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Rundfunkbeitrag: Wie viel Geld ARD & ZDF für ihre TV-Programme ausgeben


Serien, Sport, Nachrichten
Das kostet das ZDF-Programm die Beitragszahler

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

Aktualisiert am 07.11.2019Lesedauer: 4 Min.
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Noch sind es jeden Monat 17,50 Euro: Was mit dem umstrittenen Rundfunkbeitrag passiert. (Quelle: t-online)

Der Rundfunkbeitrag finanziert das Programm von ARD und ZDF. Doch wohin genau fließen die Gelder? Welche Programminhalte im Zweiten das meiste Geld schlucken und wie die Kosten verteilt sind.

Jeden Monat verschwinden 17,50 Euro von unserem Konto und es braucht keine aufwendige Spurensuche, um das Ziel ausfindig zu machen: die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Rund 7,97 Milliarden Euro kommen so jährlich an Einnahmen zusammen und finanzieren 22 Fernseh-, 67 Radiosender und jede Menge Onlineangebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Schwieriger wird es da, herauszufinden, wohin genau das Geld fließt. Viele Zuschauer fragen sich nicht zu Unrecht, wofür ihr Monatsbetrag ausgegeben wird.

Auch 2019 haben sich ARD und ZDF dazu entschlossen, ihre Ausgaben offenzulegen. t-online.de wirft einen Blick in die Schatzkammer des ZDF und stellt fest: Es sind weniger die dokumentarischen oder nachrichtlichen Sendungen, die das Geld verschlingen. Teuer sind vor allem Fiction und im Speziellen die Spielfilme des ZDF. Zwischen 90 und 100 Krimis, Komödien, Romanzen und Dramen laufen jährlich im Zweiten.

Diese 90-minütigen Filme kosten den Sender pro Jahr rund 154 Millionen Euro. Als Free-TV-Premieren zu sehen am Montag- oder Mittwochabend, als einer der etwa 25 Samstagskrimis oder in der Kategorie "Herzkino-Filme", von denen das ZDF jährlich zwischen 30 und 35 Stück sendet. Wie sich die durchschnittlichen Kosten von 1,54 Millionen Euro für diese Werke aufteilen, gibt das ZDF in seinem "Transparenzportal" nicht bekannt – Personalkosten, Verpflegung, Technik, Logistik und Lizenzgebühren sind die üblichen Produktionsauslagen.

Noch teurer wird es, wenn es ins Ausland geht. Ganz besonders ins Geld gehen historische Stoffe. Kostümdramen wie "Das Adlon. Eine Familiensaga" oder "Kudamm 59", im ZDF für gewöhnlich als Mehrteiler programmiert, verbrauchen pro Produktion rund 2,5 Millionen Euro. Der gestalterische Aufwand, die Kostüme und der entsprechende Zeitkolorit – Geschichte ist teuer. Prestige und Quote bringen neben diesen Events auch die europäischen Krimis am späten Sonntagabend, für die das ZDF bis zu einer Million Euro pro Episode in die Hand nimmt. Insgesamt schlagen diese im Jahr mit bis zu 35 Millionen Euro zu Buche.

ZDF und der Auftrag zur Grundversorgung

Weit weniger renommiert sind die ZDF-Vorabendserien wie "SOKO", "Notruf Hafenkante" oder "Die Rosenheim-Cops", von denen im Jahr insgesamt 235 neue Folgen gezeigt werden. Doch billig sind sie nicht: Der durchschnittliche Folgenpreis beträgt 420.000 Euro, womit die Sendeplätze zwischen 18 und 19.25 Uhr Kosten in Höhe von 98,7 Millionen Euro verursachen. Primetime-Serien wie "Zarah" mit Claudia Eisinger und Svenja Jung kosten deutlich mehr. Das ZDF beziffert sie auf seiner Website nicht im Detail, von bis zu 1,4 Millionen Euro ist dort lediglich die Rede – das genannte "Zarah"-Beispiel dürfte allerdings weitaus mehr gekostet haben und geht damit angesichts der mehr als ausbaufähigen Resonanz (2,12 Millionen Zuschauer zum Auftakt) als großer Flop in die ZDF-Historie ein.

