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Experte übt scharfe Kritik an ARD und ZDF: "Ist doch ein Witz"


Abrechnung mit ARD und ZDF
Experte: "Es ist doch ein Witz"

Von t-online, mbo

Aktualisiert am 28.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Florian Silbereisen und Helene Fischer: Gern gesehen in der Primetime im Ersten.Vergrößern des BildesFlorian Silbereisen und Helene Fischer: Gern gesehen in der Primetime im Ersten. (Quelle: IMAGO / Future Image)
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Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steckt in einer Krise. Reformen sind kaum in Sicht. Der Medienforscher Lutz Hachmeister zieht einen Vergleich zu Schlumpfhausen.

Seit dem Sommer kommen immer wieder Skandale rund um die Sender der ARD zutage. Besonders schlagzeilenträchtig war jener um die Ex-RBB-Intendantin Patricia Schlesinger (hier lesen Sie alles noch einmal detailliert nach). Medienforscher Lutz Hachmeister erklärt dem "Handelsblatt", wo das Problem des öffentlich-rechtlichen Fernsehens liegt und teilt Reformideen.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe sich, so Hachmeister "immer erfolgreich gegen alle entscheidenden Reformen gewehrt", das mache dieses bürokratische System aus. Dem 63-Jährigen zufolge gehe es den Sendern darum, "Standardformate für Fernsehen und Hörfunk aufrechtzuerhalten, die von der Quote her gut laufen. Alles andere ist lästig." Jeden Sonntag "Tatort", samstags gern eine "Schlagershow", zig Krimireihen aus jeglichen Regionen Deutschlands, immer mal eine TV-Schmonzette. Das bekommen Zuschauerinnen und Zuschauer garantiert auf irgendeinem öffentlich-rechtlichen Sender zu sehen, wenn sie in der Primetime einschalten.

Einen Pluspunkt bei ARD und ZDF sieht der Experte "in klassischen Bereichen wie Nachrichten und Auslandsberichterstattung", das funktioniere noch halbwegs gut. "Darüber hinaus aber waren der alltägliche Trott und die Beschäftigung mit sich selbst viel bequemer als jede Veränderung."

Dabei gibt es so vieles, was dem ÖR heute fehlt: mehr Dokus in der Primetime, Geld für Intensivrecherchen, kenntliche Autoren. "Es ist doch ein Witz, dass es jenseits der vielen Talkshows kein einziges vernünftiges Interviewformat gibt", sagt Hachmeister. Er befindet, dass schon durch das Aufkommen der Privatsender in den Neunzigerjahren "ein großer Teil der öffentlich-rechtlichen Identität [...] verloren gegangen" sei.

Und leichter ist es längst nicht geworden: In Zeiten von Netflix und Co. ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht mehr unverzichtbar. Hachmeisters Rat: "ARD und ZDF müssten experimenteller werden. 'Tatort'-Folgen, 'Das Boot' oder Fassbinder-Produktionen der 1970er Jahre waren für ihre Zeit absolut vorwärtsweisend." Heutzutage seien Innovationen rar, das bedeute ja mehr Arbeit.

Der "machtbewusste Technokrat" in einem "inzestuösen System"

Die jüngsten Skandale seien "nur die Spitze des Eisbergs", findet Hachmeister. Er erklärt: "Frau Schlesinger ist ein Bauernopfer. Sie hat sich ungeschickt benommen, eine linke Journalistin als Raffke-Intendantin ist für Medien ein gefundenes Fressen. Aber der RBB ist in Wahrheit nur ein kleiner Sender, der von den eigenen Problemen der großen ARD-Anstalten gut ablenken konnte." Dem Journalisten zufolge mangele es in den Rundfunkanstalten an Persönlichkeiten, die dazu fähig seien, mit andersdenkenden Menschen zu diskutieren. Er schlussfolgert: "Heute regiert der machtbewusste Technokrat, der komplett in einem inzestuösen System groß geworden ist."

Dabei hatte der amtierende ARD-Chef und WDR-Intendant Tom Buhrow unlängst eine tiefgreifende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und einen neuen Gesellschaftsvertrag angeregt. Für Hachmeister, der lange das Grimme-Institut leitete, wenig nach vorn gerichtet. "Da hat er sich entschlossen hinter den fahrenden Zug geworfen. Es wirkt auch etwas komisch, wenn jemand sehr spät entdeckt, dass er selbstständig denken kann." Hachmeister findet: "Das alles wirkt wie ein Stück aus Schlumpfhausen. Bezeichnend ist doch, dass es in Köln eine kopfstarke Intendanz nebst Pressestelle gibt, die aber das für Medien normale Geschäft der Kommunikation offenbar nicht erfüllen kann." Stattdessen verlasse man sich auf externe Kommunikationsberater, die noch mal zusätzlich "viel Geld" kosten.

Vereinfacht werden könne die Struktur der Öffentlich-Rechtlichen durch einen medienpolitischen Abbau der Bürokratie. Das Problem hierbei: Außenstehende haben gar keinen Überblick über das System. Für eine Neuausrichtung mittels Kommission, wie zuletzt in NRW und Bayern gefordert, brauche es Leute, "die sich mit dem Betrieb und den Programmen von ARD und ZDF wirklich auskennen".

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