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"Tatort" Dresden: Wären alle Frauen so naiv, könnte Dating zur Gefahr werden


"Tatort: Wer jetzt allein ist"
Wären alle Frauen so naiv, könnte Dating zur Gefahr werden

MeinungVon Barbara Schaefer

Aktualisiert am 22.05.2018Lesedauer: 3 Min.
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Nein heißt nein: Kommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels) datet im Undercover-Einsatz Petrick Wenzel (Aleksandar Jovanovic).Vergrößern des Bildes
Nein heißt nein: Kommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels) datet im Undercover-Einsatz Petrick Wenzel (Aleksandar Jovanovic). (Quelle: MDR/Wiedemann & Berg/Daniela Incoronato)

Im Dresdner "Tatort" suchen einsame Menschen nach Liebe und nach Sex. Dafür sind sie auf einem Datingportal unterwegs, so bieten sich Gelegenheiten für sinistre Momente. Eine Frau wird gleich ermordet, ein Mann bringt einen anderen um und dann sich selbst, und der Mörder liegt am Ende tot aufm Parkett. Zuviel für Kommissarin Sieland, die ihren Hut nimmt.

Am Ende dieses "Tatorts" hat man zweierlei gelernt: Männer auf Dating-Portalen sind zumindest seltsam. Und Wohnungstüren aus Glas gehen gar nicht.

Der obligatorische Mord geschieht schon in der Eingangsszene. Auf dem Parkplatz eines Clubs wird eine junge Frau erdrosselt. Man kann schon fragen, ob das so deutlich ausgeführt werden muss. Es soll wohl zeigen, in welche Gefahr sich die Dresdner Kommissarinnen im Verlauf der Handlung begeben werden.

War es einer der "Vogeljäger"?

Die junge Frau Doro Meisner war auf einer Ü-30-Party, einer der Gäste hat sie verfolgt und stranguliert. Vermutlich kannte sie den Täter, Meisner hatte als "Birdy" über eine Datingplatform Kontakte geknüpft. Doch Doros Profil wurde gehackt, Männer wurden um Geld betrogen und schlossen sich zur Gruppe der "Vogeljäger" zusammen, um sich zu rächen. Nun ist die WG-Mitbewohnerin der Toten in Gefahr. Klopfte doch bereits einer der Männer an die Glastüre der Wohnung. Zum Fürchten diese Vorstellung, dass nur eine Scheibe einen Eindringling von Wohnung und Bewohnerinnen trennt.

Wie den Täter finden? Die Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) schlagen vor, sich ebenfalls auf der Datingplattform anzumelden, um zwei Mordverdächtige zu treffen. Das sei nun die dümmste Idee, die sie jemals hatten, poltert Kommissariatsleiter Schnabel. Und da hat Schnabel Recht. Möglicherweise finden die beiden Frauen an der Idee auch Gefallen. Immerhin: "Wer jetzt allein ist" heißt der "Tatort", und allein sind hier die meisten.

Schnabels großer Auftritt

Nur Schnabel (Martin Brambach) nicht, der zu großer Form aufläuft. In seinen Dialogbeiträgen blitzt Witz auf (Drehbuch: Erol Yesilkaya). Es habe sich ausgeschnabelt, entgegnet er seinen Kommissarinnen auf den Vorschlag hin, er solle den pubertierenden Sohn Gorniaks beaufsichtigen. Macht er dann aber doch. Außer wenn Schnabel den Kassettenrekorder – ja, er hat so etwas – anwirft, liegt unter dieser "Tatort"-Folge eine treibendene, absichtsvoll nervtötende Musik (Christian Meyer).

Die Kommissarinnen aber machen so ziemlich alles falsch. Das erste Date zuhause beim Fremden? Beim zweiten Date niemandem Bescheid sagen? Wären alle Frauen so naiv, dann könnten Datingportale wahrlich eine Gefahr sein. Und so treffen sie sich mit den Tatverdächtigen, von denen es ja nur einer gewesen sein kann. Entweder Petrick Wenzel, der seine sterbenskranke Mutter pflegt und auf die große Liebe hofft. Oder der alerte Unternehmer Andreas Koch, auf den die Groniak prompt reinfällt. Nachvollziehbar ist das nicht.

Düster in Dresden

Mach doch mal einer das Licht an, will man den Leuten auf dem Bildschirm zurufen. Draußen herrscht Herbst, und in den Wohnungen und auf dem Kommissariat überall nur braunes Gedämmer.

Richtig stark tritt Alwara Höfels noch einmal als Henni Sieland auf. Mit ihrer rauen, brüchigen Stimme weist sie andere in ihre Schranken. "Nein heißt nein", brüllt sie einen Verdächtigen an, beinahe scheint ihr Ärger nicht nur gespielt: Höfels verlässt den "Tatort", "unterschiedliche Auffassungen zum Arbeitsprozess und ein fehlender künstlerischer Konsens" hätten sie dazu veranlasst, heißt es.

Unter Bäumen

So eröffnet Henni Sieland am Ende ihrer Kollegin Gorniak unter Bäumen, dass sie keine Polizistin mehr sein möchte. Und passend zur titelgebenden Zeile "Wer jetzt allein ist" aus Rilkes Gedicht "Herbsttag" wird sie wohl noch weiter "in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben".

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