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Heftiger Sonnensturm: Erde fliegt genau ins Schussfeld


Und die Erde fliegt ins Schussfeld
Hier braut sich ein heftiger Sonnensturm zusammen

Von t-online, mk

Aktualisiert am 25.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Wenn sich die zwei Sonnenflecken oben im Bild verbinden, könnten sie kommende Woche gewaltige Mengen heißes Plasma Richtung Erde feuern.Vergrößern des BildesWenn sich die zwei Sonnenflecken oben im Bild verbinden, könnten sie kommende Woche gewaltige Mengen heißes Plasma Richtung Erde feuern. (Quelle: Nasa/SDO)
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Die Sonne ist so aktiv wie lange nicht. Jetzt bilden zwei Sonnenflecken eine elektromagnetische Schlinge, die bald direkt auf die Erde zielt.

Der Mars-Rover "Perseverance" hat ihn zuerst entdeckt, einen riesigen Sonnenflecken auf der uns abgewandten Seite der Sonne. Die Nasa beobachtet die dunklen Stellen auf der Oberfläche des Sterns, weil sie gewaltige Mengen Plasma auswerfen können. Kleinere Ereignisse dieser Art lassen auf der Erde nur Polarlichter entstehen, aber ein ausgewachsener Sonnensturm könnte den halben Planeten ins vorindustrielle Zeitalter befördern. Und der neu entdeckte, noch namenlose Fleck bewegt sich genau in unsere Richtung.

"Der Sonnenfleck muss gewaltig sein, sonst wäre er auf den pixeligen Bildern von 'Perseverance' nicht so deutlich zu erkennen", schrieb der Astronom Tony Phillips schon am Sonntag in seinem Fachblog "Spaceweather". "Wegen seiner Position kann der Rover sich nähernde Sonnenflecken eine Woche früher sehen als wir. Wir sollten also gewarnt sein: Da kommt ein Großer", so Phillips. Doch damit nicht genug, jetzt verbindet sich der neue Fleck offenbar mit AR3413, einem anderen riesigen Sonnenflecken, wie auf Bildern des Solar Dynamics Observatory der Nasa zu sehen ist.

Die Sonne ist so aktiv wie lange nicht

"Die Bilder zeigen zwei hornförmige Plasmaschlingen, die gleichzeitig aus dem neuen Flecken und AR3413 emporsteigen", schreibt Astronom Phillips jetzt in seinem Blog. "Eine magnetische Brücke zwischen diesen beiden aktiven Regionen könnte ihre Eruptionen in den kommenden Tagen genau in Richtung Erde lenken und ihren Effekt verdoppeln", so der Experte von der Universität Caltech in Kalifornien. Offiziell hat sich die Nasa nicht zur Gefahr eines nahenden Sonnensturms geäußert, überraschend kommen die Turbulenzen auf dem Zentralgestirn aber nicht.

Die Zahl der Sonnenflecken ist zurzeit so hoch wie seit über 20 Jahren nicht mehr, berichtet die US-Atmosphärenbehörde NOAA. Demnach steuert Sonne gerade auf den Höhepunkt eines elfjährigen Zyklus zu, in dem sie stärker und wieder schwächer wird. In ihren aktiven Phasen häufen sich auch Sonnenstürme, die aus den dunklen Flecken entstehen. An diesen Stellen verdrillt sich das Magnetfeld der Sonne und bildet Schlingen, die reißen und Milliarden Tonnen hochenergetischer Teilchen ins All katapultieren können.

"Es kann also noch schlimmer kommen"

"Nur ein einzelner riesiger Fleck kann für einen gefährlichen Ausbruch sorgen", sagt Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS). Solanki rechnet damit, dass die Zahl der Sonnenstürme in den kommenden Jahren noch zunimmt. Gegen kleinere Ausbrüche schützt die Erde ihr Magnetfeld – nur an den Polen schaffen es die geladenen Teilchen von der Sonne bis in die Atmosphäre und bringen die Teilchen dort zum Leuchten.

Größere Stürme sind dagegen eine Gefahr, weil sie einen elektromagnetischen Impuls erzeugen, der Schaltkreise überladen und zerstören kann. In nördlichen Breiten lassen Sonnenstürme immer wieder das Stromnetz zusammenbrechen, auch für Satelliten sind sie gefährlich. "Aber wir haben die letzten 150 Jahre keinen so richtig großen Sonnensturm gehabt", sagt Astronom Solanki. "Es kann also noch schlimmer kommen." Erst 2012 entging die Erde wohl nur knapp einer großen Katastrophe.

Sonnensturm könnten Billionenschaden anrichten

Am 23. Juli des Jahres warf die Sonne mehrere Billionen Tonnen heißes Plasma aus, genau dorthin, wo sich unser Planet noch wenige Tage zuvor befand: "Hätte sich die Eruption eine Woche vorher ereignet, wäre die Erde im Weg gewesen", sagte der Astronom Daniel Baker zwei Jahre später in einer Mitteilung der Nasa. "Wir haben unglaubliches Glück gehabt. Hätte er getroffen, würden wir noch immer die Schäden beseitigen." Einen Eindruck von den Auswirkungen eines großen Sonnensturms gibt das sogenannte Carrington-Ereignis von 1859.

In dem Jahr traf ein ähnlich großer Auswurf wie 2012 die Erde direkt. Polarlichter waren selbst in Rom und Havanna zu sehen. Die gerade erst aufgebauten Telegrafennetze in Nordamerika und Europa wurden stark beschädigt, durch Funkenschlag an den Empfängern wurden mehrere Menschen verletzt. Bei einem ähnlichen Ereignis heute würde "alles lahmgelegt, das an eine Steckdose angeschlossen ist", so die Nasa. Die möglichen Schäden eines solchen Sturms schätzte die Behörde 2014 auf 1,5 Billionen Euro.

Verwendete Quellen
  • spaceweather.com
  • science.nasa.gov: Near Miss: The Solar Superstorm of July 2012 (englisch)
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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