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Angela Merkel und die Flüchtlingspolitik: ZDF zeigt dramatischen TV-Film


TV-Film über Flüchtlingspolitik
Merkel flucht – und lässt die Grenzen offen

dpa, Martina Herzog

Aktualisiert am 04.09.2019Lesedauer: 3 Min.
Szene aus "Stunden der Entscheidung": Die Schauspielerin Heike Reichenwallner spielt in dem Dokudrama die Kanzlerin Angela Merkel.Vergrößern des BildesSzene aus "Stunden der Entscheidung": Die Schauspielerin Heike Reichenwallner spielt in dem Dokudrama die Kanzlerin Angela Merkel. (Quelle: Hans-Joachim Pfeiffer/ZDF)
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Wie verlief der 4. September 2015 – der Tag, an dem Angela Merkel die Grenzen für Flüchtlinge nicht schloss – für die Kanzlerin? Diese Frage versucht ein TV-Film im ZDF zu beantworten.

Am Ende eines langen Tages platzt Angela Merkel der Kragen. "Scheiße, verdammt noch mal! 100 Busse?", flucht sie ins Handy, während sie vom Regierungsflieger auf ihre Limousine zumarschiert.

So, glauben die Macher des ZDF-Dokudramas "Stunden der Entscheidung – Angela Merkel und die Flüchtlinge", könnte es sich abgespielt haben, als Merkel erfährt, dass die ungarische Regierung den Fußmarsch Tausender Flüchtlinge nach Österreich und Deutschland nun mit Hilfe von Bussen beschleunigt. Es ist der 4. September 2015, der Tag, als die deutsche Grenze offen bleibt.

Berühmte Weggefährten kommen in Interviews zu Wort

Mit dem Film, der am heutigen Mittwoch um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, will das ZDF nachzeichnen, wie es dazu kam. Von 7.30 bis etwas nach 8.30 Uhr am Morgen darauf geht es um jenen Tag, der eigentlich ruhig sein sollte, wie ein Mitarbeiter der Kanzlerin noch am Morgen erwartete.

Merkel hält Reden, schüttelt Hände, winkt. Filmaufnahmen von jenem Tag zeigen sie in München, Essen, Köln. Akteure von damals wie der frühere Innenminister Thomas de Maizière (CDU) kommen in Interview-Sequenzen zu Wort. Und wenn die Kameras der Journalisten die wirkliche Merkel nicht mehr gefilmt haben, tritt die Schauspielerin Heike Reichenwallner an ihre Stelle.

Heike Reichenwallner: Keine Merkel-Kopie – eine Annäherung

"Die wohl mächtigste Frau der Welt in einem dramatischen Geschehen darzustellen, ist schon mal eine eigene Herausforderung", sagt Stefan Brauburger, Redaktionsleiter Zeitgeschichte beim ZDF, und lobt Reichenwallners schauspielerische Leistung.

Sie trägt zwar das gleiche blaue Merkel-Jackett wie die Kanzlerin an jenem Tag, sie teilt mit ihr Frisur und Mimik. Aber sie klingt nicht wie Merkel, und eine Kopie ist sie keinesfalls – eher eine Annäherung.

Vertrauliche Gespräche mit der Kanzlerin

Reichenwallner ist zum Beispiel dran, wenn Merkel die entscheidenden Telefonate führt, mit dem österreichischen Kanzler Werner Faymann oder Bürochefin Beate Baumann. Ganz ohne Fantasie sind solche Dialoge nicht zu schreiben.

"Dass die Morgenrunde damit beginnt, dass Frau Baumann die Kanzlerin fragt "Käffchen?", das ist absolut authentisch", versichert Marc Brost. Der langjährige Politik-Redakteur ist einer von zwei Drehbuchautoren und hat nach eigenen Angaben viele, oft vertrauliche Gespräche mit Beteiligten geführt.

"Exakter Inhalt, exakter Zeitpunkt, exakte Form"

"Wenn es Dialoge sind oder Telefongespräche, dann geht es nur noch darum, was gesprochen wurde – da können Sie nicht den genauen Wortlaut rekonstruieren", sagt er. "Für uns ging es darum, dass wir exakt sind, was den Inhalt angeht, exakt, was den Zeitpunkt angeht und exakt, was die Form angeht. Also: aggressiv oder passiv, wütend oder ruhig."

Das Drama lebt davon, dass es neben Merkel eine zweite Hauptfigur gibt, den Syrer Mohammad Zatareih, der den Flüchtlingsmarsch vom Budapester Ostbahnhof organisiert. Er gibt den Männern, Frauen und Kindern, die sich in jenen Tagen auf den Weg machen, ein Gesicht. Er steht für ihre Not, ihr Misstrauen gegenüber den ungarischen Polizisten, ihre Hoffnung auf Deutschland.

Realität und Fiktion verschwimmen

Der wahre Zatareih spricht in Interview-Sequenzen, in szenischen Passagen übernimmt ein Schauspieler. Allerdings ist gerade bei den Massenaufnahmen aus Ungarn nicht immer sofort klar, wann authentisches Filmmaterial in Fiktion übergeht.

Viel Überraschendes über jene Stunden, über die schon so viel berichtet worden ist, enthüllt der Film nicht. Man wolle einladen, den Tag nachzuerleben, sagt Brauburger. Aus der Nähe fällt der Blick vor allem auf Merkel. Ihr Gegenspieler, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, ist ein Machtfaktor. Aber was ihn treibt, bleibt undeutlich. "Willst du, dass Orban die Flüchtlinge niederschlagen lässt?", fragt Merkel ihren damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in einem nachgestellten Telefonat.


Es gehe auch um die Frage: "Gab es damals doch Spielraum, sich anders zu entscheiden?", sagt Brauburger. Nur der frühere BND-Präsident Gerhard Schindler formuliert in jenen Tagen deutlichen Widerspruch gegen die Politik der Bundesregierung: "Die gesamte Verbrechensbekämpfung oder die gesamte Durchsetzung von Rechtsstaat produziert unschöne Bilder", sagt er in einer Interview-Sequenz. Die Regierung habe den Zustand in den ersten Tagen als Ausnahme bezeichnet. "Dass es dann doch keine Ausnahme geworden ist, geblieben ist, sondern lange, lange angehalten hat, das gehört für mich zu den unerklärbaren Phänomenen dieser Geschichte."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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