BBC interviewen. Doch was als Befreiungsschlag gedacht war, wurde zum PR-Desaster. Andrew ließ kaum Mitleid mit Epsteins Opfern erkennen. Er bereute nicht einmal, mit ihm befreundet gewesen zu sein.
Als er mit Giuffres Vorwürfen konfrontiert wurde, stritt er ab, sie jemals getroffen zu haben. Dabei gibt es ein Foto, das die beiden Arm in Arm zeigt, Andrews Hand ruht dabei auf der Hüfte von Giuffre. Auch im Bild zu sehen ist Maxwell. Laut Giuffre stand Epstein hinter der Kamera. Über das Foto schreibt Giuffre in ihrer Biografie, dass der Schnappschuss ihre Idee gewesen sei: "Meine Mutter würde es mir nie verzeihen, wenn ich jemanden so Berühmten wie Prinz Andrew treffen und nicht für ein Foto posieren würde."
In dem Interview tischte Andrew zudem krude Alibis auf. Er bestritt, Giuffre am 10. März 2001 kennengelernt zu haben und berichtete stattdessen von einem Besuch im Restaurant einer Pizza-Kette, an den er sich deswegen so gut erinnern könne, weil das normalerweise nicht sein Niveau sei. Dann behauptete er, nicht schwitzen zu können, weil er im Falkland-Krieg einen übermäßigen Adrenalinschub erlitten habe. Giuffre hatte sich an seine Schweißausbrüche erinnert. Das Interview wurde zum Schlusspunkt seiner offiziellen Rolle als Repräsentant für das Königshaus. Andrew musste seine Aufgaben niederlegen. Später erkannte ihm die Queen seine militärischen Ehrenränge ab.
Queen hielt an Prinz Andrew fest
Die 2022 gestorbene Königin tat sich dennoch schwer damit, ihren angeblichen Lieblingssohn zu verstoßen. Aufsehen erregte, dass sie ihn dennoch auswählte, um sie zu einer Trauerfeier für ihren Mann Prinz Philip in die Westminster Abbey zu begleiten. Das wurde als Signal gedeutet, dass die Königin weiterhin zu ihrem zweitältesten Sohn hält.
Trotz seines jüngsten Verzichts auf Titel und Ehrungen genießt Andrew als Mitglied der Royal-Family weiterhin erhebliche Privilegien. Er wohnt in der Royal Lodge nahe Schloss Windsor, einem Anwesen mit 30 Zimmern. Das palastartige Gebäude diente als Wohnsitz von Queen Mum, der Mutter von Königin Elizabeth II., die 2002 im Alter von 101 Jahren starb. Seit gut 20 Jahren lebt Prinz Andrew dort, der sich das Anwesen mit seiner Ex-Frau Sarah Ferguson teilt. Berichten zufolge versucht König Charles III. seit Längerem, die beiden loszuwerden. Doch Andrew hat demnach einen langfristigen Pachtvertrag.
Giuffres Bruder forderte, Andrew solle auch der Prinzentitel entzogen werden. Dem schlossen sich mehrere Abgeordnete im Unterhaus an. Für die Aberkennung des Prinzentitels, den Andrew seit seiner Geburt trägt, bedürfte es allerdings eines Parlamentsbeschlusses.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Roberts Giuffre, Virgina: "Nobody's Girl: A Memoir of Surviving Abuse and Fighting for Justice" (2025, Penguin Random House)
- theguardian.com: "‘Prince Andrew believed having sex with me was his birthright’: Virginia Giuffre on her abuse at the hands of Epstein, Maxwell and the king’s brother" (englisch)
- dailymail.co.uk: "Andrew told Met to dig up dirt on Virginia Giuffre: Police launch probe as email reveals he procured private data for smear campaign"







