Ärger um ZDF-Star Böhmermann löst mit Fotoverbot Unmut aus

Wo Kunst an den Wänden hängt, darf häufig nicht fotografiert werden. Doch auch zu Diskussionsrunden von Jan Böhmermann im Rahmen seiner Ausstellung müssen Pressefotografen draußen bleiben.
Die dts-Nachrichtenagentur protestiert gegen die Ausladung ihres Fotografen bei einer Podiumsdiskussion von Moderator Jan Böhmermann mit dem renommierten Medienanwalt Christian Schertz. Wenn Böhmermann und Schertz an diesem Montag in der ausverkauften Veranstaltung über die Frage "Was darf Satire?" diskutieren, ist klar: Pressefotografen dürfen davon keine Aufnahmen machen. Die Agentur fordert daher die Möglichkeit einer unabhängigen Bildberichterstattung, während die Veranstalter ausschließlich Fotos ihres eigenen Fotografen zur Verfügung stellen wollen.
Das Gespräch ist Teil einer Veranstaltungsreihe im Rahmen eines "Takeovers" des Hauses der Kulturen der Welt durch Jan Böhmermann und seine Gruppe Royale. Drei Wochen lang ist die "Schwangere Auster", wie das markante Gebäude genannt wird, Schauplatz für Böhmermanns Projekt "Die Möglichkeit der Unvernunft", die mit Shows, TV-Aufzeichnungen, Performances, Filmvorführungen und Gesprächsrunden verbunden ist. Nachdem der Rapper Chefket auf öffentlichen Druck hin ausgeladen wurde, weil es Zweifel gibt, ob er das Existenzrecht Israels anerkennt, sagten die anderen Musiker von sich aus ab.
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In die Debatte hatte sich Wolfram Weimer mit einem Posting eingeschaltet, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Sein Logo ist auf der Webseite und dem offiziellen Flyer der Veranstaltung zu sehen. Am Mittwoch wird er selbst mit Böhmermann diskutieren – beim Thema "Technik killt Kultur?" allerdings ebenfalls ohne anwesende Pressefotografen.
"Bei Steuergeldern braucht es hohes Maß an Pressefreiheit"
Gerade weil die öffentliche Hand beteiligt ist, stößt das Fotoverbot bei der dts-Nachrichtenagentur auf Unverständnis. Redaktionsleiter Toralf Billeb erklärt: "Wenn Steuergelder mit im Spiel sind, muss ein hohes Maß an Pressefreiheit ermöglicht werden und die Pressefreiheit über dem Hausrecht stehen." Die Ausstellung werde offensichtlich zumindest indirekt von der Bundesregierung über den Topf des Kulturstaatsministers gefördert, der das HKW erheblich mit einem zweistelligen Millionenbetrag finanziert.
Die Veranstalter bestätigten auf Anfrage, dass nicht fotografiert werden darf. Das gelte für die gesamten drei Wochen. Der Presse werde im Anschluss an die Veranstaltung umgehend Bildmaterial zur Verfügung gestellt, wie das bei solchen Veranstaltungen üblich sei. Auf den Veranstaltungsseiten und im Haus der Kulturen der Welt selbst gebe es zudem deutliche Hinweise, dass Fotografieren und selbst das Mitführen von Mobiltelefonen in den Ausstellungsräumen nicht gestattet sei. Der Fokus auf das Analoge sei ein Anliegen der Ausstellung.
Akkreditierung für Bildberichterstattung im August
Aus Sicht von dts ist das Fotoverbot jedoch nur eingeschränkt nachvollziehbar: "Man muss unterscheiden. Ausstellende Künstler machen da tatsächlich häufig Vorgaben." Was die Diskussionsrunde angehe, sei die Vorgehensweise aber ganz und gar nicht üblich. dts-Mitarbeiter fotografierten permanent bei allen möglichen Podiumsdiskussionen, "bisher herrscht hier auch noch ein gewisses Verständnis von Pressefreiheit vor".
Die Agentur hatte nach t-online vorliegendem Mailverkehr bereits Anfang August eine Akkreditierungsanfrage für zwei Reporter gestellt – zur "Text- und Bildberichterstattung". In der E-Mail wurden auch die zahlreichen Partneragenturen der dts in Deutschland und weltweit aufgeführt, über die Bilder zusätzlich verbreitet werden. Am 19. September kam eine erste Bestätigungsmail, am 1. Oktober eine weitere mit weiteren Details. Kurz vor der Veranstaltung teilte das Presseteam der Ausstellung mit, dass keine Fotos gemacht werden dürften.
t-online teilte das Presseteam auf Anfrage mit, dass keine der insgesamt 20 Akkreditierungen für Medienvertreter widerrufen worden sei. Es sei lediglich kurz vor der Veranstaltung mitgeteilt worden, dass das Fotografieren nicht gestattet sei. Daraufhin sei eine Akkreditierung zurückgegeben worden. Das war dts: Eine Bildjournalistin der Agentur sah keinen Sinn, dort zu erscheinen, wenn sie die Kamera nicht nutzen darf.
- Eigene Recherchen
- unvernunft.berlin