Mehr Zuschauer (bis zu vier Millionen) begrüßt Oliver Welke wöchentlich am Freitagabend in seiner "heute-show". Die rund 30 Ausgaben pro Jahr kosten ebenso wie "Die Anstalt" oder "Mann, Sieber!" maximal 320.000 Euro pro Folge. Noch billiger wird es beim Quotenbringer "Bares für Rares": 35.000 bis 80.000 Euro werden für diese Factual-Entertainment-Formate fällig. Ähnlich preisgünstig produzieren die Mainzer nur Dokuformate wie "ZDF-History" oder "planet e" – dort kosten die Folgen maximal 66.000 Euro. Die teuersten Informationsangebote kommen für 300.000 Euro pro Folge unter den Titeln "ZDFzeit" und "Terra X" daher, für eine Episode "ZDFzoom" kalkuliert der Sender bis zu 115.000 Euro.


Laut Rundfunkstaatsvertrag müssen ARD und ZDF die Grundversorgung sicherstellen, sprich: die Menschen in Deutschland über alle relevanten Ereignisse informieren. Der komplette Nachrichtenbereich des ZDF verschluckt laut eigenen Angaben 114,2 Millionen Euro – davon entfallen rund 60,11 Millionen Euro auf die täglichen "heute"-Sendungen, von der dreiminütigen Kurzausgabe bis hin zum 30-minütigen "heute-journal" mit Claus Kleber, Marietta Slomka oder Christian Sievers. Ebenfalls prominent besetzt: Die Talkshows von Maybrit Illner oder Markus Lanz. Abhängig von Länge, Anzahl und redaktioneller Gestaltung der Ausgaben zahlt das ZDF für seine Talksendungen 65.000 Euro und 230.000 Euro.

Blieben nur noch Sport- und Unterhaltungssendungen, die dem ZDF regelmäßig Quotenerfolge bescheren – auch wenn die glorreichen Zeiten von "Wetten, dass..!?" oder der Free-TV-Übertragung der Champions League vorbei sind. Für große Samstagabendshows wie "Willkommen bei Carmen Nebel" veranschlagt man in Mainz 1,4 Millionen Euro, auf 90 Minuten begrenzt sind Shows am Mittwochabend, etwa "Mein Lied für Dich" – diese kosten durchschnittlich 900.000 Euro pro Ausgabe.

Fußball live im Zweiten? Fehlanzeige

Wer all das nicht schaut und die Taste zwei auf der Fernbedienung nur kennt, weil er bei einer Fußballweltmeisterschaft die deutsche Nationalmannschaft anfeuern will, kann von sich behaupten, das teuerste Pferd im Stall zu satteln: Allein für den Live-Sport zahlt das ZDF rund 188 Millionen Euro. Insgesamt gibt der Sender folgende Zahl für seine Sportsendungen preis: "Der durchschnittliche jährliche Aufwand für die Sportberichterstattung lag im Zeitraum 2015 bis 2018 bei rund 242 Millionen Euro."

Darunter fällt auch "das aktuelle Sportstudio" mit Dunja Hayali als neue Moderatorin. Mit 165.000 Euro Produktionskosten liegt die Sendung irgendwo im Mittelfeld zwischen "heute-show" und "ZDFzoom" – und doch steht die Sendung mehr als ihre Unterhaltungs- und Doku-Konkurrenz in der Kritik. Denn: Die Rechte an den Bildern hat das ZDF nur fürs lineare Fernsehen. Wer sich Spielszenen vom vergangenen Bundesligawochenende auf Abruf ansehen will, muss in den Streamingbereich wechseln. DAZN und Sky halten die Lizenzen und dürfen Highlights zeigen – von den Live-Spielen ganz zu schweigen.

Früher wurden die Sportrechte beim ZDF gerne als Legitimationsgrundlage herangezogen. Das geht nun nicht mehr, trotz aller Transparenzoffensive – wenigstens das bieten Pay-TV-Sender wie Sky oder Streamingdienste à la DAZN nicht. Aber dort entscheidet jeder Zuschauer freiwillig, wie viel Geld er pro Monat zahlt.

Verwendete Quellen
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